Der "Boomer-Soli" sorgte im Sommer für gemischte Reaktionen. Die Idee der Experten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW): Wer im Alter ein hohes Einkommen hat, zum Beispiel durch eine hohe Rente oder andere Alterseinkünfte, zahlt einen Extra-Beitrag. Dadurch könnten niedrige Renten aufgestockt werden - das Geld würde somit innerhalb der Generation umverteilt. Nun hat sich die Deutsche Rentenversicherung (DRV) gegenüber dem Bayerischen Rundfunk (BR) zu dem Vorschlag geäußert.
Für sinnvoll halte der DRV die Idee demnach nicht. Präsidentin Gundula Roßbach begründet: Wer auf dem Papier eine geringe gesetzliche Rente bekomme, beziehe häufig noch andere Altersbezüge und stehe dadurch unterm Strich teilweise sogar besser da, als Ruheständler mit einer durchschnittlichen gesetzlichen Rente. "Da muss man genau hinschauen", betont sie.
Deutsche Rentenversicherung (DRV) äußert sich: Boomer-Soli mit Irrtum
Ein Beispiel: Die Gruppe der Männer, die weniger als 500 Euro aus der gesetzlichen Rentenkasse bekommen, erhielten insgesamt mit allen Altersbezügen 2.752 Euro brutto. Männer, die Renten zwischen 1.000 und 1.500 Euro beziehen, kämen hingegen im Schnitt letztendlich auf 1.873 Euro.
Das sei dem Mix verschiedener Altersversorgungssysteme geschuldet. Beispielsweise gebe es viele Rentner, die erst als Angestellte tätig waren, sich anschließend jedoch selbstständig machten oder als Beamte arbeiteten.
Laut Roßbach erhielten durch den Boomer-Soli also möglicherweise Rentner zusätzliche Zahlungen, die eigentlich keinen Solidarausgleich brauchen. Auch das Geld von vermögenden Rentnern zu holen sei schwierig, denn auf mehr als 2.400 Euro Rente im Monat kommen derzeit nur 16 Prozent der Männer und nur rund drei Prozent der Frauen. Für sinnvoller halte sie es daher, Menschen mit geringen Altersbezügen über die Steuer besser zu stellen.
"Boomer-Soli": So sinnvoll ist die Extra-Abgabe für Rentner laut Experten
Das DIW argumentierte jedoch im Sommer: Der "Boomer-Soli" könnte die Renten stabilisieren, ohne jüngere Generationen direkt mehr zu belasten. Das ließe sich laut den Experten recht kurzfristig umsetzen.
Dieses Geld soll dann nicht in den allgemeinen Bundeshaushalt fließen, sondern ausschließlich zur Finanzierung der Renten genutzt werden. Dazu könnte ein Sondervermögen, speziell für die Umverteilung der Alterseinkünfte, geschaffen werden. DIW-Steuerexperte Stefan Bach betont in der Mitteilung zur Studie: Die Abgabe "träfe in erster Linie gut versorgte Ruheständler, denen es nicht allzu weh tut, einen zusätzlichen Beitrag zu leisten."
Nach Vorstellung des DIW soll die Abgabe daher nur für das einkommensstärkste Fünftel der Rentnerhaushalte gelten. Wie eine Sprecherin des DIW auf Anfrage von inFranken.de erklärt, werde in der Studie dafür von einem Nettoäquivalenzeinkommen von 2750 Euro (im Jahr 2019) ausgegangen. Das sei jedoch nicht gleichzustellen mit dem Haushaltseinkommen, da bei der Berechnung auch die Haushaltsgröße eine Rolle spiele. Einen Freibetrag von 1.000 Euro halten die Experten zudem für sinnvoll. Auf Gehälter werde in der Studie gar kein Soli berechnet, "da Erwerbseinkommen bei der Berechnung explizit nicht belastet werden", so die Sprecherin.
Weniger Gefälle bei den Renten? Wie das erreicht werden könnte
Nach Berechnungen des DIW würde das Nettoäquivalenzeinkommen der belasteten Personen in den entsprechenden Haushalten um drei bis vier Prozent sinken - dies sei jedoch abhängig davon, ob auch Kapitaleinkünfte für den Boomer-Soli herangezogen würden oder nicht. Für das unterste Fünftel der Einkommensverteilung wäre der Effekt deutlich größer: Die Einkommen würden hier laut DIW um zehn bis elf Prozent steigen. "Das würde sich auch in der Armutsrisikoquote niederschlagen, die von gut 18 auf knapp 14 Prozent sänke", berichten die Experten.
Weniger zielführend wäre laut dem DIW eine reine Umverteilung von Anwartschaften innerhalb der gesetzlichen Rente. "Die Rentenpunkte in der gesetzlichen Rente sind kein guter Indikator für ein hohes oder niedriges Haushaltseinkommen – von daher wäre es wenig zielgenau, nur innerhalb der gesetzlichen Rentenversicherung umzuverteilen", begründet DIW-Rentenexperte Maximilian Blesch die Haltung.
Unter Rentenanwartschaften versteht man die Rentenpunkte, die jeder Arbeitnehmer im Laufe seiner beruflichen Laufbahn für die Rente sammelt. Je mehr Rentenpunkte gesammelt werden, desto höher ist die eigene gesetzliche Rente. Aktuell werden hohe Gehälter in diesem System belohnt: Wer länger arbeitet und mehr verdient, bekommt auch mehr Rentenpunkte. Würden die Anwartschaften umverteilt, würde sich das ändern.
Rentenkommission soll Optionen für Rentensystem prüfen
Die Punkte würden dann so umverteilt, dass niedrige Rentenanwartschaften aufgewertet und hohe abgewertet werden - das heißt konkret: Menschen, die im Laufe ihres Lebens viele Rentenpunkte gesammelt haben und deshalb eine hohe Rente bekommen würden, sollen etwas weniger davon bekommen. Menschen, die wenig Rentenpunkte und damit nur eine niedrige Rente erwarten, sollen etwas mehr bekommen. So würden sich die Rentenniveaus annähern. Das lässt sich jedoch nur langfristig umsetzen.
Eines ist für die Experten jedoch sicher: "Die Politik wird in den kommenden Jahren bei der Rente mutige und weitreichende Reformen umsetzen müssen." Die Finanzierbarkeit der Rente zu gewährleisten und weiterhin aber auch den Lebensstandard im Alter zu garantieren und die Sicherungsfunktion der Rente zu erhalten würden mit großen finanziellen Herausforderungen eingehen. Eine Sonderabgabe wie der "Boomer-Soli" könnte laut den DIW-Fachleuten dabei ein wichtiger Baustein sein.
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