Früher in den Ruhestand oder länger in die Arbeit? Neue Daten der Deutschen Rentenversicherung zur Rente zeigen es: Das Renteneintrittsalter steigt an. Allerdings bleibt auch der Drang zur Frührente spürbar. Von den 950.000 Neu-Rentnern haben 2023 aber weniger als 400.000 die gesetzliche Altersgrenze erreicht. 279.134 davon bezogen die sogenannte "Rente mit 63".
Grund genug für viele Experten weiter eine Abschaffung der Frührente zu fordern. Bereits im August dieses Jahres hatte der Wirtschaftsweise Martin Werding eine klare Meinung zu diesem Thema geäußert. Der Funke Mediengruppe erklärte der 60-Jährige, dass Frührente in Ordnung sei, dass aber die Abschläge dafür von 3,6 Prozent pro Jahr zu niedrig seien. "Stattdessen müssten es 5 bis 6 Prozent sein".
Rente mit 63: Höhere Abschläge für mehr Gerechtigkeit
Als total unangemessen empfindet Werding den Gedanken einer Frührente ohne Abschläge. Eine Rente mit 63 ohne entsprechende Abgaben für Personen, die gesund sind und normal bis überdurchschnittlich verdienen, würden "angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels überhaupt nicht in die Landschaft" passen.
Die Abschlag-Forderung hat massive Folgen für die Rentner. Gegenüber der Bild-Zeitung hat Martin Werding seine Aussagen weiter erläutert: "Bei Abschlägen von 5 Prozent sinkt die Standardrente von derzeit rund 1770 Euro im Monat auf 1680 Euro. Bei 3,6 Prozent-Abschlägen bekommt man monatlich 1705 Euro. In beiden Fällen erhält man die niedrigere Rente jeweils ein ganzes Jahr länger."
Und weiter: "Wenn die Abschläge zu niedrig sind, bekommt man am Ende eine höhere Rente als andere, die bis zur Regelaltersgrenze arbeiten. Wenn die Abschläge richtig berechnet werden, gleichen sich die Effekte genau aus." Die Forderungen sorgen in der Politik für unterschiedliche Meinungen.
Frührente: Uneinigkeit in der Politik
Uneins ist man sich in der SPD. Hier, so heißt es im Bild-Bericht, spricht sich der Arbeitsmarkt- und sozialpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Martin Rosemann, gegen solche Überlegungen aus: "Die Möglichkeit, nach 45 Versicherungsjahren, zwei Jahre früher abschlagsfrei in Rente zu gehen, steht für die SPD nicht zur Debatte. Das ist eine Frage des Respekts!"
Das ist eine Frage des Respekts
Anders sieht es der SPD-Abgeordnete Joe Weingarten. Er findet, dass die "Vorschläge grundsätzlich in die richtige Richtung gehen. Frühverrentungen passen nicht mehr in die Zeit des Fachkräftemangels."
Und Zustimmung kommt laut der Bild aus den Reihen der CDU. Arbeitsmarkt-Experte Stephan Stracke erklärt dazu: "Zu viele Leute gehen vorzeitig in den Ruhestand, weil es selbst mit Rentenabschlägen attraktiv ist, nicht mehr weiterzuarbeiten." Laut Stracke müssten Zu- und Abschläge für Renten nun neu berechnet werden.
Streichung der Frührente: "Vorschlag ist komplett lebensfremd"
Auch CDU-Politiker Jens Spahn hatte sich im März 2024 bereits mehr als deutlich zur Rente mit 63, beziehungsweise zur Frührente gegenüber der Bild-Zeitung geäußert: "Die Rente mit 63 kostet Wohlstand, belastet künftige Generationen und setzt die falschen Anreize. Sie sollte sofort abgeschafft und durch eine bessere Erwerbsminderungsrente ersetzt werden."
Ein Umdenken bei der Rente mit 63 Jahren hatte bereits im November 2023 Monika Schnitzer, die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, gefordert. UND: Sie würde die Mütterrente auch auf die Streichliste setzen für die notwendigen Sparmaßnahmen.
Widerstand kommt bei der Debatte um die Rente mit 63 aus der Wirtschaft. Zu den Vorschlägen von Werding haben Arbeitnehmervertreter gegenüber der Bild-Zeitung ihrem Unmut Luft gemacht. So erklärte Birgit Biermann, stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft IGBCE: "Dieser Vorschlag ist komplett lebensfremd und gehört zurück in die Mottenkiste."
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