Vor etwa einem Monat meldete die indische Raumfahrtbehörde ISRO über X, ehemals Twitter, ihren Erfolg: Die Raumsonde Chandrayaan-3 ist am 23. August 2023, um 12:32 Uhr UTC, auf dem Mond gelandet. Es ist nicht weniger als ein Meilenstein in der Geschichte der Raumfahrt. Die indische Sonde ist damit die Erste, die jemals im Südpolargebiet des Mondes gelandet ist. Nun liegen die ersten Erkenntnisse der Forschungsmission vor.

Das ferngesteuerte Mondfahrzeug "Pragyan" (Hindi für "Weisheit") legte auf dem Mond eine Strecke von etwa 100 Metern zurück. Die Daten, die es dabei gesammelt hat, liefern Aufschluss über eine mögliche Einrichtung einer Forschungsstation oder Besiedlung des Mondes.

Die Südseite des Mondes: Ionen-Suppe, schwankende Temperaturen und mögliche Erdbeben

Der Mond ist von einer 100-Kilometer-dicken Schicht aus elektrisch aufgeladenem Plasma umgeben. Die Messungen der Atmosphäre ergaben, dass um den südlichen Pol herum eine relativ dünne Mischung aus Ionen und Elektronen existiert. Sollte der Mond jemals von Menschen besiedelt werden, wären Kommunikations- und Navigationssysteme nicht wesentlich davon behindert, bewertete die ehemalige NASA-Wissenschaftlerin Mila Mitra die Funde gegenüber der BBC.

Entgegen einer vorherigen Messung der NASA aus dem Jahr 2009 maß Pragyan höhere Temperaturen für die Oberfläche der Mondsüdseite. Außerdem stellte der Moonrover fest, dass die Temperatur unterhalb der Oberfläche schnell sinkt. Bereits zehn Zentimeter tief im Boden betrug die Temperatur schon –10 Grad Celsius. Das ergibt einen Unterschied von 70 Grad Celsius im Vergleich zu der 60 Grad warmen Mondoberfläche. Nach bisherigem Wissensstand schwanken die Temperaturen auf dem Mond zwischen 120 Grad am Tag und -130 Grad bei Nacht.

Auch die chemische Beschaffenheit des Bodens wurde untersucht. ISRO bestätigte gegenüber dem Fachjournal "Nature" Funde von Aluminium, Silizium, Calcium und Eisen.

Seismische Aktivitäten – gibt es noch Bewegung im Mondinneren?

Am bemerkenswertesten: An mehreren Stellen wurde Schwefel gemessen. Das Element gelangt normalerweise durch Vulkanausbrüche in die Atmosphäre. Als mögliche Ursache wird ein Asteroideneinschlag nicht ausgeschlossen. Das Vorkommen von Schwefel könnte weiteren Aufschluss über die geologische Entwicklung des Mondes liefern. Schon vor Jahrzehnten wurden vulkanische Strukturen auf dem Mond entdeckt.

Vor 1 Milliarde Jahren soll es aktive Vulkane auf dem Mond gegeben haben. 2014 kam eine Studie der Chinesischen Universität für Geowissenschaften zu dem Schluss, dass der Mond nicht vollständig ausgekühlt sei - im Inneren existiere teilweise noch geschmolzenes Gestein. Zum gleichen Ergebnis kamen jüngst Forscher aus Frankreich. Sie stellten fest, dass der feste Kern des Mondes von einer flüssigen Masse umgeben ist.

Umso spannender ist in diesem Zusammenhang, dass das Erkundungsfahrzeug auch eine Eruption gemessen hat. Es könnte ein Mondbeben gewesen sein: Ein möglicher Hinweis darauf, dass es unterhalb der Mondoberfläche vielleicht noch geologische Bewegungen gibt.

NASA schickt bald erste Frau und "person of colour" auf den Mond

Neben Indien und Russland startete auch Japan am 7. September seine Mondmission. Verlauf alles Plan, wird die Sonde "SLIM" vermutlich Anfang des Jahres 2024 auf dem Mond landen. Für das kommende Jahr haben sowohl die USA als auch China weitere Mondmissionen geplant. Besonders interessant: Die NASA hat für 2024 angekündigt, dass im Rahmen der "Artemis"-Mission zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit eine Frau und eine "person of colour" den Mond betreten werden.

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