In den ersten drei Monaten des Jahres 2025 haben die 94 gesetzlichen Krankenkassen einen Überschuss in Höhe von 1,8 Milliarden Euro erzielt. Das Bundesministerium für Gesundheit schreibt zur Finanzentwicklung der GKV im 1. Quartal: Die Finanzreserven der Krankenkassen betrugen zum Quartalsende rund 3,6 Milliarden Euro. Die Beiträge werden aber wohl dennoch weiter steigen.
Bereits zum Juli haben sechs Krankenkassen eine Erhöhung der Beiträge beantragt. Den Grund liefert Bundesgesundheitsministerin Nina Warken: "Die guten Zahlen täuschen. Der Überschuss der gesetzlichen Krankenkassen im ersten Quartal 2025 dient ausschließlich zum Auffüllen der niedrigen Reserven und ist kein Zeichen für eine sich entspannende Finanzsituation in der GKV."
Ausgaben der Krankenkassen höher, als die Einnahmen – Mindestreserve schrumpft
Warken macht das Problem der Krankenkassen in ihrem Statement deutlich: "Auch in den ersten drei Monaten des Jahres 2025 sind die Ausgaben wieder deutlich stärker als die Einnahmen gewachsen. Das erhöht den Druck auf die Zusatzbeiträge mit Blick auf das kommende Jahr und unterstreicht den Handlungsbedarf."
Die Reserven der Kassen lagen Ende März bei 3,6 Milliarden Euro. Dies entsprach laut Bericht aber nur der Hälfte der gesetzlich vorgesehenen Mindestreserve von 0,2 Monatsausgaben der Kassen.
Welche Folgen der Kostendruck haben könnte, zeigt der "GKV-Check-up 2025" der Unternehmensberatung McKinsey. Mit Blick auf die Ergebnisse geht dabei Gesundheitsökonom David Matusiewicz von der Fachhochschule für Ökonomie und Management (FOM), davon aus, dass rund 60 Krankenkassen das Aus drohen könnte.
Beiträge stabilisieren: Gesundheitsministerin drückt aufs Tempo
Angesichts der angespannten Lage möchte die Gesundheitsministerin das Tempo für Reformen erhöhen. Warken: "Eine Expertenkommission wird Vorschläge erarbeiten, auf deren Basis die Beitragssätze dauerhaft stabilisiert werden sollen. Diese Vorschläge sollen deutlich früher vorliegen als im Koalitionsvertrag vorgesehen."
Bisher hatte man sich darauf verständigt, dass bis zum Frühjahr 2027 konkrete Vorschläge erarbeitet werden sollen.
Neben der Expertenkommission soll laut Nina Warken parallel "zügig mit der Erarbeitung von Strukturreformen" begonnen werden, um die Weichen für eine langfristige Stabilisierung der GKV-Finanzen zu stellen.
GKV setzt auf Ausgabenmoratorium für schnelle Hilfe
Auch beim GKV-Spitzenverband Bund der Krankenkassen wünscht man sich ein höheres Tempo zur Verbesserung der Lage der Krankenkassen. Auf Nachfrage von inFranken.de heißt es: "Um den Beitragsanstieg umgehend zu stoppen, brauchen wir für die gesetzliche Krankenversicherung noch vor der Sommerpause ein Vorschaltgesetz, in dem ein Ausgabenmoratorium für sämtliche Leistungsbereiche festgelegt werden muss."
Bereits im Mai dieses Jahres hatte Doris Pfeiffer, Chefin des GKV-Spitzenverbandes ein solches Ausgabenmoratorium mit Blick auf den immer größer werden Druck auf die Kassen gefordert. Jetzt hat der GKV diese Forderung erneuert.
Gegenüber unserer Redaktion fordert der Spitzenverband Bund der Krankenkassen "klare gesetzliche Vorgaben", mit denen sichergestellt werden kann, "dass die Krankenkassen künftig nicht mehr ausgeben müssen als sie einnehmen".
GKV: "Dadurch würde keine einzige Leistung wegfallen, aber die künftigen Preis- und Honoraranstiege zum Beispiel für Ärzte, Krankenhäuser und Arzneimittel würden sich an den Einnahmen orientieren. Wenn die Ausgaben der Krankenkassen nicht mehr schneller steigen als die Einnahmen, muss es keine Beitragserhöhungen mehr geben – das ist für die Beitragszahlenden dringend notwendig und entlastet zugleich auch die Wirtschaft."
Wäre ein weiterer Beitragsanstieg zum Jahreswechsel die Folge und ein Ende in den kommenden Jahren nicht in Sicht.
Ein mögliches Ausgabenmoratorium, betont der Verband, könne aber "nur eine Übergangslösung sein, bis durch nachhaltige Strukturreformen die Finanzen der GKV wieder im Gleichgewicht sind". GKV: "Sollte es aber weder zu kurz- noch zu mittel- und langfristigen Maßnahmen kommen, wäre ein weiterer Beitragsanstieg zum Jahreswechsel die Folge und ein Ende in den kommenden Jahren nicht in Sicht."
Keine Zuschüsse mehr für Krankenkassen mit neuem Bundeshaushalt
Auf mehr Geld durch den Staat dürfen die gesetzlichen Krankenkassen nicht hoffen. Bei der Vorstellung des Bundeshaushalts 2025 am Dienstag, 24. Juni 2025, erklärte Finanzminister Lars Klingbeil, dass es keine weiteren Zuschüsse geben wird.
Zur Stabilisierung des GKV-Beitragssatzes wäre demnach nur ein überjähriges Darlehen in Höhe von 2,3 Milliarden Euro eingeplant. Beim Spitzenverband Bund der Krankenkassen (GKV) ist man wenig begeistert über die getroffenen Entscheidungen.
Man ist sich sicher, dass damit "der permanente Erhöhungsdruck auf die Zusatzbeitragssätze erhalten bleibt.