Das Rentensystem in Deutschland steht auf sehr wackeligen Beinen – zumindest bekommt man den Eindruck, wenn man sich die Diskussionen und das Ringen um Reformen anschaut. Daten und Zahlen tun ihr Übriges dazu. Nur etwa 0,5 Prozent der Rentner bekommen mehr als 3000 Euro Rente. Doch solche Beträge erreichen nur die wenigsten Senioren.

Der durchschnittliche Rentenzahlbetrag liegt deutlich darunter. Das geht aus einer Antwort der Deutschen Rentenversicherung hervor, die die Süddeutsche Zeitung (SZ) auf eine Anfrage dazu erhalten hat. Weiter heißt es im Bericht: "Die Summe, welche die DRV auf die Konten überweist, ist dann noch einmal deutlich kleiner. Dann werden noch Steuern auf einen Teil der Rente fällig".

Regelaltersrente nur bei 770,20 Euro – diese Zahlen sind "ein Weckruf"

Der durchschnittliche Rentenzahlbetrag lag 2023 demnach bei 1102,16 Euro. Für langjährig Versicherte mit 35 Beitragsjahren waren es immerhin rund 1260 Euro Brutto-Altersrente. 1574 Euro waren es bei 45 Versicherungsjahren. Die durchschnittlichen Rentenzahlbeträge laut DRV:

  • Regelaltersrente 770,20 Euro
  • Altersrente für besonders langjährig Versicherte 1574,27 Euro
  • Altersrente für langjährig Versicherte 1259,78 Euro
  • Altersrente für schwerbehinderte Menschen 1343,21 Euro

Auf Nachfrage von inFranken.de ordnet der Sozialverband Deutschland (SoVD)die Daten der DRV als durchaus besorgniserregend ein. Michaela Engelmeier, SoVD-Vorstandsvorsitzende erklärt: "Die aktuellen Zahlen der Deutschen Rentenversicherung sind ein erneuter Weckruf."

Sie würden deutlich zeigen, "wie groß das Risiko der Altersarmut in Deutschland ist".  Engelmeier: "Dass nicht einmal 0,5 Prozent der Rentnerinnen und Rentner über 3000 Euro Rente erhalten, macht klar: Eine solche Rente ist für die große Mehrheit unerreichbar."

Altersarmut für Sozialverband SoVD ein unterschätztes Thema 

Zuletzt hatten im April 2025 neue Auswertungen aus Bayern gezeigt, wie weit Altersarmut vor Ort, aber auch in ganz Deutschland verbreitet ist. Der SoVD wünscht sich daher deutlich mehr Beachtung für dieses Thema. Engelmeier: "Ja, wir sind überzeugt, dass Altersarmut in Deutschland noch immer unterschätzt wird. Sowohl in der öffentlichen Wahrnehmung als auch in Teilen der Politik. Das Thema ist zu wenig präsent, obwohl es Millionen betrifft und unsere Gesellschaft zunehmend spaltet."

Es gäbe genügend Rentner, die nicht wissen würden, wie sie ihre Miete oder die Heizkosten bezahlen sollen. Engelmeier: "Umso irritierender ist es, wenn in der politischen Debatte immer wieder so getan wird, als könne man bei den Renten beliebig kürzen. Das Gegenteil ist der Fall. Die gesetzliche Rente muss wieder stärker in den Mittelpunkt rücken."

Noch sind es die Zahlen für 2023, aber auch für das vergangenen Jahr rechnet man beim SoVD nicht mit einer Verbesserung: "Was das Jahr 2024 angeht: Auch wenn die offiziellen Zahlen noch nicht vorliegen, müssen wir davon ausgehen, dass sich die Lage nicht wesentlich verbessert hat. Gerade angesichts der anhaltenden Preissteigerungen bei Mieten, Energie und Lebensmitteln. Deshalb bleiben wir laut für mehr soziale Gerechtigkeit und eine starke gesetzliche Rente."

Der SoVD fordert ein Rentenniveau von mindestens 53 Prozent, höhere Löhne und bessere Bedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die Vorsitzende Michaela Engelmeier macht gegenüber unserer Redaktion klar: "Eine durchschnittliche Rente nach einem ganzen Arbeitsleben unter 1600 Euro ist schlicht zu niedrig. Die gesetzliche Rente muss den Lebensstandard im Alter sichern. Alles andere kann nur ergänzend wirken. Wer wenig verdient, kann sich private Vorsorge schlicht nicht leisten."

Beispielrechnung zeigt es: Eine Höchstrente ist kaum zu erreichen

Die Deutsche Rentenversicherung hat bei der Anfrage der SZ auch noch eine Muster-Berechnung für eine Person mit 45 Beitragsjahren und einem Einkommen in Höhe der Beitragsbemessungsgrenze (aktuell 8050 Euro im Monat) aufgestellt.

Diese Person würde demnach nach 45 Jahren von 1980 bis 2024 eine Höchstrente von etwa 3444 Euro im Monat bekommen – vor Abzug der Sozialversicherungsbeiträge und Steuern. Die DRV erklärte dem Bericht zufolge, dass solche Biografie jedoch „sehr selten“ sein dürften.

Das Portal ihre-vorsorge.de erklärt dazu, dass das Problem darin liegen würde, dass es kaum jemandem gelingen dürfte 45 Jahre lang den Höchstbeitrag einzuzahlen. Die einen würden zwar die 45 Jahre erreichen, weil sie vielleicht bereits mit 15 als Auszubildende angefangen haben zu arbeiten, sie liegen dann aber oft als Nichtakademiker in der Regel mit ihrem Verdienst weit unter der Beitragsbemessungsgrenze.

Andere kommen vielleicht bereits zu Beginn ihres Berufslebens auf einen Topverdienst, sie erreichen jedoch die 45 Jahre bis zum Renteneintritt nicht, weil sie ein paar Jahre studiert haben. Trotzdem, so heißt es weiter, sind sogar Renten von mehr als 3500 Euro möglich, wenn ein Gutverdiener zum Beispiel mehr als 50 Jahre Beiträge eingezahlt hätte.

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