Den Bereich der dunklen Materie erforschen Wissenschaftler bereits seit Jahrzehnten. Nun hat der Kosmologe Hendrik Hildebrandt von der "Ruhr-Universität" in Bochum erstaunliche neue Erkenntnisse gesammelt, die die Forschung revolutionieren können: Sein Forscherteam sprich von einer Sensation.
"Wir waren uns selbstkritisch sicher, dass der Fehler in unseren Messungen liegt", erzählt Hildebrandt ingeneur.de. Das internationale Forscherteam mit dem Namen "Kilo-Degree Survey (KiDS)" fand heraus, dass dunkle Materie im Weltraum sehr wahrscheinlich gleichmäßiger verteilt ist, als bislang angenommen.
Verteilung dunkler Materie im Weltall: Forscherteam mit neuen Erkenntnissen
Aber was bedeutet das? Nun, es geht im Endeffekt darum herauszufinden, wie die Entwicklung des Universums stattgefunden haben könnte. Um das zu verstehen, bezeichnet Hildebrandt die Urform des Universums, sprich: den Zustand des Weltalls vor 14 Milliarden Jahren als "heiße Suppe". Nach dem Abkühlen bildeten sich schließlich Atome, die circa 380.000 Jahre nach dem Urknall ein ungefähres Bild des Weltalls formten. Aus dieser zeitlichen Periode ist der Wissenschaft kaum etwas bekannt. Ein Ansatzpunkt der Forschung ist allerdings kosmische Strahlung zu untersuchen: So konnte beispielsweise festgestellt werden, dass zu Urzeiten entstandene Strahlen entstanden, während sich winzige Lichtteilchen im freien Raum ausbreiten konnten. Daraus entstand wohl verklumpte Materie, die später Grundlage von Planeten und Sternen war. Dabei handelt es sich um das jahrelang gängige Standardmodell der Wissenschaft.
Forscher waren sich sicher, mit dieser kosmologischen Modellierung Voraussagen treffen zu können, wie Materie nach den damaligen Gegebenheiten, heute verteilt sein müsste. Hildebrandt und sein Team weichen in deren Forschungsergebnissen aber nun um etwa 10 Prozent von dem ab, was das Modell vorhersagt. Demnach verbreitet sich die Materie viel gleichmäßiger als man bisher angenommen hat. Bislang waren Wissenschaftler der Überzeugung, dass sich dunkle Materie sehr ungleichmäßig im Weltall verteilt und bewegt.
Hildebrandt & Co. arbeiteten in ihrer Studie mit einer Methode, die "optische Fehler" als Grundlage für den Aufenthaltsort dunkler Materie heranzieht. Dabei wurden insgesamt 31 Millionen Galaxien analysiert, wobei den Angaben der Forscher zufolge nur wenige Fehler auftraten, die das Ergebnis verzerren.
31 Millionen Galaxien wurden geprüft
Die Ergebnisse stellen aber nicht nur das Standardmodell der Kosmologie in Frage, sondern auch die sogenannte "Hubble-Konstante". Dabei handelt es sich um kosmologische Größe, die die Expansionsrate des Universums beschreibt. Die Forschungsergebnisse Hildebrandts werfen Fragen in Bezug auf die Gültigkeit der "Hubble-Konstante" auf. Deren Aussagen zu der Expansionsrate des Modells passt nicht zu den Ergebnissen des Teams unter Hildebrandt. Catherine Heymans von der "University of Edinburgh" und mit Hildebrandt in Bochum zusammenarbeitet, beteuert, dass diese Abweichungen selbstverständlich auch von Messfehlern stammen könnten, bestätigt aber gleichzeitig, dass sie das für unwahrscheinlich hält.
Obwohl die Ergebnisse das gesamte Modell der Kosmologie infrage stellen, wollen die Wissenschaftler weitere Studien auf diesem Forschungsfeld anstellen.