Jetzt soll endlich alles besser werden mit der Riester-Rente. Die neue Regierung unter Bundeskanzler Friedrich Merz will das Vorsorgemodell erneuern. Eine echte Reform soll her. Seit Jahren hängt das Sparen für die Rente mit Riester zwischen Flop und Reform.
Im Koalitionsvertrag von Union und SPD steht dazu: "Wir werden die bisherige Riester-Rente in ein neues Vorsorgeprodukt überführen, von bürokratischen Hemmnissen befreien und mit dem Verzicht auf zwingende Garantien sowie der Reduzierung der Verwaltungs-, Produkt- und Abschlusskosten reformieren." Doch was ist jetzt überhaupt noch sinnvoll? Experten sind skeptisch.
Bundesregierung ist bei Plänen zur Riester-Rente nicht weiter
Schaut man auf den aktuellen Umgang der Bundesregierung mit dem Thema Riester-Rente, scheint das Misstrauen berechtigt. Im Bundestag hatten die Grünen zuletzt eine sogenannte "Kleine Anfrage" gestellt. Dabei ging es konkrete Pläne der Regierung.
Laut bundestag.de heißt es zur Anfrage der Grünen: Darin fragt sie die Bundesregierung unter anderem, welche Schlussfolgerungen diese aus den Auszahlungsstatistiken bestehender Riester-Verträge zieht. Ferner erfragt sie verschiedene Daten zur Entwicklung der Riester-Verträge.
Beantworten konnte man die Frage nicht. Von Michael Schrodi, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzministerium gab es lediglich als Antwort: "Die Bundesregierung arbeitet an einer zügigen Umsetzung der im Koalitionsvertrag vereinbarten Reform der privaten Altersvorsorge. Ein konkreter Zeitplan liegt noch nicht vor."
Großes Mistrauen gegenüber der Riester-Rente
In der Vergangenheit wurden bereits Millionen Riester-Verträge gekündigt. Zu schlecht waren die finanziellen Ergebnisse, die durch das Sparen erzielt wurden. Für inFranken.de hat die Deutsche Rentenversicherung (DRV) bereits im Jahr 2024 einen Riester-Check durch das Portal Finanztip analysiert und eingeordnet.
Für die Kritiker bleibt das Modell zu teuer, zu unrentabel und zu unübersichtlich. Riester ist für sie ein totaler Vorsorge-Flop. Auch die neuen Pläne der Regierung machen demnach keinen Sinn.
In einem Bericht der Tagesschau spricht sich Britta Langenberg, Altersvorsorge-Expertin der Bürgerbewegung Finanzwende demnach vielmehr dafür aus, dass man auf "ein staatlich gelenktes Altersvorsorge-Produkt" setzen sollte. Langenberg erklärt: ""Wir glauben nicht, dass die Riester-Rente reformierbar ist. Es hat ja schon während der vergangenen 20 Jahre die unterschiedlichsten Reformversuche gegeben. Das hat zu nichts geführt. Wir glauben deshalb, dass es einen grundlegenden Systemwechsel braucht, und zwar hin zu einem einfachen, einem kostengünstigen und einem staatlich organisierten Produkt."
So viel Geld gibt es mit Riester: Aktuelle Zahlen des Bundesfinanzministeriums
Wie es aktuell um das Potenzial bei der Riester-Rente bestellt ist, zeigen am besten die Zahlen des Bundesfinanzministeriums zur Auszahlung der Riester-Rente im Leistungsjahr 2023. Wie uns das Ministerium auf Nachfrage mitgeteilt hat, wurden aktuellsten Zahlen im März 2025 mit der Riester-Auszahlungsstatistik veröffentlicht.
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Danach waren 1.165.245 Personen mit mindestens einem geförderten Riester-Vertrag in der Auszahlungsphase. Davon waren 243.837 komplett neue Verträge, die im Vorjahr noch nicht in der Auszahlungsphase waren. Weitere Zahlen laut dem Ministerium:
- Das Auszahlungsvolumen aller Riester-Verträge belief sich demnach auf rund 1,91 Milliarden Euro. Der durchschnittliche jährliche Auszahlungsbetrag (arithmetisches Mittel) lag bei 1.636,13 Euro. Der Median, der die zentrale Tendenz beschreibt, betrug 864 Euro.
- Eine durchschnittliche Rente durch Riester lag damit im Monat bei 136,34 Euro.
Geht man davon aus, dass die maximale förderfähige Einzahlung 2.100 Euro pro Jahr, inklusive der staatlichen Zulagen beträgt, erscheint die erhaltene Riester-Rente pro Monat sehr gering.
Riester-Pläne von Union und SPD
Kanzler Merz und die neue Regierung wollen mit ihren Plänen ein neues Vorsorgeprodukt schaffen, das ohne verpflichtende und garantierte Auszahlungsbeträge das alte Modell ablösen soll.
Unter anderem das Portal gegen-hartz.de hat sich das Vorhaben etwas genauer angeschaut. Fachleute gehen davon aus, dass das Modell künftig stärker auf ETF‑basierte Standard‑Portfolios setzt wird. Damit sollen Kosten gesenkt werden und sich die Renditechancen erhöhen.
Verbraucherschützer, so heißt es im Bericht, "warnen vor höheren Schwankungsrisiken, während Ökonomen das Ende der teuren Beitragsgarantie als überfälligen Schritt hin zu rentablerer Altersvorsorge werten". Weitere Pläne der Regierung für die "neue" Riester-Rente:
- Mehr Menschen sollen Zugang dazu bekommen. Heißt: Der Kreis der Förderberechtigten soll größer werden – zum Beispiel können auch verstärkt Selbstständige das Angebot wahrnehmen.
- Vereinfachung von Zulagen und Steuervergünstigungen.
- Private Altersvorsorge soll stärker kapitalgedeckt werden.
Rechenbeispiel zeigt erschreckende Zahlen
Dass nur eine grundlegende und umfangreiche Reform die Riester-Rente retten kann, zeigt ein Rechenbeispiel des Portals Handelsblatt. Die Experten der Wirtschafts- und Finanzzeitung zeigen damit die derzeitigen Mängel der privaten Altersvorsorge auf.
Die Rechnung mit einem 30-jähriger Single der einen neuen, klassischen Riester-Vertrag abschließt. Er verdient bei diesem Beispiel (der Einfachheit halber bis zum Renteneintritt) 35.000 brutto pro Jahr. Er entscheidet sich, mit vier Prozent die Minimalanforderung auf sein Riester-Konto einzuzahlen. In Rente gehen möchte er mit 65 Jahren, zahlt also 35 Jahre ein.
- Pro Jahr erhält er eine Zulage von 175 Euro. Damit kommt er auf: 35 x 175 Euro. Macht 6.125 Euro.
- Eigenen Einzahlungen belaufen sich nach 35 Jahren auf: 35 x 1.236 Euro, also 43.260 Euro. In der Summe kommt es auf 49.385 Euro.
- Jährlich kommen darauf die aktuell gängigen 0,25 Prozent Zinsen, woraus sich ein angespartes Gesamtkapital von 51.199,98 Euro ergibt.
Was schnell auffällt, das sind nach 35 Jahren nicht einmal 2.000 Euro zusätzlich zu dem, was der Einzelsparer inklusive der geschenkten Zulagen eingezahlt hat. Wie viel der Mann unterm Strich bekommt, wird erst mit dem Auszahlungsbeginn deutlich. Dazu schreibt das Handelsblatt: "Bereits im Voraus bietet der Rentenfaktor eine Richtschnur. An diesem Faktor kann man erkennen, welchen monatlichen Betrag der Anbieter pro 10.000 Euro angespartem Kapital garantieren möchte. Realistisch ist derzeit ein Rentenfaktor von 25."
Nimmt man diesen Faktor von 25 bedeutet es für den 30-jährigen Single aus dem Rechen-Beispiel: Er käme auf eine kleine monatliche Zusatzrente von rund 130 Euro.
Laut der Finanz-Experten ist es immer gut zu prüfen, ob in der eigenen Situation, "der Abschluss einer klassischen Riester-Rente sinnvoll ist". Das Handelsblatt schreibt dazu, dass es wichtig sei, die Kosten, Renditeerwartungen und die eigene Lebenssituation zu berücksichtigen und möglicherweise mit anderen Vorsorgeoptionen zu vergleichen. Gut verdienende Arbeitnehmer könnten mit der Riester-Rente durchaus auch Steuern sparen.