Immer wieder wird eine Frage in unserer Gesellschaft heiß diskutiert: Wie schaffen wir eine Gerechtigkeit zwischen den Generationen? Besonders beim Thema Rente scheint die Suche nach einer Antwort alles andere als leicht zu sein. Zuletzt forderte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforderung (DIW) eine Extra-Abgabe für Rentner, den sogenannten "Boomer-Soli". Der Vorschlag kam längst nicht überall gut an.

Auch eine Forderung von Soziologe und Gesellschaftsforscher Klaus Hurrelmann sorgt aktuell für Wirbel. Der Grund: In einem Interview mit dem Spiegel schlug Hurrelmann jüngst eine Wehrpflicht für Senioren "am Ende des Arbeitslebens" vor. "Wir müssen aufpassen, dass wir gesellschaftlich nicht in eine Schieflage geraten. Die Jungen leisten viel - auch wenn die Alten gerne auf sie schimpfen", sagte der 81-Jährige.

Soziologe betont: Sollte eine Wehrpflicht kommen, müsse die auch für Senioren gelten

Sollte eine Wehrpflicht eingeführt werden, müsse "die Stärkung der Verteidigungsfähigkeit von allen Generationen getragen werden", so seine Forderung. Nur von den Jungen zu erwarten, das Land zu verteidigen "ist nicht gerecht", betont Hurrelmann. Schließlich würde die jüngere Generation auch schon das Rentensystem tragen, "obwohl nicht klar ist, ob und wie viel sie später selbst davon haben werden." Für seine Forderung erntet der Soziologe aktuell jedoch ordentlich Kritik.

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Es sei "eine Frage des Respekts", dass Senioren, die schon viel für das Land geleistet hätten, von einer Wehrpflicht verschont blieben, sagte beispielsweise Anja Weisgerber, stellvertretende Fraktionsvorsitzende für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend gegenüber der tz. Zudem würde ein entsprechender Dienst im Widerspruch mit dem Modell der "Aktivrente" von Union und SPD stehen. Demzufolge sollen Arbeitnehmer so lange wie möglich berufstätig bleiben und dafür auch steuerliche Anreize erhalten.

Auch von der Linken kommt Kritik: Sarah Vollath, Sprecherin für Renten- und Alterssicherungspolitik betonte auf Nachfrage der tz: "Eine Wiedereinführung der Wehrpflicht und anderer Zwangsdienste lehnen wir als Linke klar ab." Die Abgeordnete kritisierte zudem, dass "Generationen ständig gegeneinander ausgespielt" würden. Viel mehr müsste man jedoch darüber sprechen, "wie wir Freiwilligendienste grundsätzlich attraktiver gestalten können – und zwar für Jung und Alt!"

Vorschlag eines Pflichtjahres für Senioren wurde schon 2024 intensiv diskutiert

Neu ist der Vorschlag eines Pflichtjahres für Rentner nicht. Vor gut einem Jahr kam dieser nämlich von Ex-Familienministerin Kristina Schröder. Zu dieser Zeit sei ziemlich "nonchalant" über eine mögliche Einführung der Wehrpflicht für die jüngere Generation gesprochen worden. In ihrer Kolumne bei derWelt habe sie daher "etwas provokant und ironisch" angeregt, auch über die Option eines Pflichtjahres für Senioren am Anfang ihres Ruhestands nachzudenken, berichtet Schröder im Gespräch mit Welt TV.

Ein ähnliches Konzept brachten Katharina Schulze, Fraktionschefin der Grünen im bayerischen Landtag und der innenpolitische Sprecher Florian Siekmann von den Grünen im März 2025 ins Gespräch. Sie schlugen einen "Freiheitsdienst" vor, der für alle zwischen 18 und 67 gelten soll. Abgeleistet werden könnte dieser in Form von Wehrdienst, Dienst im Bevölkerungsschutz, bei Feuerwehr oder Hilfsorganisationen oder als Gesellschaftsdienst, fasst die dpa zusammen. Dauern soll er für jede Person sechs Monate. Auch dieser Vorschlag erntete jedoch ordentlich Kritik.