Bisher galt, dass alte und kaputte Kleidung nicht im Altkleidercontainer landen soll. Wirklich ausgediente oder kaputte Klamotten landen daher bei den meisten in der Restmülltonne. Doch ab Januar 2025 gibt es für die schwarze Tonne Änderungen. Hintergrund ist eine neue EU-Vorgabe für alte Textilien. Auch für die Bio-Tonne wird es neue Regelungen geben, die bei Nichteinhaltung zu saftigen Bußgeldern führen können.

Laut den Vorgaben der Europäischen Union geht es im Wesentlichen um die Vermeidung der Unmengen an Müll, die durch die Entsorgung der Klamotten im Hausmüll entstehen. Jedes Jahr kaufen die Menschen in Europa im Durchschnitt rund 26 Kilogramm Textilien - satte elf Kilogramm landen in der Tonne. Der Kleidungsmüll wird zu fast 90 Prozent verbrannt oder deponiert. Das große Problem dabei ist, dass die Entstehung der Kleidung ressourcentechnisch sehr aufwändig ist und beispielsweise bei Baumwoll-Kleidung tausende Liter Wasser verbraucht werden.

Neue EU-Vorgabe ab Januar: Kaputte Klamotten dürfen nicht mehr in den Restmüll - oder gibt es Ausnahmen?

Die mühsam produzierten Textilien also einfach wegzuschmeißen, soll künftig keine Option mehr sein. Vielmehr soll der Fokus auf Recycling gelegt werden.

Zukünftig sollen alle Alttextilien im Altkleidercontainer gesammelt werden. Dies gilt auch für Handtücher, Vorhänge, Bettwäsche und andere Textilien. Der Grund dafür ist einzig und allein die Umwelt.

Denn die Herstellung von Klamotten verursacht weit mehr Treibhausgase als internationale Flüge und Schiffe zusammen, erklärt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen gegenüber der Frankfurter Rundschau

Alles in den Altkleidercontainer? Neue Regelung wirft viele Fragen auf

In Deutschland findet man zahlreiche Altkleidercontainer, die auch genutzt werden. Dass "alle" Alttextilien nun aber darin landen sollen, ist jedoch nicht ganz richtig, wie zu Beginn des neuen Jahres das Landratsamt Coburg in einer Pressemitteilung erklärt. 

Auf die Frage, ob Textilien grundsätzlich nichts mehr in der Restmülltonne zu suchen haben, heißt es: "Doch. Nicht tragbare Kleidung darf weiterhin im Restabfall entsorgt werden. Saubere, unbeschädigte und gut tragbare Kleidung, Heimtextilien und paarweise gebündelte Schuhe werden in Deutschland hingegen weiterhin von den größtenteils gemeinnützigen Organisationen über Container gesammelt und entsprechend verwertet." 

Ist man sich unsicher, ob etwas noch verwertet werden kann oder doch entsorgt werden sollte, könnte man sich fragen, ob man die Alttextilien noch einem Freund oder Bekannten geben würde. Lautet die Antwort "nein", sollten die Textilien im Restmüll landen. 

Was kann noch immer über den Restmüll entsorgt werden?

"Ungewaschene, auch leicht beschädigte oder unangenehm riechende Bekleidung, Plüschtiere, Kissen und sonstige textile Abfälle haben in den Altkleidercontainern nichts zu suchen.

Insbesondere deshalb, weil für solche Textilien derzeit keine weitere Nutzung möglich ist", heißt es weiter.

"Für ein Faserrecycling von Mischgewebe gibt es derzeit noch nicht genug Verwerter. Wenn diese Stücke in Altkleidercontainern landen, müssen sie mühsam aussortiert werden – mit dementsprechend hohen Entsorgungskosten." Deshalb sei der Weg über den Restmüll hier dennoch sinnvoller.

Anders entsorgen: Was nicht in die schwarze Tonne gehört

Grundsätzlich muss man in Deutschland sowieso schon seinen Abfall trennen. Doch eine Strafe für das Wegwerfen von alten Klamotten besteht nicht. Denn bei einem mehrgeschossigen Wohnhaus beispielsweise lässt sich ja gar nicht herausfinden, wer genau dafür verantwortlich gemacht werden soll. Es kann jedoch sein, dass die Müllabfuhr die Tonne einfach stehen lässt, wenn sich darin Müll befindet, der nicht hineingehört.

Neben Kleidung gehören folgende Stoffe ebenfalls nicht in die schwarze Tonne: 

  • Bioabfälle
  • Kunststoffprodukte
  • Elektrogeräte/Elektrokleingeräte
  • Gefährliche Stoffe

Auch kaputte Kleidung soll künftig im Altkleidercontainer landen

Heute wird in Deutschland um einiges mehr Kleidung gesammelt als früher. Die Kleidungsstücke werden noch immer aussortiert und schließlich an soziale Einrichtungen weitergegeben. Hauptsächlich werden sie aber auch an große Verwerter verkauft. Das Recycling von Klamotten klappt jedoch nur bedingt, denn die Qualität von billig gekaufter Kleidung ist oft zu schlecht, um sie verwerten zu können. 

Normalerweise werden Textilien nach Material und nach Farben sortiert und schließlich zerrissen und zermahlen. Fast-Fashion stellt jedoch ein großes Problem für diesen Prozess dar. Die Billig-Mode beinhaltet immer mehr Polyester, das auf Erdöl basiert. Dieses ist im Vergleich günstig und ersetzt die verhältnismäßig teure Baumwolle. Jedoch lässt sich das Gemisch aus Natur- und Chemiefasern nicht trennen und kann daher schlecht recycelt werden. Aus diesem Grund werden viel mehr Textilien verbrannt, anstatt weiter verwertet.

Derzeit wird zwar an neuen Recyclingverfahren gearbeitet, jedoch sollten auch die Designer der Klamotten Vorgaben zur Herstellung erhalten, damit diese von vornherein recyclingfähiger werden. Dabei sollten beispielsweise auch die Nähte von Baumwollklamotten ebenfalls aus Baumwolle und nicht aus Polyester bestehen. 

Kleidersammlerverband kritisiert neue Regel scharf - könnte "ernsthaft gefährden"

Der Dachverband FairWertung e.V., der gemeinnützige Kleidersammler in Deutschland vertritt, sieht die Umsetzung dieser Richtlinie mit großer Sorge. "Unsere gemeinnützigen Sammlungen leiden bereits jetzt unter der Zunahme von minderwertiger und unbrauchbarer (Fast-Fashion) Kleidung", teilt Anton Vaas, Vorsitzender von FairWertung e.V. mit. "Eine zusätzliche Belastung durch Textilabfälle könnte die Aufrechterhaltung der Sammlungen ernsthaft gefährden und damit auch die sozialen Projekte, die durch diese Sammlungen finanziert werden."

"Eine Kleiderspende ist nur dann sinnvoll, wenn man die Textilien auch einem Freund oder einer Freundin weitergeben würde", so FairWertung. Nicht mehr tragbare oder kaputte Kleidung seien für gemeinnützige Organisationen keine Hilfe, sondern bedeuteten hohen Mehraufwand und zusätzliche Kosten. "Das bislang funktionierende System würde kollabieren, wenn es verstärkt als Abfallentsorgung missbraucht wird“, warnt Vaas.

In Deutschland würden bereits heute rund 64 Prozent der aussortierten Kleidung von privaten Haushalten gesammelt. Das sei die höchste Quote in ganz Europa. Stark zerschlissene oder verschmutzte Kleidung eigne sich weder für die Wiederverwendung noch für das Recycling und sollte daher auch erst gar nicht in die Kleidersammlungen gegeben werden, so die Forderung des Verbands. 

Worauf man beim Kauf von neuer Kleidung achten sollte

Worauf sollte man also beim Kleiderkauf achten? Erster Schritt: weniger kaufen. Denn jedes fünfte Kleidungsstück, das bei jedem einzelnen von uns im Schrank liegt, wird so gut wie nie getragen. Zudem kannst du versuchen, gelegentlich deine Klamotten selbst zu reparieren. So trägst du dazu bei, dass weniger weggeschmissen und somit auch weniger gekauft, produziert, gesammelt und recycelt werden muss. 

Man sollte sich daher lieber zweimal überlegen, ob man etwas wirklich braucht und auch tragen wird, damit die Umwelt vor den Treibhausgasen geschont werden kann. Außerdem ist es ratsam, bei der Klamottenwahl mehr auf Qualität zu achten, damit diese auch eine Chance haben, recycelt zu werden.

Amazon-Bestseller: Retro-Mülltonne Oskar mit Deckel und Tragegriffen*

*Hinweis: In der Redaktion sind wir immer auf der Suche nach nützlichen Produkten für unsere Leser. Es handelt sich bei den in diesem Artikel bereitgestellten und mit einem Piktogramm beziehungsweise einem Einkaufswagen-Symbol, einem Ticket-Symbol, einem Hotel-/Reise-Symbol oder Sternchen gekennzeichneten Links um sogenannte Affiliate-Links/Werbelinks. Wenn du auf einen dieser Links klickst bzw. darüber einkaufst, bekommen wir eine Provision vom Händler oder Dienstleister. Für dich ändert sich dadurch nichts am Preis. Unsere redaktionelle Berichterstattung ist grundsätzlich unabhängig vom Bestehen oder der Höhe einer Provision.