Kristian W. aus dem nördlichen Nordrhein-Westfalen ist fassungslos: Der Zahlungsdienstleister PayPal möchte 56,75 Euro von ihm haben – für einen Einkauf, von dem er nichts weiß. Er fragt bei PayPal nach und erfährt, dass das Geld von seinem Bankkonto nicht abgebucht werden konnte. Von dem Fall berichtete unlängst die Verbraucherzentrale NRW.
"Das Konto existiert ja auch seit 2018 nicht mehr", erklärt W. gegenüber der Verbraucherzentrale . Er hat zwar einen PayPal-Account, aber seine alte IBAN daraus längst gelöscht. Der Verbraucher findet heraus, dass irgendjemand offensichtlich diese alte IBAN beim Online-Shopping über die Funktion "Zahlen ohne PayPal-Konto" eingegeben hat. Wie die unbekannte Person an die Daten kam, weiß W. nicht. Bei dieser Methode, auch "Gastkonto" oder "Gastzahlung" genannt, erlaubt PayPal das Bezahlen per Lastschrift, ohne dass ein PayPal-Konto angelegt wird. Der Fall von W. ist lange kein Einzelfall. Auch die Verbraucherzentrale Bayern warnte Anfang 2025: "Aktuell häufen sich Fälle von unrechtmäßigen PayPal-Gastzahlungen."
Neue PayPal-Betrugsmasche: Abzocke über Gastkonto-Funktion
Im Forum "PayPal Community" haben ebenfalls mehrere Nutzer vom Betrug mit Gastkonten berichtet. "Jemand nutzt meine E-Mail-Adresse / IBAN, um Gastkonten anzulegen und damit zu bestellen", schreibt ein Nutzer. Er sei schon drei Mal Opfer der Masche geworden. Eine andere Nutzerin klagt, sie habe Mails erhalten, dass jemand etwas über ihren Namen bestellt habe, "vermutlich mittels Gastkonto". Die Kosten dafür wurden von ihrem Konto abgebucht. Wie ein Bericht der WirtschaftsWoche (WiWo) zeigt, sind das keine Einzelfälle. Unter anderem während des Black Friday ist das eine übliche Masche
Wie funktioniert die Gastkonto-Funktion von PayPal? Gastkonten sollen es Verbrauchern ermöglichen, Zahlungen beim Online-Shopping über PayPal abzuwickeln, auch wenn sie kein eigenes Konto beim Dienstleister besitzen. Das Geld wird per Lastschriftverfahren vom Bankkonto der jeweiligen Person abgebucht. Das geht bis zu dreimal und einem Betrag von maximal 1500 Euro. Eigentlich eine praktische Funktion - allerdings nur, wenn die Käufer auch wirklich ihre eigenen Daten eingeben.
"Über Betrug mit PayPal-Gastkonten beschweren sich immer wieder Verbraucherinnen und Verbraucher bei den Verbraucherzentralen", so Heiko Fürst aus dem Team Marktbeobachtung Finanzmarkt beim Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) im Gespräch mit der WiWo. Die Verbraucherzentralen sehen darin durchaus einen Trend und arbeiten bereits an einem Bericht zu Problemen bei Zahlungen über PayPal und Klarna. Gastkonten sind im Übrigen nicht die einzige PayPal-Funktion, die Betrüger für ihre Zwecke ausnutzen.
PayPal gibt zwar an, dass auch bei Bestellungen über ein Gastkonto die Daten überprüften werden. Aus Sicht der Verbraucher reicht das aber nicht aus. "Wenn ich PayPal nutze, muss ich Zahlungen mit etwas Aufwand freigeben. Bei den Gastkonten reicht offenbar die Kenntnis nur weniger Daten aus, um auf meine Kosten etwas zu bestellen", berichtet ein Betroffener der WiWo.
Gastkonto-Betrug bei PayPal: So schützt du dich bei ungewollten Bestellungen
Wie PayPal die Gast-Zahlungen trotzdem sicher machen will, wurden Kunden zuletzt in einem Infoschreiben zu einer geänderten Richtlinie vom 11. Juni 2009 mitgeteilt. Ob diese noch aktuell sind, hat PayPal bislang nicht bestätigt. Laut dem Schreiben sollen jedoch Daten wie Name, Adresse, Geburtsdatum und Kontodaten über die Schufa geprüft werden.
PayPal rät Kunden, die Opfer der Gastkonto-Masche geworden sind, zu Folgendem:
- Sollten mit deinen Daten fremde Zahlungen vorgenommen werden, kontaktiere zuerst deine Bank. Teile dort mit, dass ein Betrag per Lastschrift ohne deine Zustimmung abgebucht wurde und bitte um das Zurückbuchen.
- Kontaktiere den PayPal-Kundenservice, am besten telefonisch. Dieser bittet dich in der Regel einen Nachweis vorzulegen, dass du der Inhaber des betroffenen Bankkontos bist. Im Anschluss kann eine Einzelfallprüfung veranlasst werden.
Immerhin können PayPal-Kunden so im Nachhinein ihr Geld wieder bekommen. Die Kritik der Verbraucherschützer ist dennoch deutlich. "Da Zahlungsdienste die Identität des Zahlers nicht zuverlässig prüfen, können sich Verbraucherinnen und Verbraucher vor diesem Betrug nicht schützen", sagte Fürst vom Bundesverband der Verbraucherzentralen der WiWo. Auch sein Kollege Sascha Straub von der Verbraucherzentrale Bayern macht deutlich: "Einen Schutz gegen diese Betrugsmasche gibt es kaum, deshalb sollten Kontoinhaber ihre Kontoaktivitäten stets genau im Blick behalten."
Viele bemerken zunächst gar nicht, dass sie Opfer der Gastkonto-Masche geworden sind. Entsprechende E-Mails von PayPal werden vielleicht als Spam abgestempelt und ignoriert - erst wenn das erste Inkassoschreiben im Briefkasten liegt, werden Verbraucher stutzig. Fürst rät dazu, diese Forderungen nicht zu ignorieren, sondern ihnen zu widersprechen.