Wenn es um das Thema Rente geht, dann ist sie eines der ganz großes Streitthemen: die Frührente, bekannt als Rente mit 63. Immer wieder gibt es Forderungen von Finanzexperten sie abzuschaffen. Mitte des vergangenen Jahres hatte zum Beispiel Professor Jens Boysen-Hogrefe vom Kieler Institut für Weltwirtschaft auf das Kosten-Problem der Frührente hingewiesen und erklärt, dass eine Abschaffung "die öffentlichen Haushalte um jährlich 7 Milliarden Euro entlasten könnte".
Einen etwas anderen Ansatz wählt der Wirtschaftsweise Martin Werding. Der Professor für Sozialpolitik und öffentliche Finanzen an der Ruhr-Universität Bochum hat eine klare Vorstellung für die Rente mit 63.
Rente mit 63 nur noch für Geringverdiener
Im Gespräch mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe forderte er die Rente mit 63 nur noch für Geringverdiener. Laut Werding würden immer mehr Menschen die Frührente beziehen. Eine Einschränkung wäre in seinen Augen sinnvoll: "Zum Beispiel könnte eine abschlagsfreie Frührente dann nur noch Versicherten offenstehen, die pro Beitragsjahr weniger als 60 Prozent des Durchschnittsentgelts aller Versicherten verdient haben."
Der Wirtschaftsweise geht dabei davon aus, dass man damit die Wahrscheinlichkeit erhöht, die Personen zu erreichen, "die besonders belastende Tätigkeiten ausgeübt haben und vor Erreichen der Regelaltersgrenze gesundheitlich am Limit sind."
Für Martin Werding seien aktuell Versicherte, die die Frührente in Anspruch nehmen, überdurchschnittlich gesund. Sie würden oft noch dringend als Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt gebraucht.
Der Sozialverband Deutschland kritisiert den Vorschlag
Kritik kommt vom Sozialverband VdK Deutschland. Auf Nachfrage von inFranken.de hat sich VdK-Präsidentin Verena Bentele zu dem Vorschlag von Martin Werding geäußert: "Diese Rentenart abzuschaffen oder den Anspruch auf Menschen mit langjährig niedrigen Löhnen zu begrenzen, ist ein Angriff auf die Leistungsträger unserer Gesellschaft."
Die Leidtragenden dieser Forderung wären laut Bentele "jene, die als Teenager begonnen haben, durchgängig zu arbeiten und oft auch noch Kinder erzogen haben". Um überhaupt einen Anspruch zu haben, auf die Frührente müssen sie 45 Jahre gearbeitet und Sozialversicherungsbeiträge gezahlt haben. Dabei würden Phasen der Krankheit, Schwangerschaft, Arbeitslosigkeit, Schulausbildung oder Studium nicht mit zählen.
Bentele: "Die Forderung des Wirtschaftsweisen wird auch dadurch nicht gerechter, dass sie von einigen Ökonomen regelmäßig wiederholt wird. Ich erwarte nicht immer nur destruktive Vorschläge, sondern Analysen und Ideen, wie wir es durch eine altersgerechte Arbeitsplatzgestaltung und Weiterbildungsmöglichkeiten gelingt, dass man Arbeit auch nach 45 Jahren als positiv und bereichernd erlebt und vor allem gesund bleiben kann. Das wäre ein Beitrag zu einer solidarischen Gesellschaft, anstatt Menschen, die nach 45 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand wollen, auch noch ein schlechtes Gewissen zu machen."
Rente mit 63: Was man wissen sollte
WICHTIG: Wenn man über Rente mit 63 spricht, dann muss man ein paar Dinge wissen. So hat der Bundesminister für Arbeit und Soziales, Hubertus Heil, immer wieder betont: "Es gibt keine Rente mit 63 mehr"
Vielmehr gäbe es flexible Übergänge in den Ruhestand. Heil: "Richtig ist, dass die, die 45 Versicherungsjahre voll haben, mit 64, demnächst mit 65 in Rente gehen." Es gehe dabei, um Menschen, die mit 16 Jahren angefangen haben zu arbeiten.
Und der Minister machte weiter klar: "Wer 45 Versicherungsjahre voll hat, der muss auch abschlagsfrei in Rente gehen können." Für alle anderen gilt die Rente mit 67 als gesetzliches Renteneintrittsalter. Erst mit dem neuen Jahr hat sich das Eintrittsalter in die Rente um weitere zwei Monate erhöht.
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