• Anbieterwechsel bei Strom und Gas lohnt sich wieder
  • E.ON will die Energiepreise senken
  • Vergleichsportale richtig nutzen
  • Informationen zum neuen Anbieter einholen

Das ist Lage auf dem Energiemarkt: Bestandskunden zahlen für Strom und Gas weiterhin hohe Preise, obwohl diese seit Dezember 2022 deutlich gesunken sind. Neukundentarife sind dagegen oft günstiger und liegen meist unterhalb des Preises der Bremsen für Gas und Strom. Die Verbraucherzentrale NRW rät deshalb zum Wechsel des Energieversorgers: Ein Anbieterwechsel bei Strom und Gas lohnt sich wieder.

Anbieterwechsel bei Strom und Gas lohnt sich wieder

Die Energiekrise hat im vergangenen Jahr für stark gestiegene Strom- und Gaspreise gesorgt. Jetzt gibt es im Vergleich zum Jahr 2022 wieder deutlich preiswertere Tarife bei Gas und Strom. Aber so günstig wie vor dem Ukraine-Krieg ist es nicht mehr: Die neuen günstigsten Stromtarife sind immer noch knapp 20 % teurer als vor der Energiekrise. Die Gaspreise sind in etwa doppelt so hoch. Es ist davon auszugehen, dass die Preise in den nächsten ein bis zwei Jahren weiter auf einem hohen Niveau bleiben.

Deshalb ist die jüngste Ansage der Verbraucherzentrale NRW interessant: "Viele Neukundentarife sind aktuell günstiger. Oft liegen sie unterhalb des Preises der staatlichen Preisbremsen. Bei der Grundversorgung ist es genau umgekehrt, diese ist meist wieder teurer als alternative Tarife", heißt es dort. Es gibt allerdings auch vorsichtigere Stimmen. So begrüßt Julia Schröder, Energierechtsexpertin der Verbraucherzentrale Niedersachsen, zwar, dass es jetzt wieder Tarifoptionen gibt. Gleichzeitig warnt sie im Norddeutschen Rundfunk davor, den Vertrag leichtfertig zu wechseln. "Niemand kann vorhersehen, wie sich die Preise weiter entwickeln. Sich jetzt für 12 oder 24 Monate zu binden, birgt daher auch ein gewisses Risiko." Sollten die Preise fallen, zahlen Verbraucher drauf.

Nach den Preisturbulenzen im vergangenen Jahr rät die Verbraucherzentrale NRW auf dem Energiemarkt nach preiswerteren Strom- und Gastarifen Ausschau zu halten. Wer aktuell mehr zahlt als das Preisbremsen-Niveau (bei Strom liegt bei 40 Cent, bei Gas bei 12 Cent), kann durch einen Anbieterwechsel sparen. Je höher der aktuelle Preis, desto höher die Ersparnis. Es lohnt sich, etwa einmal im Jahr Tarife zu vergleichen. Zumindest immer dann, wenn du eine Preiserhöhung bekommst, solltest du den Marktpreis prüfen. Den Stromanbieter zu wechseln, ist einfach. Den Gasanbieter kannst du hingegen nur wechseln, wenn du Eigentümer*in oder Mieter*in mit einer Gasetagenheizung bist. 

E.ON will die Energiepreise senken

Wenn du dich entscheidest, den Energieanbieter zu wechseln, gehst du am besten so vor: Im ersten Schritt gilt es, die aktuellen Neukundenpreise und Sparpotentiale zu ermitteln. Viele Energieanbieter bieten wieder günstigere Tarife, die unterhalb des Preisbremsenniveaus liegen. Derzeit sind bei Strom Arbeitspreise ab ca. 30 Cent pro Kilowattstunde (Ct/kWh) verfügbar, bei Gas lassen sich Preise ab ca. 9 Ct/kWh finden. Auch wenn du die staatlichen Preisbremsen berücksichtigst, lohnt sich ein Anbieterwechsel. Wenn du vertraglich flexibel bleiben willst, prüfe Vertragslaufzeit, Kündigungsfrist und Vertragsverlängerung im Vertrag genau.

Die Preisbremsen deckeln den Preis nur für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs. Zusätzlicher Aspekt: Ein Anbieterwechsel entlastet den Staatshaushalt und fördert den Wettbewerb auf dem Energiemarkt, ein Interesse, das die Verbraucherverbände unterstützen. Außerdem bieten nicht nur sogenannte Energiediscounter günstige Preise an, sondern ebenso viele Stadtwerke. Bei einem Anbieterwechsel solltest du die Checkliste der VZ nutzen, damit der Anbieterwechsel wirklich reibungslos gelingt.

Bei Verträgen mit Bestandskunden sind Preissenkungen eher die Ausnahme. Nur E.ON hat bislang angekündigt, die Strompreise in der Grundversorgung im Schnitt um 18 % und die Gaspreise um durchschnittlich 28 % zu senken, wie die Presse Anfang dieses Monats berichtete. Der Energieversorger reagiert damit auf den Energiemarkt, wo seit rund sechs Monaten die Beschaffungspreise deutlich sinken. E.ON ist aber noch die Ausnahme. Bei der Prüfung des bestehenden Vertrags ist es wichtig, die Restlaufzeit und Kündigungsfrist zu kennen, um den richtigen Zeitpunkt für einen Anbieterwechsel zu finden. Bist du aktuell in der Grundversorgung, lässt sich der Vertrag jederzeit, unter Berücksichtigung der gesetzlichen zweiwöchigen Frist, kündigen. Beim Anbieterwechsel besteht kein Risiko, dass du ohne Strom oder Gas dastehst. 

Vergleichsportale richtig nutzen

Deinen neuen Tarif suchst du am besten mit einem Onlineportal im Internet (die besten sind laut "Stiftung Warentest" die Portale Verivox und Check24). Online-Vergleichsportale haben sich in der Praxis bewährt, um den richtigen Strom- oder Gastarif ausfindig zu machen. Wichtig dabei ist, so sagen die Verbraucherschützer aus NRW, die Voreinstellungen des Vergleichsportals individuell anzupassen, bevor du einen Tarifvergleich startest.

Vergleichsportale finanzieren sich über Provisionen von Anbietern und über Werbung. Deshalb neigen sie dazu, den Wechsel möglichst positiv erscheinen zu lassen. Es ist also Vorsicht geboten. Die Portale agieren aber nur als Vermittler zwischen Energieanbietern und Verbraucher*innen. Sie übernehmen keine Gewähr dafür, dass die angezeigten Daten richtig sind. Vertragspartner beim Energieliefervertrag ist der Anbieter, nicht das Portal. Daher solltest du die Preise und Konditionen mit den Angaben des Anbieters, auf dessen Internetseite abgleichen, bevor du den neuen Vertrag abschließt. 

Um möglichst viele Tarife angezeigt zu bekommen, sollte der Filter "direkte Wechselmöglichkeit über das Portal" nicht angeklickt sein. Die Filterfunktion und Empfehlungen des Vergleichsportals schränken die Tarifauswahl unnötig ein. Wenn du den inzwischen wieder angebotenen Bonus-Betrag für Neukunden nicht einrechnen lässt, kannst die Jahreskosten besser vergleichen. Und noch etwas: Bei einem Tarif mit Bonus musst du dich darauf einstellen, nach einem Jahr erneut zu wechseln. Das zweite Vertragsjahr ist in den Bonus-Tarifen in der Regel teurer. Die ausgewiesene Ersparnis im ersten Jahr geht oft ausschließlich auf den Bonus zurück. Aktuell gilt: Anbieter, deren Preise oberhalb der Bremsen liegen, dürfen nur Boni bis zu einer bestimmten Höhe anbieten. Daher finden sich aktuell kaum Tarife mit Bonus, oder dieser fällt nur sehr gering aus. 

Informationen zum neuen Anbieter einholen

Es ist sinnvoll, die Voreinstellung "hohe Kundenempfehlungsquote" zu deaktivieren. Das schränkt deine Auswahl unnötig ein. Lass dir jeweils nur einen Tarif pro Anbieter anzeigen. Die sogenannten Online-Tarife sind mittlerweile die günstigsten Tarife in den Vergleichsportalen. Der Kontakt zum Anbieter erfolgt in der Regel ausschließlich per E-Mail oder über das Kundenportal. Persönliche Gespräche, teils auch Telefonate, sind nicht vorgesehen. Preiserhöhungen erhältst du in diesen Tarifen auf dem elektronischen Weg. Wähle also nur dann einen Online-Tarif, wenn du deine E-Mails regelmäßig liest und wenn du auf persönlichen Service verzichten kannst.

Die Verbraucherverbände empfehlen Tarife mit einer Laufzeit von zwölf Monaten. Dabei solltest du darauf achten, dass die zugesicherten Preisgarantien im Vertrag enthalten sind. Turbulenzen auf den Energiemärkten kann niemand ausschließen. Und: Preisgarantien gelten vielfach nur für die Beschaffungskosten des Anbieters. Sie klammern gesetzlich regulierte Preisbestandteile wie Netzentgelte, Steuern, Abgaben oder Umlagen aus. Verändern sich diese Preisbestandteile, greift die Garantie nicht.

Wichtig vor einem Vertragsabschluss: Überprüfe den potenziell neuen Anbieter durch eine Internetrecherche. So kannst du festzustellen, ob er durch sein Geschäftsgebaren in der Vergangenheit negativ aufgefallen ist. Typische Probleme, über die sich Kunden beschweren, sind: nicht erstellte Jahres- oder Schlussrechnungen, die Nichtauszahlung von Boni oder Guthaben, drastische Preiserhöhungen, überzogene Abschläge und untergeschobene Verträge.

Fazit

Nach Berechnungen des Verivox-Energie-Experten Thorsten Storck sind durch einen Wechsel beim Energieanbieter pro Jahr bis zu 540 Euro einzusparen. Selbst wenn diese Rechnung arg optimistisch ist, lässt sie aufhorchen. Oft musst du den Anbieter gar nicht wechseln, um weniger zu bezahlen. Wer das Gefühl hat, sein Tarif sei zu teuer, kann sich direkt an seinen Versorger wenden und nachfragen, ob es nicht einen günstigeren Tarif gibt. 

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