88.500 Tickets wurden im Vorfeld des Nürnberger Festivals Rock im Park 2025 verkauft - eine ähnliche Besucherzahl verzeichnete das Festival zuletzt 2017. Seitdem sei das Mega-Event zum ersten Mal wieder ausverkauft gewesen, berichtet Sprecher Matthias Adolph auf Anfrage von inFranken.de. Vor allem den Veranstalter, die Argo Konzerte GmbH, dürfte das freuen - im Netz wird an den Besucherzahlen im Nachgang jedoch ordentlich Kritik geübt.
Viele bemängeln: Die zugelassene Besucheranzahl sei deutlich zu hoch gewesen. Dies sei auf den Campingplätzen, aber vor allem bei den Konzerten deutlich spürbar gewesen. Auf Nachfrage von inFranken.de äußert sich der Veranstalter zu den Vorwürfen.
Fast 90.000 Besucher bei Rock im Park 2025 - Veranstalter äußert sich zu Kritik an Besucherzahlen
"Das beschissenste Festival, auf dem ich jemals war - rein von der organisatorischen Seite her": Dieses harte Urteil fällt ein Besucher, der sich auf Instagram s.cotty_k nennt, in einem Video in den sozialen Medien, zu Rock im Park 2025. "Wir sind zwei oder drei Mal an Situationen vorbeigeschrammt, wo es sehr Love-Parade-artig war. Wo du in der Menschenmenge festgesteckt hast und dich nicht mehr bewegen konntest, nicht mehr vor und zurück", berichtet er. Die Situation sei "bodenlos" gewesen, die Veranstalter "sollten sich schämen", bekräftigt er. Zudem seien Kontrollen "im Prinzip nicht vorhanden" gewesen.
Doch was sagt der Veranstalter zu den Vorwürfen und den Besucherströmen in diesem Jahr? Auf Anfrage erklärt Argo-Sprecher Adolph: "Es wurden in diesem Jahr insgesamt 88.500 Tickets verkauft. Die maximale Tageskapazität des Infields beträgt 79.500 Besucher:innen, basiert auf einem behördlich abgestimmten und genehmigten Sicherheitskonzept und wurde zu keinem Zeitpunkt überschritten." Das Gelände sei entsprechend der höheren Besucherzahl in Struktur und Größe angepasst worden.
"Menschenströme wurden mithilfe erfahrener Teams, Echtzeit-Monitoring und flexiblen Maßnahmen sicher gesteuert. Auf dem Infield sorgten unter anderem zusätzliche Flächen und die neue Position des Riesenrads für Entlastung", erklärt Adolph. Während der kurzen Umbaupausen seien besonders viele Festivalbesucher unterwegs und würden dadurch für eine starke Frequentierung der Verkehrsflächen und Infrastruktur sorgen. Auf die Frage, ob in Zukunft Änderungen bei Aufbau und Logistik geplant sind, heißt es: "Wie in jedem Jahr werden Aufbau und Logistik im Nachgang analysiert und gegebenenfalls weiterentwickelt."
"Rock im Park braucht eine Kapazitätsgrenze": Kritik nach Rock im Park wird lauter
inFranken.de war auch in diesem Jahr wieder live vor Ort - den Blog mit allen Artikeln zum Festival, findet ihr hier. Während des Events äußerten einige Besucher im Gespräch mit unserer Redaktion bereits, dass es ihnen deutlich zu voll auf dem Gelände gewesen sei. "Wir zelten seit Jahren hier, und es war diesmal extrem schwer, einen Platz für das Zelt zu finden", berichtete ein 37-Jähriger. Auf den Campingplätzen standen die Zelte dicht an dicht. Zwischen den Konzerten drängte sich die Menge an den Ein- und Ausgängen, um zur nächsten Bühne zu gelangen. "Das dauert ewig. Die letzten Jahre war das besser", meinte ein Besucher.
Ein Besucher mit dem Tik-Tok-Namen "Sierokafabian" fordert in einem Video nun: "Rock im Park braucht eine Kapazitätsgrenze. Mit 88.500 verkauften Tickets war das Gelände rund ums Zeppelinfeld einfach überlastet." Wege zwischen den Bühnen hätten sich angefühlt wie zu Stoßzeiten auf dem Christkindlesmarkt und für Notfälle "fehlte wortwörtlich der Platz". Er spricht auch von einem "gnadenlos unterbesetzten Sicherheitspersonal" und betont: "Jubiläum hin oder her: Diese Gier muss ein Ende haben."
Tik-Tok-User "Heinzjmj" zeigt sich ebenfalls schockiert von seiner Erfahrung auf dem diesjährigen Rock im Park. Er betont: "Wenn Rock im Park 2026 genauso wird wie dieses Jahr, war es mein letztes Festival - außer sie schmeißen 20.000 Personen raus. Dann kann man nochmal darüber reden." Wie die anderen kritisiert auch er allem voran die Besucheranzahl. "Es war abartig, widerlich voll." Darunter habe seiner Meinung nach auch die Stimmung gelitten. "Ja, Festival ist ein Extremsport, das wissen wir alle. Aber was dieses Jahr war, war einfach übertrieben", resümiert er.
In der Menge umgekippt: Konzert für Slipknot endete für Besucher im Krankenhaus
Besonders deutlich sei das beim Auftritt von Slipknot geworden. Dem Besucher zufolge habe es sich dabei weniger um ein Konzert als um "eine halbe Massenpanik" gehandelt. Zweimal sei er während des Konzerts aufgrund der Enge umgefallen, habe Atemnot bekommen und nur mithilfe anderer Personen wieder aufstehen können. Für ihn endete diese Erfahrung sogar mit einem Kreislaufzusammenbruch im Krankenhaus.
Dabei gibt es auch viele positive Berichte vom Festival: Im Netz wurden vor allem die schöne Stimmung und das Miteinander vor Ort gelobt - auch die Acts kamen bei vielen gut an. Vom schlechten Wetter ließen sich außerdem nur wenige Festivalbesucher stören.
Ob die Anzahl der Tickets nach der aktuellen Kritik im kommenden Jahr reduziert wird, bleibt offen. "Unser Ziel ist es, möglichst vielen Festivalbesuchern ein großartiges, sicheres und reibungsloses Festivalerlebnis zu bieten. Die konkreten Planungen erfolgen zu einem späteren Zeitpunkt", kommentiert Adolph.