Es ist relativ leicht, sich einen Narzissten vorzustellen: selbstbewusst, aggressiv und ständig bestrebt, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Solche Personen überschreiten oft gesunde Grenzen und legen ein übertriebenes Anspruchsdenken an den Tag. Während viele Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung diesen Eigenschaften entsprechen, gibt es auch jene, die ihre Selbstherrlichkeit auf unauffälligere Weise zur Schau stellen.
Diese introvertierte Form des Narzissmus, bekannt als verdeckter Narzissmus, führt dazu, dass Betroffene empfindlicher auf Kritik reagieren, sich schwertun, sich anzupassen, und sich selbst herabsetzen, um die Aufmerksamkeit anderer zu gewinnen. Wie die US-amerikanische Cleveland Clinic erklärt, neigen diese Personen zu sozialer Angst, passiv-aggressivem Verhalten und Rachsucht, wenn sie sich bedroht fühlen. Es gibt mehrere konkrete Anzeichen, die zeigen können, ob man selbst oder jemand im engeren Kreis von der Persönlichkeitsstörung betroffen ist. Die Erziehung narzisstischer Väter kann verheerende Auswirkungen auf ihre Kinder haben.
Verdeckter Narzissmus: So fühlen sich Betroffene - und das sind die Ursachen
Laut der an der Klinik arbeitenden Psychologin Susan Albers agieren versteckte Narzissten meist unter dem Radar. Selbst nach jahrelangen Beziehungen zu ihnen, könnte ihr Problem demnach unbemerkt bleiben, weil es so subtil ist. Während ein offener Narzisst seine Wut offensichtlich zeige, richte ein verdeckter Narzisst seine Wut nach innen. Deutlich werde sie durch Selbstherabsetzung oder passiv-aggressives Verhalten, heißt es in einem Bericht der Klinik.
Wie offener Narzissmus könne auch verdeckter Narzissmus genetisch bedingt sein oder durch Kindheitstraumata und Verhaltensweisen entstehen, die von Eltern oder Bezugspersonen übernommen wurden. "Menschen glauben oft fälschlicherweise, dass Narzissten einfach nur gemein sind", wird Albers zitiert. "Versteckte Narzissten kämpfen innerlich stark, weil sie sich sehr einsam fühlen und ein geringes Selbstwertgefühl haben, versuchen aber, ihre Bedürfnisse durch ungesunde Verhaltensweisen zu befriedigen."
Ein Mangel an Empathie erschwere es Menschen mit verdecktem Narzissmus, sich in andere hineinzuversetzen. Weil sie ständig ihr eigenes Selbstbild kritisieren, falle es ihnen schwer, echte Beziehungen aufzubauen. Sie konzentrieren sich demnach oft zu sehr auf eigene Bedürfnisse und ignorieren die anderer. Dies könne wiederum zu sozialer Angst führen, da sie geliebt und geschätzt, aber auch verstanden werden wollen, heißt es in dem Fachartikel.
Anzeichen im Verhalten: So kannst du verdeckte Narzissten "enttarnen"
Oft zeigen verdeckte Narzissten anderen nicht ihr wahres Ich. "Das macht es schwer, authentische soziale Kontakte zu knüpfen", so die Psychologin. Verdeckte Narzissten suchen demnach häufig in sozialen Medien nach Wertschätzung. Weil es dort möglich ist, binnen kurzer Zeit eine hohe Reichweite, viele Likes und Reaktionen zu bekommen, bieten sie ein vermeintlich ideales Umfeld für Betroffene.
Verdeckte Narzissten neigen gleichzeitig im Alltag dazu, sich selbst eher herabzusetzen, um Sympathie zu gewinnen. Laut der Cleveland-Klinik treten sie bescheidener auf, sehnen sich aber dennoch überdurchschnittlich nach Bewunderung und Bestätigung. Verdeckter Narzissmus kann dementsprechend als Selbstlosigkeit getarnt sein - ein Verhalten, das oft zu Lob und Bewunderung führe, aber auch zum Ausbrennen, wenn die Motivation nicht authentisch sei.
In einem Beitrag für die Psychotherapeutenkammer Bayern erläutert der Psychologe Michael Marwitz, dass für verdeckte Narzissten die gleichen Therapieansätze gelten wie für die offene Form der Persönlichkeitsstörung. Vielversprechende Therapieformen seien Psychoanalyse, Gesprächstherapie, kognitive Therapie und Schematherapie - je nach Fall und Bedarf.
So werden verdeckte Narzissten behandelt: Leitlinien und Ziele der Therapie
Ein wesentliches Ziel der Therapie ist es laut Marwitz, herauszufinden, welche Faktoren die Veränderung bei Narzissten begünstigen können. Erfolge im schulischen oder beruflichen Bereich spielen beispielsweise eine wichtige Rolle, positive Bindungserfahrungen sind ebenso von großer Bedeutung. Auch desillusionierende Erlebnisse könnten zu einer Veränderung beitragen. Es gehe im Kern darum, die Diskrepanz zwischen den Ansprüchen - sowohl an sich selbst als auch an andere - und der Realität zu verringern, so der Psychologe.
Dazu müsse das "grandiose Selbst" des Narzissten relativiert werden. Dies sei ein wichtiger Schritt, um die überhöhten Vorstellungen von der eigenen Person zu korrigieren. Auch sollen die Betroffenen lernen, besser zu kommunizieren und ihre Probleme lösen zu können. Der Therapie zugrunde liegen Marwitz zufolge Techniken, die darauf abzielen, ein realistisches Bild von sich selbst zu schaffen.
Die Patienten müssten ihre eigene Selbstachtung verbessern und ihre Erwartungen an andere Menschen realistischer gestalten. Auch arbeite man in der Therapie daran, besser mit Enttäuschungen und Misserfolgen umzugehen sowie angemessen mit Kritik und Feedback umzugehen. Die Behandlung ziele letztlich darauf ab, dass Patienten lernen, vertrauensvolle Beziehungen einzugehen und Abhängigkeiten zuzulassen, wodurch sie eine tiefere Verbindung zu anderen Menschen aufbauen könnten. Für den Betroffenen selbst, aber gerade auch für sein Umfeld ist es entscheidend, den Schritt zur Therapie zu gehen. Sind Narzissten zum Beispiel Familienväter, kann dies für Kinder nämlich zu lebenslangen Folgeschäden führen.
Ein Redakteur hat diesen Artikel unter der teilweisen Verwendung eines KI-Sprachmodells verfasst und/oder optimiert. Sämtliche Informationen wurden sorgfältig geprüft.