Man müsse sich darauf einstellen, "länger zu arbeiten", auch müsse man sich "von einigen nicht unbedingt erforderlichen, aber teuren Vorzügen unseres Rentensystems" verabschieden. Keine unbekannten Forderungen, wenn es um die Zukunft des Rentensystems in Deutschland geht.
Der Vorsitzende der Jungen Gruppe der Unionsfraktion im Bundestag hat sich im Interview mit der Zeitung Welt, mit diesen Aussagen zu Wort gemeldet. Und Pascal Reddig hat bei seinen Ausführungen eine ganz spezielle Renten-Wohlfühl-Garantie auf der Streichliste.
Nachhaltigkeitsfaktor muss bei der Rente wieder greifen
Aktuell wurde das Rentenniveau bei 48 Prozent festgesetzt – bis zum Jahr 2031. Für Reddig kann das danach so nicht weitergehen. Die Garantie der Rente kann nur deshalb gegeben werden, da die eingesetzte Haltelinie den sogenannten Nachhaltigkeitsfaktor verdrängt hat.
Reddig: "Das müssen wir so schnell es geht rückgängig machen und nach 2032 wieder zur vollen Wirksamkeit des Nachhaltigkeitsfaktors zurückkehren. Er sollte sogar verdoppelt werden, damit die Lasten der demografischen Alterung gerecht auf die Generationen verteilt werden."
inFranken.de ist bereits seit Beginn des Jahres 2025 immer wieder bei der Berichterstattung rund um den brisanten Faktor nah dran. Im April 2025 kam das Thema erstmals auf, als klar war, dass ab Juli die Aussetzung des Faktors enden sollte.
Was steckt hinter dem Nachhaltigkeitsfaktor bei der Rente?
Mit der Rentenerhöhung im Juli um 3,74Prozent war dann klar, die Bundesregierung wird die Aussetzung verlängern, um das versprochene Rentenniveau von 48 Prozent überhaupt erreichen und halten zu können. In der Rentenformel fehlt der Faktor, im Koalitionsvertrag taucht er mit Einschränkung noch als Randnotiz auf.
Warum wird die Rente ohne den Faktor berechnet, obwohl dieser im Gesetz steht? Auf Nachfrage hatte sich im Juni der Sozialverband Deutschland (SoVD) dazu geäußert. Eigentlich, so sieht es auch Henriette Wunderlich, SoVD-Referentin für Rente und Arbeit, würde es sich bei genauer Betrachtung doch "ausschließen", dass die Bundesregierung beide Maßnahmen laut Koalitionsvertrag aufrechterhalten möchte – das Rentenniveau und den Nachhaltigkeitsfaktor.
Die Expertin geht davon aus, dass es sich um eine Hintertür der Regierung handelt: "Ich denke , wenn man etwas aus dem Gesetz rausstreicht, ist es auch schwieriger es wieder reinzubekommen." Und für Reddig ist klar: "Massive Rentensteigerungen, wie wir sie zum Teil in der Vergangenheit erlebt haben, werden in den kommenden Jahren nicht mehr möglich sein, wenn wir nicht wollen, dass das Rentensystem insgesamt kollabiert."
Warum die alternde Bevölkerung für das Rentensystem ein Problem ist
Die Jungen Gruppe der Unionsfraktion im Bundestag hat neben dem Nachhaltigkeitsfaktor noch das Renteneintrittsalter auf der Streichliste stehen. Wie Pascal Reddig im Welt-Interview erklärt, muss sich an dieser Stelle auch massiv etwas bewegen: "Die Rente mit 70 ist eine mögliche Lösung, das sagen viele Ökonomen und Rentenexperten."
Ihm sei aber demnach auch klar, dass man dafür "eine gesellschaftliche Mehrheit braucht und eine Einigung zwischen den Koalitionspartnern". Reddig: "Ein Kompromiss wäre daher, das Renteneintrittsalter an die steigende Lebenserwartung zu knüpfen."
Der CDU-Politiker verweist darauf, dass die Menschen in Deutschland immer älter werden. Die Dauer des Rentenbezugs sei "im Durchschnitt stark gestiegen". Reddig: "Das ist für die Rentenversicherung sehr teuer. Dem kann man nur begegnen, wenn man die steigende Lebenserwartung beim Renteneintrittsalter mitberücksichtigt. Wir würden dann zu einer sukzessiven Erhöhung des Renteneintrittsalters kommen."
Abschaffung der Frührente sollte eine Lösung sein
Um die Frührente zu verhindern, würde er sie unattraktiv machen. Reddig: "Schon jetzt macht das die Hälfte der Beschäftigten, das sind zu viele. Wir müssen die Welle der Frühverrentungen stoppen."
Es ginge dabei ausdrücklich "um jene, die länger arbeiten könnten". In diesen Fällen müsse es deutlich höhere Rentenabschläge bei Frührenten geben.
Reddig wird noch deutlicher: "Wir müssen dafür sorgen, dass die Rente mit 63 in ihrer heutigen Form faktisch abgeschafft wird."