Aus dem Leben der meisten Menschen ist Social Media kaum mehr wegzudenken. Gerade Teenager und junge Erwachsene liken, teilen und vernetzen sich täglich in den sozialen Medien. Diese ständige Nutzung hat aber nicht nur positive Folgen. Immer wieder werden auch negative Auswirkungen auf die Psyche diskutiert. Studien zeigen: Zu viel Zeit in den sozialen Netzwerken kann zur Gefahr werden.

Folgen von Social Media auf die Psyche: Junge Menschen besonders gefährdet

Bereits in Jahr 2021 haben Statistiken gezeigt, dass besonders die Psyche der Menschen zwischen 14 und 24 Jahren gefährdet ist. Und der Konsum im Netz hat seither weiter zugenommen. Sie nutzen Social Media am meisten und befinden sich dabei noch in einer entscheidenden Zeit für die emotionale und psychosoziale Entwicklung. Zudem zeigt eine Untersuchung der DAK-Gesundheit und des Deutschen Zentrums für Suchtfragen, dass sozialen Medien süchtig machen können und angenommen wird, dass 2,6 Prozent der jungen Menschen in Deutschland bereits eine Abhängigkeit aufweisen. Social-Media-Plattformen, die helfen sollen, sich zu vernetzen, können also tatsächlich psychische Krisen befeuern.

Das verstärkt die Notwendigkeit, sich mit den psychischen Folgen zu beschäftigen. Da es sich um ein so neues Phänomen handelt, ist die genaue Auswirkung auf die psychische Gesundheit, das emotionale Wohlbefinden und Physiologie von Teenagern und jungen Erwachsenen derzeit noch nicht ganz klar und viele der Beweise sind widersprüchlich.

Weitere Studien äußern jedoch ernsthafte Bedenken hinsichtlich der möglichen nachteiligen Auswirkungen, welche die zunehmende Nutzung von Social Media hat, insbesondere auf die psychische Gesundheit. Dabei sei auch erwähnt, dass es nicht nur schlechte Auswirkungen von Social Media auf die Psyche gibt. 

Schönheitsideale auf Social Media: Ein zusätzlicher Druck

Apps wie Instagram und TikTok setzen viele Nutzer unter Druck, einem unrealistischen Schönheitsideal zu entsprechen. Bilder und Videos von Influencern zeigen oft ein scheinbar perfektes Leben und makelloses Aussehen. Dabei wird vergessen, dass solche Inhalte häufig stark bearbeitet sind. Filter, Photoshop und Retusche entfernen "Makel", die eigentlich normal und menschlich sind.

Laut der Studie „Schönheitsideale im Internet“, bei der 400 junge Menschen im Alter von 11 bis 17 Jahren befragt wurden, möchten 51 % der Jugendlichen ihr Aussehen verändern. 68 % der Befragten legen großen Wert darauf, auf geposteten Bildern möglichst „schön“ zu wirken. Besonders bedenklich: Jeder vierte Jugendliche denkt sogar über Schönheitsoperationen nach, um den auf Social Media propagierten Idealen zu entsprechen.

Folgen & Strategien gegen Schönheitsdruck

Die Folgen sind oft gravierend: Selbstzweifel, ein verzerrtes Selbstbild und psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Essstörungen. Mädchen und junge Frauen sind besonders betroffen.

Es gibt jedoch Möglichkeiten, dem Schönheitsdruck entgegenzuwirken. Gegenmaßnahmen umfassen den bewussten Umgang mit Social Media, das Begrenzen der Bildschirmzeit und die Förderung von Medienkompetenz. Ehrliche Komplimente und ein „Reality Check“, bei dem Jugendliche den Unterschied zwischen echten Menschen und inszenierten Bildern erkennen, können ebenfalls helfen.

Psychische Störungen als TikTok-Trend: Gefährliche Nachahmung

Videos zu psychischen Störungen wie ADHS oder Tourette erzielen auf TikTok enorme Reichweiten – allein im Frühjahr 2022 wurden Inhalte zu diesen Themen über 50 Milliarden Mal aufgerufen. Doch Fachleute wie die des Unispitals Lausanne warnen: Der Konsum solcher Clips kann bei Jugendlichen zu auffälligem Verhalten führen, das oft als „soziale Ansteckung“ beschrieben wird. 

Symptome werden unbewusst kopiert, wobei es selbst erfahrenen Psychologen schwer fällt, zwischen tatsächlichen und imitierten Störungen zu unterscheiden. Besonders problematisch ist, dass diese Videos oft viel Zuspruch und Aufmerksamkeit erhalten, was den Trend zusätzlich verstärkt. Solche Entwicklungen zeigen, wie wichtig fundierte Aufklärung ist, um Missverständnisse zu vermeiden und psychische Gesundheit richtig einzuordnen.

Psychische Gesundheit: Positiver und negativer Einfluss von Social Media

Die Nutzung von Social Media bringt neben Chancen auch diverse komplexe Probleme mit sich. Welchen Einfluss Social Media speziell auf junge Menschen hat, fasst ein bereits 2017 veröffentlichter Bericht der Royal Society for Public Health (RSPH) zusammen. Darin werden sowohl positive als auch negative Auswirkungen beleuchtet.

Positive Auswirkungen auf die Psyche: 

  • Zugang zu Gesundheitsinformationen: Die soziale Vernetzung bietet jungen Menschen, die beispielsweise an psychischen Problemen leiden, eine Chance, die Gesundheitserfahrungen anderer zu lesen, zu sehen und etwas für den eigenen Umgang mitzunehmen. Außerdem beschäftigen sich Teenager nur selten mit gesundheitlichen Problemen und nehmen weniger Gesundheitsleistungen in Anspruch; dies gilt vor allem für psychische Erkrankungen. Soziale Medien bieten die Möglichkeit, dass auch diese Zielgruppe erreicht wird und fachkundige Gesundheitsinformationen erhält.
  • Community-Bildung und emotionale Unterstützung: Gespräche, die in sozialen Medien entstehen, bieten Jugendlichen die Möglichkeit, Gleichgesinnte zu finden, zu denen sie im realen Leben keinen Kontakt haben. Sieben von zehn Teenagern geben an, in harten Zeiten schon einmal Unterstützung durch Social Media erhalten zu haben.
  • Selbstfindung und Stärkung der Identität: Im Teenageralter und Anfang zwanzig experimentieren junge Menschen mit ihrer Identität und möchten Neues ausprobieren. Durch die Erstellung personalisierter Feeds haben sie die Möglichkeit, sich auszudrücken und herauszufinden, wer sie sind. 
  • Beziehungen aufbauen und pflegen:  Social Media-Plattformen sind ein nützliches Werkzeug, um echtes Leben zu schaffen, zu erhalten und zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen. 

Negative Auswirkungen auf die Psyche:

  • Förderung von Depressionen und Ängsten: Untersuchungen belegen, dass junge Erwachsene, welche die sozialen Medien häufig mehr als zwei Stunden pro Tag nutzen, eher von schlechter psychischer Gesundheit, einschließlich Depressionen und Angststörungen, betroffen sind. Dabei ist Social Media nicht unbedingt der Auslöser, sondern ein verstärkender Faktor für Ängste und das Gefühl, unzulänglich zu sein. Die unrealistischen Erwartungen, die von den sozialen Medien ausgehen, können bei jungen Menschen ein geringes Selbstwertgefühl hinterlassen, was sich dann in einer Angststörung oder Depressionen äußern kann. 
  • Schlafstörungen:  Zahlreiche Studien zeigen einen signifikanten Zusammenhang von schlechter Schlafqualität bei jungen Menschen und der Nutzung sozialer Medien. Es wird angenommen, dass die Verwendung von LED-Leuchten vor dem Schlafengehen störend sein kann. Sie blockieren natürliche Prozesse im Gehirn, die Müdigkeit auslösen, sowie die Freisetzung des Schlafhormons Melatonin. Das bedeutet, dass das Einschlafen länger dauert.
  • Verzerrtes Körperbild: Das Körperbild ist für viele Menschen ein Thema, sowohl für Männer als auch für Frauen, insbesondere aber für junge Frauen. Eine Online-Befragung zu "Instagram & Körperbild" ergab, dass mehr als 50 Prozent der Teilnehmenden durch Instagram einen Druck hinsichtlich des Aussehens verspüren.
  • Cybermobbing: Mobbing in der Kindheit ist ein wichtiger Risikofaktor für die psychische Gesundheit. Die Folgen sind meist bis ins Erwachsenenalter spürbar. Social Media hat dazu geführt, dass Kinder und Jugendliche in ständigem Kontakt zueinander sein können. So können Mobbende ihren Missbrauch fortsetzen, auch wenn sie nicht in Nähe der Person sind. Mehr als ein Drittel der Jugendlichen gibt in der jährlichen JIM-Studie an, jemanden in ihrem Bekanntenkreis zu haben, der schon mal über das Internet fertig gemacht wurde.
  • Fear of missing out (Angst, etwas zu verpassen): Das Konzept von "Fear of missing out" (FOMO) ist relativ neu und hat seit dem Aufkommen von Social Media an Popularität gewonnen. Im Wesentlichen ist "FOMO" die Sorge, dass gesellschaftliche Ereignisse ohne die eigene Anwesenheit stattfinden und etwas verpasst wird. Es löst das Gefühl aus, ständig verbunden sein zu müssen und etwas zu verpassen, wenn man es nicht ist. "FOMO" führt bei Betroffenen zu schlechterer Stimmung und geringerer Lebenszufriedenheit. Zunehmend berichten junge Menschen, dass es ihnen in Form von Angst oder Gefühlen der Unzulänglichkeit zu schaffen macht. 

Tipps für einen gesünderen Umgang

Bei Social Media handelt es sich nicht um ein kurz anhaltendes Phänomen, welches vorübergehen wird. Es ist vielmehr zum festen Bestandteil des Alltags geworden. Ein bewusster Umgang mit Apps wie Instagram, Facebook und Co. können die gefährlichen psychischen Folgen verringern. Wir haben einige Tipps und Ideen für einen gesünderen Umgang für dich zusammengefasst: 

  • Zeitlimits setzen: Wie viel dir persönlich pro Tag guttut, ist sehr individuell. Es wird allerdings empfohlen, die Social-Media-Nutzung unter zwei Stunden zu halten. Eine exzessive Verwendung kann Depressionen und Ängste nachweislich fördern. Überlege dir also bewusst, zu welchen Tageszeiten und wie lange du durch die sozialen Medien scrollen willst. In einigen Apps lässt sich eine Erinnerung einstellen, wenn das Zeitlimit des Tages überschritten wurde. 
  • Kein Scrollen vor dem Schlafengehen: Da durch die LED-Leuchten die Müdigkeit unterdrückt wird, solltest du das Handy nicht mit ins Bett nehmen. Schaffe neue Rituale, die dir das Einschlafen erleichtern. Du kannst zum Beispiel noch ein paar Seiten lesen oder meditieren. Auch morgens sollte der Tag nicht direkt mit dem Smartphone starten. Gönne dir eine gewisse Ruhephase, bevor du deinen Social-Media-Feed durchgehst.
  • Authentische Vorbilder suchen: Es ist immer wichtig, dass du hinterfragst, welchen Personen du folgst und ob diese Menschen dir und deinem Selbstwertgefühl guttun. Gerade Menschen, die unsicher hinsichtlich ihres Körpers sind, sind sehr anfällig für negative Gefühle und Unzufriedenheit, wenn sie sich mit perfekt makellosen Fitness- oder Food-Influencer*innen vergleichen. Es gibt immer mehr Influencer*innen, die sich gegen diesen Körperkult stellen. Sie zeigen sich ungeschminkt und fordern mehr Natürlichkeit und Authentizität. 
  • Cybermobbing vorbeugen:  Im Internet fallen oft die Hemmungen, denn die Anonymität lässt einige besonders hart austeilen. Gegen Hass-Kommentare und Cybermobbing kannst du einige Sicherheitsvorkehrungen treffen. Stelle dein Profil in den sozialen Netzwerken auf privat, sodass nur die Personen aus deiner Freund*innenliste deine Beiträge sehen können. Zudem kannst du einstellen, dass Menschen dir nicht mehr folgen dürfen und Fremde dir keine Nachrichten schicken können. Tipp für Eltern: Die Initiative "Schau hin! Was dein Kind mit Medien macht", informiert Familien umfangreich über Medienerziehung. Dort findest du Informationen für dich und dein Kind.
  • Es ist nicht alles, wie es scheint:  Mache dir bei deiner Nutzung bewusst, dass das, was du anschaust, nicht der kompletten Realität entspricht. Filter, Photoshop und perfekt gestellte Szenen - digital ist alles schön. Die Internetnutzer*innen sollen glauben, sie würden ein perfektes Leben führen und ihre Freizeit immer an tollen Stränden verbringen. Doch jede*r hat mal einen schlechten Tag, ist frustriert oder hat schmerzhafte Momente. Diese werden nur eben nicht gezeigt. Wenn du dich ohnehin nicht gut fühlst, lege lieber eine Social-Media-Pause ein. 

Fazit: Social Media bewusst nutzen

Social Media gehört fest zum Alltag vieler Menschen, vor allem der jüngeren Generation. Es bietet Chancen für Austausch, Vernetzung und Inspiration, kann jedoch ebenso die mentale Gesundheit belasten. Psychischer Druck, unrealistische Vergleiche oder Suchtgefahr sind nur einige der Herausforderungen, die dabei entstehen können. Umso wichtiger ist es, bewusst und reflektiert mit diesen Plattformen umzugehen, um ihre Vorteile zu nutzen, ohne die eigene Psyche zu gefährden. Durch Aufklärung und gezielte Strategien lassen sich Risiken eindämmen und ein gesunder Umgang fördern.