Wie der Bayerische Rundfunk berichtet, wurde der erste dokumentierte Kaiserschnitt, bei dem Mutter und Kind überlebten, im April 1610 vom Arzt Jeremias Trautmann durchgeführt; damals ohne Narkose, Möglichkeiten der Sterilisation und Antibiotika. In den vergangenen hundert Jahren hat sich die Medizin so entwickelt, dass eine Sectio keine großen Risiken für Mutter und Kind birgt. Diese Art der Entbindung hat jedoch Nachteile gegenüber der natürlichen Geburt.
Wann kommt es zum Kaiserschnitt?
Wie das Statistische Bundesamt in der Pressemitteilung vom 25.02.2023 berichtet, waren 2021 fast ein Drittel der Geburten Kaiserschnitte. Die Anzahl der Entbindungen per Sectio hat sich seit 1995 verdoppelt. Das liegt deutlich über der von der WHO empfohlenen Rate von 10 %.
Wenn der Kaiserschnitt nicht medizinisch notwendig ist, sind Argumente dafür, dass er besser planbar ist und weniger Personal bindet. Manche Frauen möchten gerne an einem bestimmten Termin entbinden, z. B. soll das Baby nicht an Weihnachten geboren werden. Deshalb wählen sie den geplanten Kaiserschnitt. Bei einer Geburt kann es in Einzelfällen zu Komplikationen kommen und die Eltern könnten das Klinikpersonal verklagen. Beim Kaiserschnitt ist das Risiko überschaubarer. Auch finanziell ist es für Kliniken die bessere Option, da die Krankenkassen für eine natürliche Geburt weniger zahlen.
Medizinisch notwendig wird der primäre Kaiserschnitt, wenn das Baby ungünstig im Mutterleib liegt, oder der Kopf zu groß für die Beckenöffnung ist und somit eine vaginale Geburt nur schwer möglich ist. Als sekundären Kaiserschnitt bezeichnet man die Operation, wenn während der Geburt Komplikationen auftreten und eine Sectio notwendig wird. Bei frühzeitiger Plazentaablösung oder Schwangerschaftsvergiftung muss das Kind z. B. so schnell wie möglich entbunden werden, da es im Mutterleib nicht mehr ausreichend versorgt werden kann. Von einem Notkaiserschnitt spricht man, wenn sich während der Geburt die Herztöne massiv verschlechtern oder die Nabelschnur dem Baby die Luft abschnürt.
Risiken für Mutter und Kind beim Kaiserschnitt
Die Schnittentbindung gilt laut Barmer als Routineoperation. Dennoch ist es ein Eingriff mit gewissen Risiken. An die Gebärmutter angrenzende Organe, wie z. B. der Darm oder die Blase, könnten verletzt werden. Das verheilt zwar wieder, verursacht jedoch manchmal länger Schmerzen als die reine Kaiserschnittnarbe. Wie bei jeder anderen Operation besteht die Gefahr von bakteriellen Infektionen. Daher verabreicht man den Müttern vorbeugend Antibiotika. Kommt es doch zur Infektion, ist ein längerer Krankenhausaufenthalt nötig. Frauen mit Kaiserschnittnarben müssen generell mehrere Tage in der Klinik bleiben, da die vernarbte Stelle zunächst nicht belastet werden darf. Risikofaktoren für eine verzögerte Wundheilung sind unter anderem Rauchen und Vorerkrankungen wie Diabetes Mellitus, welche die Durchblutung negativ beeinflussen. Außerdem steigt mit jedem Kaiserschnitt das Risiko für Komplikationen bei einer vaginalen Geburt.
Die per Kaiserschnitt entbundenen Babys haben häufiger Atemprobleme, weil sich manchmal noch Fruchtwasserreste in den Lungen befinden, die bei der natürlichen Geburt durch den Druck herausgepresst werden. Das kommt aber selten vor und die Kliniken verfügen über adäquate Behandlungsmethoden.
Über die langfristigen Folgen eines Kaiserschnitts gibt es keine ausreichenden Studien. Wie die Barmer schreibt, vermutet man einen Zusammenhang zwischen der Sectio und dem vermehrten Auftreten von Allergien, Asthma, Diabetes oder Übergewicht bei so entbundenen Babys.
Das Immunsystem des Babys
Die erste Besiedlung der Neugeborenen mit Mikroben der Mutter erfolgt während des Geburtsvorgangs. Bisher vermuteten die Forscher*innen, dass ein Kaiserschnitt negative Auswirkungen auf das Immunsystem des Babys haben könnte, da ein Kontakt mit den vaginalen und fäkalen Bakterien der Mutter nicht stattfindet.
Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass noch weitere Möglichkeiten bestehen, um mit den Mikroben in Kontakt zu kommen. Wie genau die Ansiedlung erfolgt, ist noch nicht ganz klar. Ein wichtiger Beitrag, um das Immunsystem des Babys zu stärken, ist das Stillen.
Wie die Barmer schreibt, gibt es in den USA und Australien eine weitere Methode, um das Immunsystem des Babys zu fördern, das sogenannte Vaginal Seeding. Dabei wird das Scheidensekret kurz vor der Operation auf eine Mullbinde verbracht und das Baby nach der Entbindung damit eingerieben. Eine geringe Menge wird sogar oral verabreicht. Diese Methode ist nicht ganz unumstritten, da der Säugling so auch in Kontakt mit schädlichen Keimen kommen könnte. Die Auswirkungen dieses Verfahrens sind jedoch nicht endgültig getestet, daher empfiehlt es sich weitere Studien abzuwarten.
Fazit
Verläuft eine Schwangerschaft normal und sind auch bei der Geburt keine Komplikation zu erwarten, ist die vaginale Entbindung für Mutter und Kind vermutlich die beste Lösung. Wird ein Kaiserschnitt nötig, ist das kein Grund zur Beunruhigung. Die Operation hat schon vielen Müttern und Babys das Leben gerettet. Der Einfluss auf das Immunsystem des Kindes scheint weniger gravierend zu sein, wie ursprünglich angenommen. Auf genauere Forschungsergebnisse müssen wir noch warten. Aktuelle Informationen findest du auf der Seite deiner Krankenkasse. Viele weiterführende Links bietet die Seite mother-hood.de. Dort kannst du auch die Kaiserschnittraten deutscher Kliniken abrufen.
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