Miroslav Klose kann auch anders. In der Halbzeitpause des Spiels gegen Schalke erlebten die Fußball-Profis des 1. FC Nürnberg einen lauten und energischen Trainer. Der Weltmeister von 2014, er musste seine Jungs richtig wachrütteln. Dank einer vorübergehenden Überzahl und klugen Wechseln von Klose zeigte die Club-Elf in den zweiten 45 Minuten ein großes Comeback. Aus einem 0:1 wurde ein 3:1 - und damit Kloses erster Sieg in der 2. Fußball-Bundesliga. Das ausverkaufte Max-Morlock-Stadion in Nürnberg tobte.

"Das, was Schalke gut gemacht hat in der ersten Halbzeit, haben wir gar nicht gut gemacht", erklärte Klose im Anschluss. Schalke dominierte die erste Hälfte nach Belieben, der FCN verzeichnete nicht mal einen Torschuss. "Wir haben 45 Minuten geschlafen", meinte Lukas Schleimer. Klose fühlte sich zur Pause herausgefordert wie noch nie in den wenigen Wochen in Franken: "Wir haben fast ängstlich gewirkt. Deswegen bin ich etwas lauter geworden und musste die Jungs wirklich aufwecken, dass sie an sich glauben."

Klose unzufrieden nach erster Hälfte - Schleimer: "45 Minuten geschlafen"

Genau das taten seine Spieler dann auch in den zweiten 45 Minuten: Vor allem Stürmer Schleimer, der direkt nach dem Wiederanpfiff das 1:1 erzielte und nach dem Führungstor von Caspar Jander (56. Minute) auch noch das 3:1 für den 19-jährigen Rafael Lubach auflegte (77.), der als Joker traf. "Genauso muss eine Mannschaft auftreten: Geschlossen und engagiert", schwärmte Schleimer nach den ersten drei Punkten dieser Saison. Klose fand ebenfalls lobende Worte für Schleimer, der die Rolle des spielenden Mittelstürmers immer besser ausfüllt. "Ich habe es ihm angesehen, dass er die Rolle spielen kann. Er ist da nicht wirklich greifbar", sagte der ehemalige Weltklasse-Stürmer Klose.

Ein Erfolgsfaktor war auch Kloses Doppelwechsel zur Halbzeit: Routinier Enrico Valentini und der junge Dustin Forkel kamen für Danilo Soares und Kanji Okunuki in die Partie und sorgten gleich für eine spürbare Belebung des FCN-Spiels. So war es dann auch der 35-jährige Rechtsverteidiger Valentini, der den 1:1-Ausgleichstreffer von Schleimer mit einer mustergültigen Flanke vorbereitete. Acuh Rafael Lubach, der in der 76. Minute ins Spiel kam, stand nur kurze Zeit später goldrichtig und sorgte mit dem Treffer zum 3:1 für die Entscheidung. "Man muss heute auch mal die Einwechselspieler hervorheben. Die haben sofort gezündet", lobte Schleimer seine Teamkollegen.

Klar ist aber auch: Der FCN profitierte von der 20-minütigen Überzahl, die sie nach dem 0:1-Pausenstand durch Ibrahima Cissé und der ungerechtfertigten Gelb-Roten Karte für Schalkes Ron Schallenberg nutzen konnten, um das Spielgeschehen vollständig zu drehen. Für Schalke-Coach Karel Geraerts war die Fehlentscheidung des Schiedsrichters "der Game-Changer". Sportdirektor Marc Wilmots war wütend: "Wir haben dadurch drei Punkte verloren."

FCN profitiert von Überzahl - großer Ärger bei Schalke-Verantwortlichen 

"Gegen zehn Mann ist es leichter", gestand Klose ein. Noch wichtiger war aber, dass seine junge Mannschaft plötzlich ganz anders auftrat und dies auch durchhielt, als Torschütze Jander ebenfalls Gelb-Rot sah und es in den letzten 23 Minuten wieder ausgeglichen mit Zehn gegen Zehn weiterging. Klose sah weiterhin "viele gute Sachen" wie Durchbrüche über die Flügel, präzise Flanken und eine gute Positionierung im Strafraum. Die Körpersprache stimmte. "Der Kopf war oben", lobte Klose: "Die Jungs haben dran geglaubt, das ist schön."

 

Der laute Klose hat mit der Korrektur des Saison-Fehlstarts in Karlsruhe (2:3) für Aufbruchstimmung rund um den Club gesorgt. "Der Sieg muss helfen", sagte der 46-Jährige. Den lauten Klose könnte es bei Bedarf jederzeit wieder geben in der Kabine. "Wenn es so weitergehen muss, werde ich auch weiter laut sein", kündigte Klose an.

Probleme bei der Heimreise hatten am Sonntag einige Schalke-Fans auf der A3 bei Erlangen - ihr Reisebus blieb liegen, ein Mann kollabierte in der Mittagshitze.

mit dpa