Das Geld ist knapp bei den Krankenkassen. Der Druck wächst. Das Bundesministerium für Gesundheit erklärte bereits im März dieses Jahres, dass "die gesetzlichen Krankenkassen für das Jahr 2024 ein Defizit von rund 6,2 Mrd. Euro ausweisen" würden. Jetzt stellen die Kassen klar, dass auch 2026 mit weiter steigenden Beiträgen zu rechnen ist.

Der Verband der Ersatzkassen (vdek) erklärte gegenüber dem Merkur, man befürchte, "dass die Beiträge auch im nächsten Jahr erneut steigen werden". Und jetzt hat der "GKV-Check-up 2025" der Unternehmensberatung McKinsey aufgezeigt, welche Folgen dem System drohen - 60 Krankenkassen könnten so vor dem Aus stehen. 

Verband rechnet mit Beitragserhöhung der Kassen

Schon im Mai gab es mahnende Worte von Doris Pfeiffer, Chefin des GKV-Spitzenverbandes (Spitzenverband Bund der Krankenkassen). Sie erklärte gegenüber der Rheinischen Post, dass es "eine Akuttherapie" braucht für das System, sonst würden "zum nächsten Jahreswechsel die Krankenkassenbeiträge durch die Decke gehen". 

Jetzt also eine weitere Bestätigung der dramatischen Lage durch den vdek. Zu den Zahlen zur Beitragssatzentwicklung der gesetzlichen Krankenkassen in 2025 und 2026 schreibt der Verband: "Für 2026 rechnen wir mit einer Beitragssatzerhöhung von bis zu 0,5 Prozentpunkten." Gleichzeitig warnt der Verband der Ersatzkassen vor einer Verschleppung des Problems. 

Der Koalitionsvertrag würde nur weitere ausgabentreibende Maßnahmen in Milliardenhöhe enthalten, "wie die mögliche Entbudgetierung weiterer Arztgruppen, Honorarsteigerungen für Vor-OrtApotheken, Finanzhilfen für Krankenhäuser oder die Weiterentwicklung des AMNOG in Hinblick auf personalisierte Medizin" – die kostendämpfenden Maßnahmen würden hingegen fehlen.

Weiter heißt es bei der Analyse der Finanzentwicklung: "Da die Krankenkassen über keinerlei Reserven mehr verfügen, können sie auf derlei Entlastungen nicht warten. Es bleibt nur die erneute Erhöhung der Beitragssätze."

82 Krankenkassen haben zu Beginn des Jahres Beiträge erhöht

In einem Interview mit dem Merkur haben die vdek-Verbandssprecherin Michaela Gottfried und Boris von Maydell, vdek-Leiter der Abteilung Ambulante Versorgung erklärt, dass schon zu Beginn des Jahres 2025 ganze 82 Krankenkassen ihre Zusatzbeitragssätze auf durchschnittlich 2,9 Prozent anheben mussten. 

Wie von inFranken.de berichtet haben auch für Juli sechs Kassen eine Erhöhung beantragt. Die Rücklagen der Krankenkassen sind laut Gottfried und von Maydell deutlich unter die gesetzliche Mindestrücklage von 20 Prozent, also unter 5,45 Milliarden Euro geschrumpft. Es fehlen demnach sinnvolle Konzepte.

Von Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) kam derweil auf dem Portal aerzteblatt.de ein ganz spezieller Vorschlag. Der KBV und die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) würden demnach "für zweckgebundene Abgaben auf Tabak, Alkohol und Zucker plädieren, die dann direkt in das Gesundheitssystem fließen sollen".

Hier geht Krankenkassen viel Geld verloren

Die Forderung des Verbandes der Ersatzkassen ist eine "einnahmenorientierte Ausgabenpolitik". Heißt: Ausgaben wie etwa für Krankenhäuser, Arzneimittel oder ambulante Versorgung sollen nur entsprechend der Entwicklung der Einnahmen steigen dürfen. 

Im Gespräch mit dem Merkur kommen auch die versicherungsfremden Leistungen zur Sprache. Hierzu erklären die vdek-Experten, dass es sich dabei "momentan hauptsächlich über kostendeckende Beiträge für Bürgergeldempfänger" handeln würde. 

Das große Problem damit: Die Gesundheitsversorgung der Bürgergeldempfänger sei demnach eigentlich eine Aufgabe des Staates, die die GKV im Auftrag übernimmt. Die Krankenkassen erhalten dem zufolge aber von der Bundesagentur für Arbeit eine viel zu geringe Pauschale, um die Kosten vollständig zu decken. Würde der Staat diese Kosten tatsächlich vollständig erstatten, würde die GKV um jährlich rund zehn Milliarden Euro entlastet werden. Weitere versicherungsfremden Leistungen sind:

  • Zahlung von Haushaltshilfen
  • Zahlung von Krankengeld bei Erkrankung eines Kindes

Auch hier sind laut Aussagen der vdek die Entlastungen für die GKV Entlastungen nicht ausreichend.

Diese Reformen braucht das System der Krankenkassen

Was sorgt für die finanzielle Schieflage der Krankenkassen? Beim Verband der Ersatzkassen spricht man von "sehr unwirtschaftliche Strukturen, die durch Überversorgung und Ineffizienz geprägt sind". Eine Reform müsste zum Beispiel die hohen Arzneimittelkosten in den Griff bekommen. 

Ein Sofortprogramm müsse demnach her, um die Beitragsätze stabiler zu halten. Weitere notwendige Reformen:

  • Die Notfallreform
  • Die Klinikreform
  • Ein Primärarztsystem.
  • Reform der Arzneimittelbepreisung

Bei den drohenden Erhöhungen der Beiträge für Krankenkassen möchte man sich beim Verband nicht festlegen. Zu unsicher sei die Finanzlage rund um die Einnahmen- und Ausgabenentwicklung und der Fortschritt bei den möglichen Reformen. 

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