"Wer sich auf den Staat verlässt, ist in seiner letzten Lebensphase von Altersarmut bedroht" – bei der aktuellen Diskussion um das Rentenpaket 2 wird Heiko Hauser, Geschäftsführer der konzernunabhängigen Finanzberatungsgruppe Plansecur bei seiner Renten-Abrechnung mehr als deutlich. Doch ab wann beginnt Altersarmut? Wie viel Rente haben Senioren in Deutschland im Schnitt zur Verfügung?

Nimmt man den Rentenatlas 2023* der Deutscher Rentenversicherung (DRV), dann können sich Rentner mit 1.800 Euro im Monat durchaus zu den Reicheren zählen. Die Zahlen zeigen, dass die durchschnittliche Bruttorente in Deutschland nach mindestens 35 Versicherungsjahren bei 1.550 Euro liegt. 

Rente im Durchschnitt in Ost und West – und bei Männern und Frauen

Ein Blick auf die Grafik zeigt zudem, dass der durchschnittliche ausbezahlte Nettobetrag bei nur 1.543 Euro liegt. Wer sich unter den Senioren arm oder reich fühlen kann bzw. muss, unterscheidet sich dem Rentenatlas zufolge auch noch stärker unter den Bundesländern und zwischen Mann und Frau.

Frauen bekommen, mit 1.501 Euro in Berlin Ost (Männer: 1.699 Euro), die mit Abstand höchsten Renten.
Grafik der Deutschen Rentenversicherung (DRV)

So kommen Männer Ende 2022 in Nordrhein-Westfalen auf eine Durchschnittsrente von 1.845 Euro, dicht dahinter das Saarland mit rund 1.840 Euro. Begründet werden diese hohen Beträge damit, dass in diesen Bundesländern früher viele Männer in gut bezahlten Jobs im Bergbau gearbeitet haben und heute damit vergleichsweise hohe Renten bekommen. Frauen bekommen in Nordrhein-Westfalen 1.322 Euro und im Saarland 1.311 Euro.

In Bayern liegt bei Männern der Durchschnitt bei 1.732 Euro (Frauen: 1.278 Euro) am niedrigsten fällt das Ergebnis in Thüringen aus - 1.551 Euro (Frauen: 1.310 Euro). Interessant: Der Unterschied zwischen den Durchschnittsrenten für Männer und Frauen fällt im Osten Deutschlands deutlich geringer aus als im Westen. Dazu heißt es bei der DRV, dass Frauen im Osten weniger teilzeitbeschäftigt waren. Dadurch sind dort die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen geringer als im Westen. Frauen bekommen, mit 1.501 Euro in Berlin Ost (Männer: 1.699 Euro), die mit Abstand höchsten Renten. 

Deutlich über 1.800 Euro – die mögliche Höchstrente 

Mit 1.800 Euro Rente liegt man also über dem Durchschnitt, als wirklich reich gilt man aber mit diesem Betrag noch nicht. Rein rechnerisch ist die Höchstrente 3.400 Euro.

Laut dem Portal vermoegenszentrum.de kann man diesen Betrag erreichen, wenn man von 1980 bis 2024 in jedem Jahr ein Gehalt in Höhe der Beitragsbemessungsgrenze verdient hat, und damit 87,56 Entgeltpunkte gesammelt hat.

Die Renten-Rechnung: Die Summe von 87,56 Entgeltpunkten, multipliziert mit dem derzeitigen Rentenwert von 39,32 Euro, ergibt eine rechnerische Rente von rund 3.443 Euro im Monat. ABER: Es ist unwahrscheinlich, dass es gelingt, 45 Jahre lang durchgehend ein Gehalt in Höhe der Beitragsbemessungsgrenze zu verdienen. Daher ist diese Höchstrente für kaum jemanden erreichbar.

*Rentenatlas 2024 der DRV am 25. November veröffentlichtRente im Ranking der Bundesländer

Rente: Auszahlungen laut DRV-Jahresbericht für 2023

Erst am 7. Oktober hat die Deutsche Rentenversicherung jetzt auch ihren Jahresbericht für 2023 veröffentlicht. Darin werden auch die Zahlbeträge der Renten für das zurückliegende Jahr noch genauer genannt. 

Nach Abzug der Beiträge für Krankenkasse und Pflege haben Rentner im Jahr 2023 in Deutschland monatlich so viel Geld ausbezahlt bekommen:

  • Renten insgesamt: 1.007 Euro
  • Altersrenten: 1.102 Euro
  • Erwerbsminderungsrenten: 978 Euro
  • Renten für Hinterbliebene: 689 Euro

Rentenformel für die Rente – so geht die Berechnung

Wer sich zu seiner Rente selbst ein Bild machen möchte, der hat mithilfe der Rentenformel der Deutschen Rentenversicherung dazu die Möglichkeit.

Die Formel setzt sich bei der DRV aus vier entscheidenden Faktoren zusammen: Entgeltpunkte, Zugangsfaktor, aktueller Rentenwert und der Rentenartfaktor.

Wichtig: Eine Hochrechnung der Rente mit der Renteninformation kommt ab dem 27. Geburtstag jährlich per Post. Ein Renten-Rechner ist zudem auch online bei der DRV abrufbar. 

Unter der Armutsgrenze in der Rente

Bei der Frage, ab wann Senioren in der Rente als "reich" gelten, muss man auch den Blick auf die Zahlen werfen, die zeigen, wer Monat für Monat mit seinem Geld auf dem Konto im Ruhestand unter der Armutsgrenze liegt. 

Bereits im März dieses Jahres hat inFranken.de über eine Anfrage durch das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) an die Bundesregierung berichtet. Das Ergebnis ist für Sahra Wagenknecht "gesellschaftlicher Sprengstoff"

Fast jeder dritte Beschäftigten kommt demnach trotz eines langen Arbeitslebens von 40 Jahren auf eine Rente von unter 1100 Euro

Altersarmut in der Rente keine Seltenheit

Nimmt man die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes zur Hand, dann zeigt sich eine durchaus alarmierende Entwicklung – immer mehr Rentner sind auf Sozialhilfe angewiesen. Die Anfrage dazu hatte, wie schon im März erneut das BSW gestellt. 

Und bereits im November 2023 hatte inFranken.de zum Thema "Zu wenig Geld in der Rente"  bei der Tafel Deutschland und beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) nachgefragt. 

Die Tafel machte dabei darauf aufmerksam, dass in Deutschland "immer mehr ältere Menschen von Armut bedroht oder betroffen" sind. Und: "Die Tendenz ist durch die Inflation und den demografischen Wandel steigend." Das BMAS verweist auf ganz unterschiedlicher Hilfsmaßnahmen, mit denen man in den vergangenen Jahren auf die Armut in der Rente reagiert habe. 

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