Fast 40 Prozent der Menschen haben keine Zusatz-Rente. In Berlin hat sich Anne Langelüddeke, Leiterin des Dezernats „Entwicklungsfragen der Sozialen Sicherheit und Altersvorsorge“ bei der Deutschen Rentenversicherung (DRV) sehr besorgt über die aktuelle Lage in Deutschland geäußert. 

Wie die Daten der DRV zeigen, fehlen häufig die finanziellen Spielräume. Heißt: Von Menschen mit einem Einkommen von bis zu 1.500 Euro monatlich sorgen nur 45 Prozent zusätzlich vor. Bei Gutverdienern mit 5.500 Euro oder mehr im Monat sind es 82 Prozent. Aber nicht nur schlecht Versicherten droht die Pleite in der Rente.

Wer ist in der Rente meist von Geldnot betroffen?

Den Ergebnissen der DRV zufolge sind einige Personengruppen besonders schlecht versichert: 

  • Personen im Alter von 25 bis 34 haben eine Abdeckung von 53 Prozent
  • Bei den Ostdeutschen haben nur 57 Prozent eine Zusatz-Rente
  • Wer drei oder mehr Kinder hat kommt auf eine Abdeckung von 57 Prozent
  • Personen ohne deutsche Staatsbürgerschaft liegen bei 37 Prozent Abdeckung

Wie die Frankfurter Rundschau in einem Beitrag dazu schreibt, hat die Deutsche Rentenversicherung auch versucht, mithilfe der aktuell verbleibende Lebenserwartung von Menschen im Alter von 67 Jahren herauszufinden, wie lange den Senioren die private oder betriebliche Rente im Schnitt ausreichen muss.

Die Ergebnisse zeigen, dass von 100.000 Menschen, mit 67 Jahren, etwa die Hälfte der Frauen und etwas mehr als ein Drittel der Männer 20 Jahre später noch leben werden. Laut Langelüddeke würden dabei viele Menschen bei der DRV von einem Auszahlungsplan von 20 Jahren nach dem Renteneintritt ausgehen – gerade wenn es um Auszahlung privater Sparbeträge geht.

Anne Langelüddeke erklärt dazu in Berlin: "Wir sehen aber, dass das ein Risiko ist. Und für viele Menschen steigen die Kosten zu dem Zeitpunkt wieder an, wenn das Geld ausgeht." Auch wenn es gute Angebote gibt, um die steigenden Pflegekosten abzudecken – vielen Rentner droht dadurch ein finanzielles Fiasko. 

Zieht man dazu eine Bilanz aus den Ergebnissen der DRV, dann müssen besonders Frauen viel mehr private Vorsorge betreiben als Männer. Ihre Lebenserwartung ist ungleich höher. Im Schnitt lebt ein Drittel der Frauen, die mit 67 Jahren in Renten gegangen sind, mit 91 Jahren noch immer. Also 24 Jahre nach Beginn des Ruhestandes. 

Sicherheit der Rente in Gefahr: "Mehr-Säulen-System bröckelt"

Langelüddeke und die Rentenversicherung weisen zudem darauf hin, dass die Tendenz für die private Altersvorsorge sogar rückläufig sei. Die Auswertungen zeigen, dass im Jahr 2023 von den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Alter von 25 bis 66 Jahren 52 Prozent eine betriebliche Altersvorsorge hatten. 

Mit einer Riester-Rente sorgen 27 Prozent vor. Insgesamt haben 62 Prozent entweder eines von beiden oder beides. 

Bei diesen Zahlen fällt der Blick von Anne Langelüddeke auf das Rentensystem eher ernüchternd aus: "Das Mehr-Säulen-System bröckelt. Ein Weiter-So ist schwierig." Die Forderung ist deutlich: Man müsse Mittel finden, mehr Menschen für die Zusatzvorsorge zu motivieren. Für die DRV-Abteilungsleiterin ist dabei auch klar, dass man "im schlimmsten Fall sogar ein Obligatorium" braucht. Heißt: Es müsste eine verpflichtende Zusatzvorsorge eingeführt werden.

Private Vorsorge: Es wird zu wenig eingezahlt

Und die Experten wiederholte ihre Sorge: "Das Mehr-Säulen-System funktioniert nicht so, wie man es sich gedacht hat." Ein Problem bei den Überlegungen zur privaten Vorsorge sei es, dass im Durchschnitt mit 3,6 Prozent des Einkommens zu wenig eingezahlt wird, um die Lücke bei der gesetzlichen Rente ganz auszugleichen. Zielmarke beim Start der Reform waren vier Prozent.

Von Union und SPD erwartet man bei der Deutschen Rentenversicherung jetzt deutlich mehr Maßnahmen. Im Koalitionsvertrag bleibe es demnach zu unklar, was bei der Riester-Rente geplant sei. Die Riester-Rente pendelt zwischen Reform und Flop und steht damit seit Jahren in der Kritik. 

Denkbare Lösungsansätze sind aus Sicht der Rentenversicherung neben einer sehr umstrittenen Pflichtvorsorge zusätzliche Informationsangebote, aber auch eine umfangreichere Förderung jener Gruppen, die am wenigsten vorsorgen. 

Armut in der Rente ist ein großes Problem

Wie dringend es ist, hat nicht zuletzt auch im April der Renten-Report 2025 in Bayern gezeigt. Die Ergebnisse sprechen lassen durchaus auch Rückschlüsse für ganz Deutschland ziehen. Auf Nachfrage von inFranken.de haben sich die Tafel Bayern und der Sozialverband VdK Bayern zur Situation, zu Zahlen und möglichen Veränderungen geäußert.

Dazu unterstreichen Auswertungen zur durchschnittlichen Rentenhöhe die finanzielle Not, in die es viele Senioren mit der Rente zieht. 

Nur etwa 0,5 Prozent der Rentner bekommen mehr als 3000 Euro Rente. Doch solche Beträge erreichen nur die wenigsten Senioren. Auch hier bleiben die Zahlen der DRV ernüchternd. Gegenüber inFRanken.de hat dazu Michaela Engelmeier, Vorstandsvorsitzende beim Sozialverband Deutschland (SoVD) erklärt: "Die aktuellen Zahlen der Deutschen Rentenversicherung sind ein erneuter Weckruf."

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