Das Rentenniveau bleibt bis 2031 bei garantierten 48 Prozent – mit Folgen. Laut aktuellem Gesetzentwurf müssen sich Arbeitnehmer auf steigende Abgaben von ihrem Bruttogehalt einstellen. 

Ab dem Jahr 2027 werden in Summe 18,8 Prozent vom Lohn in die Rentenkasse fließen. Dabei teilen sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber den Beitrag zu jeweils 9,4 Prozent auf. Bis zum Ende des Jahres muss der Bundestag der Maßnahme noch zustimmen.

Steigende Beiträge für die Rente – Klausel im Gesetz

Um 0,2 Prozent geht der Betrag dann im Vergleich zu den aktuellen Abgaben nach oben. Wie das Portal chip.de vorrechnet, bedeutet das bei einem Gehalt von 3000 Euro im Monat drei Euro für den Arbeitnehmeranteil. Eine Erhöhung für 2026 ist derzeit nicht vorgesehen. 

Schaut man auf die Gesamtausgaben der Regierung, dann zeigt sich laut Gesetzentwurf, dass diese für 2025 für Rentenausgaben, einschließlich der Krankenversicherung für Rentner, bei 394,4 Milliarden Euro liegen und im Jahr 2029 bereits mit 476,3 Milliarden Euro gerechnet wird.

Wie die Tagesschau berichtet hat, gibt es im Gesetz eine wichtige Klausel. Zwar sollen die Kosten für die Pläne der Regierung nicht die Beiträge steigen lassen, der kleine Zusatz aber sehr wohl. Da die Rücklage der Rentenkasse von 20 Prozent einer Monatsausgabe auf 30 Prozent angehoben werden soll, hat das Folgen. In der Kabinettsvorlage zum Rentengesetz heißt es: "Durch die Anhebung der Mindestrücklage kann in einem Jahr einmalig ein höherer Beitragssatz erforderlich werden".

Das Problem der Rente mit dem Nachhaltigkeitsfaktor

Eine Frage bleibt: Ist die Garantie der Rente das große Problem? Muss man das Niveau bis 2031 bei 48 Prozent festlegen? Zuletzt hatte sich dazu bereits Pascal Reddig sehr klar geäußert. Der Vorsitzende der Jungen Gruppe der Unionsfraktion im Bundestag hatte Anfang September in einem Interview mit der Zeitung Welt die Abschaffung der Rentengarantie gefordert: "Das müssen wir so schnell es geht rückgängig machen und nach 2032 wieder zur vollen Wirksamkeit des Nachhaltigkeitsfaktors zurückkehren."

Auch inFranken.de beschäftigt sich bereits seit Beginn des Jahres 2025 immer wieder mit dem brisanten Faktor. Im April 2025 kam das Thema erstmals auf, als klar war, dass ab Juli die Aussetzung des Faktors enden sollte. 

Unter anderem haben wir im Juni den Sozialverband Deutschland (SoVD) angeschrieben und nachgefragt, warum die Rente ohne den Faktor berechnet wird, obwohl dieser im Gesetz steht? Henriette Wunderlich, SoVD-Referentin für Rente und Arbeit, erklärte dazu, dass es sich aus ihrer Betrachtung doch "ausschließen" würde, dass die Bundesregierung beide Maßnahmen laut Koalitionsvertrag aufrechterhalten möchte – das Rentenniveau und den Nachhaltigkeitsfaktor. 

Herbst-Diagnose mit klarer Schlussfolgerung für die Rente

Eine Rückkehr zum Nachhaltigkeitsfaktor fordert auch die "Gemeinschaftsdiagnose Herbst 2025". Eine solche Diagnose wird zweimal im Jahr im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie erstellt.

Eine klare Schlussfolgerung der beteiligten Experten: "Ein erster Schritt in die richtige Richtung wäre, den Nachhaltigkeitsfaktor wieder aufleben zu lassen". Der Grund dafür sei die Tatsache, dass "das Umlagesystem der gesetzlichen Rentenversicherung durch die niedrige Geburtenrate und die trendmäßig steigende Lebenserwartung immer mehr unter Druck" geraten würde. Die Bestandsrenten sollten demnach "langsamer zunehmen als die Nominallöhne (etwa mit der Inflationsrate), damit etwaiger Produktivitätsfortschritt zur Stabilisierung der Beiträge verwendet werden kann".

Am Herbstgutachten 2025 haben mitgewirkt:

  • Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin)
  • ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e. V. in Kooperation mit dem Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO)
  • Kiel Institut für Weltwirtschaft
  • Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH)
  • RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Kooperation mit dem Institut für Höhere Studien (IHS) Wien

Garantie des Rentenniveaus sehr umstritten

Auch ein Gutachten im Auftrag der Friedrich-Naumann-Stiftung zeigt, wie umstritten das festgelegte Rentenniveau durch die Haltelinie ist. Marcel Thum, Leiter des ifo-Instituts in Dresden erklärte dazu im August: "Mit Mütterrente und Haltelinie geht es leider gerade in die falsche Richtung." 

Er ist sich sicher, dass Deutschland  "vor einer dramatischen demografischen Herausforderung" steht. Bleiben demnach sinnvolle Reformen aus, dann werde "der Beitragssatz in der gesetzlichen Rentenversicherung bis 2050 von 18,6 % auf 22 % zu steigen – mit gravierenden Folgen für Beschäftigte und Unternehmen". 

Und laut der Rheinischen Post erklärte die Wirtschaftsweise Veronika Grimm, dass die Bundesregierung wohl den Ernst der Lage "offensichtlich immer noch nicht begriffen" hätte. Mit den geplanten Vorhaben würde man die Nachhaltigkeit der Rentenversicherung nicht verbessern. Grimm: "Diese Entwicklungen sind völlig kontraproduktiv in einer Zeit, in der Deutschland dringend Wachstum braucht."