Bei dem Gedanken daran, wie ein Mensch im Koma liegt, haben viele wahrscheinlich das Bild von einer Person im Kopf, die in einem Krankenhausbett liegt, an verschiedene Geräte angeschlossen ist und keine Reaktionen mehr von sich gibt. Ein Koma kann allerdings auch eine schwere Form der Bewusstseinsstörung sein und kann nicht nur nach beispielsweise einem Unfall auftreten. Manche Menschen werden aus gesundheitlichen Gründen auch in ein sogenanntes künstliches Koma versetzt. Doch was passiert während einem Koma mit dem Körper? Und kann man danach wieder komplett genesen?

Koma: Definition, Ursachen und Einteilung

Der Begriff "Koma" kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie "tiefer Schlaf". Das Koma kann deshalb auch als eine schwere Form der Bewusstseinsstörung bezeichnet werden. Dennoch ist das Koma nicht als Erkrankung anzusehen, sondern als Symptom, das infolge von verschiedenen Krankheiten entstehen kann. Es gibt verschiedene Ursachen dafür, dass ein Mensch in diese Form der Bewusstlosigkeit fällt: beispielsweise diverse Erkrankungen des Gehirns, Stoffwechselstörungen oder Vergiftungen. In diese Kategorien fallen beispielsweise Schlaganfälle, Hirnhautentzündungen, Kreislaufversagen, Unterzuckerung, Überzuckerung, Drogen oder Gifte.

Grundsätzlich reagiert unser Gehirn sehr empfindlich auf Störungen der Sauerstoff- und Zuckerzufuhr. Schon nach wenigen Sekunden kann eine Einstellung der Funktionen erfolgen. Je länger die Unterbrechung der Hirnversorgung andauert, umso schwerer fallen die Schädigungen des Gehirns aus.

Unterschieden wird zwischen vier Arten des Komas:

  • Stufe I, leichtes Koma. In diesem Stadium regieren Patient*innen noch mit gezielten Abwehrbewegungen auf schmerzhafte Reize. Bei Lichteinfall ziehen sich die Pupillen zusammen.
  • Stufe II, leichtes Koma. In dem zweiten Stadium können schmerzhafte Reize nur noch ungezielt abgewehrt werden. Der Pupillenreflex funktioniert auch hier.
  • Stufe III, tiefes Koma. Bei schmerzhaften Reizen zeigt der Patient oder die Patientin keine Abwehrreaktion mehr. Es können ungezielte Bewegungen vorkommen. Der Pupillenreflex funktioniert hier nur noch schwach.
  • Stufe IV, tiefes Koma. In dieser Stufe zeigen Patient*innen keinerlei Schmerzreaktion mehr. Die Pupillen sind geweitet. Auf Lichteinfall reagieren sie nicht mehr.

Sprechen Menschen von Koma, meinen sie damit in der Regel, dass eine Person sich in einem tiefen Koma befindet und nicht auf äußere Reize reagiert. Auch starke Schmerzreize wecken die betroffene Person nicht aus der Bewusstlosigkeit auf. Die Augen bleiben fast immer geschlossen. Intensivmedizinische Maßnahmen sorgen für eine künstliche Aufrechterhaltung des Herz-Kreislauf-Systems. Ein Koma kann einige Tage andauern, sich maximal allerdings auf mehrere Wochen ausdehnen. 

Das Wachkoma und das künstliche Koma

Daneben gibt es noch das Wachkoma. Dieses wird auch apallisches Syndrom genannt. Im Unterschied zum Koma können Patient*innen im Wachkoma eigenständig atmen. Sie befinden sich nicht durchgehend in einer Bewusstlosigkeit, sondern wechseln zwischen Wach- und Schlafphasen. Grund dafür ist, dass im Wachkoma nur das Großhirn ausfällt, das Stammhirn allerdings weiterhin funktioniert. In der Regel müssen Patient*innen im Wachkoma künstlich ernährt werden. Sie können aber beispielsweise eigenständig greifen, lächeln und weinen. Bei diesen Bewegungen handelt es sich jedoch weniger um bewusste Handlungen, sondern um unbewusste Reflexe. Im Wachkoma können Patient*innen mehrere Jahre überleben.

Wie lange ein Koma anhält, kann häufig nicht vorausgesagt werden. Allgemein gilt, dass die Chance zum Aufwachen nach 12 Monaten ohne Erwachen erheblich absinkt. Die meisten Patient*innen wachen nach diesem Zeitraum nicht wieder auf. Tun sie es doch, ist damit zu rechnen, dass sie mehrheitlich schwerste Behinderungen haben können.

Eine besondere Form des Komas ist das künstliche Koma. Wie der Begriff nahelegt, wird es künstlich von Ärzt*innen herbeigeführt. Dies gelingt über Medikamente. Der Fachausdruck für diesen Prozess lautet Sedierung. Das künstliche Koma wird beispielsweise nach schweren Unfällen herbeigeführt. Ziel ist, dass das Gehirn auf minimale Tätigkeit heruntergefahren wird, um in diesem Zustand den Heilungsprozess in Gang zu setzen. Ärzt*innen können die Körpertemperatur einer Person von knapp 37 Grad auf 34 bis 32 Grad herabsetzen. Ist die Körpertemperatur niedriger, verlangsamt sich auch der Stoffwechsel. Infolgedessen sinkt der Sauerstoffverbrauch des Körpers. Schmerzempfindungen sowie Abwehrbewegungen werden minimiert, beziehungsweise ausgeschlossen. Würde der Patient oder die Patientin nicht in das künstliche Koma versetzt, könnte er oder sie die Schmerzen kaum bis nicht ertragen.

Was im Körper während des künstlichen Komas passiert

Patient*innen reagieren ganz unterschiedlich auf das künstliche Koma. Wie der Spiegel berichtet, ist es möglich, dass Patient*innen von Albträumen geplagt werden. Dieses Phänomen wird auch als Delir bezeichnet. Unter einem Delir versteht man einen Zustand der Bewusstseinsstörung, den Betroffene oft mit einem Albtraum vergleichen, den sie nicht von der Realität unterscheiden können.

Es gibt Hinweise darauf, dass die konstante Medikamentenzufuhr bei einem künstlichen Koma ein Delir auslösen kann. Eindeutig erwiesen ist dies allerdings nicht. Insbesondere beim Einsatz von Ketamin soll ein Delir ausgelöst werden können. Ketamin wird beispielsweise auf Intensivstationen auch zur Langzeitdiagnose eingesetzt. Albträume können allerdings auch unabhängig von den verwendeten Medikamenten auftreten. Immerhin ist das Leben der Patient*innen im Koma meist bedroht. Wie Intensivmediziner Meermeier gegenüber dem Spiegel erläutert, hilft es, mit den Patient*innen zu sprechen. Da unklar ist, wie viel Patient*innen im Koma aufnehmen, rät er dazu, sie so zu behandeln, als seien sie geistig anwesend.

Das künstliche Koma entspricht einer Langzeitnarkose. Der Arzt oder die Ärztin leitet die sogenannte Aufwachphase langsam ein, wobei die Medikamente schrittweise reduziert werden. Aus dem künstlichen Koma können Patient*innen nach kurzer Zeit wieder aufwachen oder in ein Wachkoma verfallen. Das Wachkoma nach dem künstlichen Koma kann kurzfristig oder auch dauerhaft anhalten. 

Nach dem künstlichen Koma können Kreislaufprobleme, Albträume oder Ein- und Durchschlafstörungen auftreten. Allerdings verschwinden diese Folgeschäden in der Regel nach und nach. Im Anschluss an ein Koma folgt überwiegend eine Reha. Die Reha dient dazu, krankheitsbedingt verlorene Fähigkeiten wieder zu erlernen. Je nach Alter und körperlichem Zustand kann die Reha Wochen bis Monate andauern. Patient*innen können im Anschluss allmählich wieder in ihren Alltag zurückkehren. Kommt es trotz eines behutsamen Umgangs dazu, dass Patient*innen traumatisiert aus dem künstlichen Koma aufwachen, bietet sich eine psychotherapeutische Behandlung an.

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