Schon im März 2025 erklärte das Bundesministerium für Gesundheit, dass "die gesetzlichen Krankenkassen für das Jahr 2024 ein Defizit von rund 6,2 Mrd. Euro ausweisen" würden. Anfang Mai unterstrich die neue Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) die extrem angespannte finanzielle Lage. Die Situation sei "dramatischer als ohnehin angenommen", erklärte sie. 

Droht jetzt der große Kassen-Knall? Müssen die Beitragszahler jetzt immer tiefer in die Taschen greifen und mehr Geld zahlen? Doris Pfeiffer, Chefin des GKV-Spitzenverbandes (Spitzenverband Bund der Krankenkassen) machte gegenüber der Rheinischen Post klar, dass es "eine Akuttherapie" braucht für das System, sonst würden "zum nächsten Jahreswechsel die Krankenkassenbeiträge durch die Decke gehen". 

GKV-Chefin Pfeiffer fordert ein Ausgaben-Moratorium

In einem ersten Rettungsversuch gab es jetzt 800 Millionen Euro Zuschuss vom Bund, um die angeschlagenen gesetzlichen Krankenkassen am Leben zu erhalten. Eine Maßnahme, die man beim GKV auf Nachfrage von inFranken.de mit einem deutlichen Appell kommentierte: "Ein ‚Weiter so‘ ist keine Option. Die Lösung der Finanzprobleme auf die Ergebnisse einer Reformkommission im Jahr 2027 zu schieben, verkennt den Ernst der Lage."

Und Pfeiffer legte bei rp-online.de mit einer entscheidenden Forderung nach: "Für die kurzfristige Stabilität der gesetzlichen Krankenversicherung und zum Schutz der Beitragszahlerinnen und Beitragszahler brauchen wir noch vor der Sommerpause ein Vorschaltgesetz, in dem ein Ausgaben-Moratorium für sämtliche Leistungsbereiche festgelegt werden muss."

Die GKV-Chefin begründet ihre Überlegung: "Ein Ausgabenmoratorium würde durch eine strikte Bindung der Ausgabenentwicklung an die reale Einnahmesituation der gesetzlichen Krankenversicherung sicherstellen, dass die Beitragssätze stabil bleiben können."

Ausgaben für Bürgergeldempfänger müssen "fair finanziert" werden

Bei einer entsprechenden Umsetzung könnte der große Kassen-Knall mit weiter massiv steigenden Beiträgen verhindert werden. Pfeiffer bei der Rheinischen Post: "Keine Preis- oder Honorarerhöhungen mehr, die über die laufenden Einnahmen hinausgehen."

Stabile Beiträge seien demnach für die Beitragszahlenden dringend notwendig. Zudem würden sie auch die Wirtschaft entlasteten. Dies sei in den Augen der GKV-Chefin. eine Aufgabe für die gesamte Bundesregierung.

Ein weitere Punkt den Pfeiffer aus dem aktuellen System herauszieht, ist die Versorgung der Bürgergeldempfänger. Hierzu erklärt sie im Bericht: "Neben dem Ausgabenmoratorium ist es notwendig, dass die medizinische Versorgung der Bürgergeldbezieher endlich fair finanziert wird. Auch das sollte in dem Vorschaltgesetz vor der Sommerpause geregelt werden."

Aktuell, so heißt es, müsste der Bund nach Berechnungen der Krankenkassen insgesamt rund zehn Milliarden Euro mehr überweisen, um die Kosten der Bürgergeldempfänger tatsächlich zu decken.

Studie der Privaten Krankenversicherungen: So zahlen Junge Menschen immer mehr

Mit großer Sorge schaut man auch beim Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) auf die Entwicklungen bei den Gesetzlichen Krankenkassen. 

Gegenüber unserer Redaktion verweist der PKV auf eine aktuelle Studie durch das Wissenschaftliche Institut der PKV (WIP).

Die gewonnen Daten kommentiert PKV-Verbandsdirektor Florian Reuther: "Ohne grundlegende Reformen zahlen junge Menschen in Zukunft einen immer höheren Preis für ein System, das an seine Grenzen stößt. Der massiv steigende Beitragssatz zur Sozialversicherung gefährdet nicht nur Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum, sondern auch den sozialen Zusammenhalt."