Wie geht es denn weiter mit der Rente? Bei den Koalitionsverhandlungen von Union und SPD ist besonders das Rentenniveau ein Streitthema. Insgesamt zeichnet sich ein ganz großes Problem ab – eine echte Renten-Reform wird es wohl nicht geben. Und die Pläne, die jetzt auf dem Tisch liegen machen den Experten große Sorgen.

Der Wirtschaftsweise Martin Werding hat sich das Sondierungspapier der Parteien angeschaut und ein paar Zahlen durchgerechnet. Das Ergebnis: Die Beiträge werden durch die Decke gehen.

Plan der Politik zur Rente – Experten haben Zweifel

Der Plan der Politik: Das Renteneintrittsalter soll bei 67 Jahren bleiben und die Rente ab 63 soll weiter möglich sein. Es sollen aber Anreize geschaffen werden damit die Menschen länger im Beruf bleiben oder zusätzlich in der Rente arbeiten. Finanzieren soll das ein generelles Wachstum, hohe Beschäftigung und steigende Löhne. 

Im Sondierungspapier heißt es: "Nur eine wachstumsorientierte Wirtschaftspolitik, eine hohe Beschäftigungsquote und eine angemessene Lohnentwicklung ermöglichen es, dies dauerhaft zu finanzieren."

Konkret heißt das aber auch, das Rentensystem steht auf ungewissen Beinen. Denn weder eine wachsende Wirtschaft, noch eine hohe Beschäftigungsquote und eine entsprechende Lohnentwicklung sind als gegeben zu erwarten. 

Beiträge zur Rente werden massiv steigen

Die Möglichen Folgen hat Werding, Professor für Sozialpolitik und öffentliche Finanzen an der Ruhr-Universität Bochum, in einem Beitrag bei der Wirtschaftswoche aufgezeigt. Die Beiträge zur Rente werden schon 2027 auf 19,7 Prozent steigen müssen.

Mit der aktuell angestrebten Politik von Union und SPD würden die Kosten für die Menschen wohl nur noch in diesem und im nächsten Jahr bei 18,6 Prozent stehen bleiben. 

Bis 2030, so sieht es Werding müsste der Renten-Beitragssatz auf 20,1 und bis 2035 auf 21,2 Prozent steigen.

Das stabile Rentenniveau macht alles noch schlimmer

Und dann ist da noch das Rentenniveau von 48 Prozent. Für die SPD ein absolutes Muss. Allerdings ist diese Garantie auf die Rente schon in den vergangenen Jahren nur möglich, weil man einen ganz wesentlichen Faktor bei der Berechnung der Rentenerhöhung einfach per Gesetz aus der Gleichung genommen hat. 

Der sogenannte Nachhaltigkeitsfaktor könnte aber ab Juli 2025 wieder in Kraft treten. Auch hier müssen sich die Parteien noch einigen. Bei den Recherchen unsere Redaktion zum Rentenniveau hat sich gezeigt, dass der Faktor für die Berechnung der aktuellen Erhöhung bereits einfach komplett fehlt.

Im Jahr 2024 war er bei der Rentenwertbestimmungsverordnung noch entsprechend ausgewiesen worden. inFranken.de hat dazu beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) nachgefragt. Das Ministerium hat dazu unter anderem folgendes erklärt: "Es ist zutreffend, dass bei der Rentenanpassung 2025 eine Berechnung nach der bisher anzuwendenden Formel mit den Dämpfungsfaktoren (Nachhaltigkeitsfaktor, sog. Beitragssatzfaktor) nicht erfolgt."

Bleibt es nun auch über 2025 hinaus dabei, dass der Nachhaltigkeitsfaktor aus der Renten-Rechnung gestrichen wird, dann sieht Werding den Beitragssatz bis 2035 auf 21,6 Prozent steigen.

Experten warnen Union und SPD mit einem Brief

Laut bild.de haben sich neben Martin Werding noch weitere Finanz-Experten in eine "Brandbrief" an die Parteichefs Friedrich Merz (69, CDU), Markus Söder (58, CSU), Saskia Esken (63, SPD) und Lars Klingbeil (47, SPD) gewandt. 

Darin haben die Wirtschaftsweisen Veronika Grimm, Ulrike Malmendier, Prof. Monika Schnitzer und Martin Werding vor den drohenden Kosten gewarnt. Der Bild-Zeitung liegt der Brief nach eigenen Angaben vor. Darin heißt es demnach:

Die Rentenpläne von Union und SPD würden bis 2045 insgesamt 520 Milliarden Euro extra kosten. Konkret dürften die Rentenbeiträge für Arbeitnehmer in der Zeit um insgesamt 3,5 Punkte steigen. Damit müssten Beschäftigte mit einem Bruttogehalt von 3000 Euro im Monat, monatlich 105 Euro mehr in die Rentenkasse einzahlen.

Eine klare Forderung der Experten: "Um die Tragfähigkeit der Rentenfinanzen dauerhaft zu sichern, müssen all diese teuren Leistungsausweitungen unterlassen werden. Stattdessen muss die kommende Bundesregierung Maßnahmen diskutieren, die die finanzielle Stabilität des Systems erhöhen." UND: Man geht laut Bild-Bericht davon aus, dass die kommende Legislaturperiode "wohl die letzte Chance sei, einen wenigstens im Ansatz gerechten Ausgleich zwischen Beitragszahlern und Rentenempfängern im Rentensystem herzustellen".