Die Rente braucht Reformen, da sind sich alle Experten einig. Doch was wäre die beste Lösung? Bei seinen Plänen packt der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, die Brechstange aus und macht klar: "Das Renteneintrittsalter muss steigen, und die Rentenerhöhungen in der Zukunft müssen geringer ausfallen."
Damit solle verhindert werden, dass "die junge Generation nicht noch stärker belastet wird". Gegenüber der Rheinischen Post erklärt er dazu, dass eine Rentenreform dafür sorgen müsse, dass "die Rente nicht noch stärker von Jung zu Alt und von Arm zu Reich umverteilt wird".
Das Problem mit dem Rentenniveau und dem Nachhaltigkeitsfaktor
Doch wie sieht es aus mit der Rente unter Union und SPD? Das Rentenalter soll nicht verändert werden, Rentenerhöhungen sollen bleiben und damit soll auch das Rentenniveau stabil gehalten werden. Bei 48 Prozent ist es bis 2031 festgesetzt worden.
Fratzscher sieht aber genau hier das eigentliche Dilemma. Eine vom Gesetz gegebene Haltelinie, die garantiert, dass Renten auch dann weiter parallel zu den Lohnerhöhungen steigen, wenn der demografische Wandel dies eigentlich verbieten müsste. Genau dafür sollte es den Nachhaltigkeitsfaktor geben.
Doch den hat die Politik seit 2021 einfach ausgesetzt. Wie die Recherchen von inFranken.de gezeigt haben, fehlt der Faktor bei der Berechnung der Rentenerhöhung für 2025 gar komplett in der Verordnung, nachdem er zuvor zwar ausgesetzt, aber noch erwähnt wurde.
Nachhaltigkeitsfaktor laut Koalitionsvertrag notwendig
Auf die Nachfrage beim DIW, wie man diese Maßnahme einordnen würde, heißt es, dass "Herr Fratzscher dazu alles gesagt hat. Änderungen und Anpassungen von Gesetzen sind Sache der gewählten Regierung."
Schaut man bei der CDU in den Koalitionsvertrag, dann steht dort: "Die CDU setzt sich für ein Rentensystem ein, auf das sich alle verlassen können – heute und in Zukunft. Deshalb bleibt der sogenannte Nachhaltigkeitsfaktor Teil der Rentenformel. Dieser funktioniert wie ein Stabilisator: Wenn weniger junge Menschen arbeiten und gleichzeitig mehr ältere Menschen Rente beziehen, bremst der Nachhaltigkeitsfaktor einen zu schnellen Anstieg der Renten. So bleibt das System fair und bezahlbar – für alle Generationen."
Eine Anfrage von inFranken.de an die CDU, ob demnach der Nachhaltigkeitsfaktor ab 2026 für zukünftige Bewegungen zur Rentenerhöhung wieder aktiviert wird, blieb bislang unbeantwortet.
Rentenversicherung unterstützt "Bekenntnis" zum Rentenniveau
Zum 1. Juli 2025 endet der bisher angewandte gesetzlichen Kunstgriff von Union und SPD und damit eigentlich auch die Garantie für das Mindestrentenniveau.
Laut einem Bericht von zdf.de sieht Gundula Roßbach, Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung (DRV) das bisherige "Bekenntnis zur stärksten Säule der Alterssicherung" durchaus positiv. Die finanziellen Folgen für Millionen Senioren wäre enorm.
Demnach würde nach offiziellen Berechnungen das Rentenniveau ohne Änderung von heute 48 Prozent bis 2030 auf 46,9 und 2045 auf 44,9 Prozent sinken. Gerade für die SPD ist daher das stabile Niveau unverzichtbar.
Finanzielle Folgen ohne wichtigen Faktor
Bleibt der Nachhaltigkeitsfaktor aus und die Renten steigen weiter parallel mit den Löhnen, kann es an anderer Stelle teuer werden. Die Renten-Garantie, so heißt es laut der Experten, werde viele Milliarden Euro kosten. Um immer weiter steigende Beiträge zur Rentenversicherung zu vermeiden, soll das Geld eben nicht aus der Rentenkasse kommen.
Im Koalitionsvertrag steht dazu: "Die Mehrausgaben, die sich daraus ergeben, gleichen wir mit Steuermitteln aus."
Ganz ohne Erhöhung der Kosten für Beitragszahler wird es aber nicht gehen. Der von Arbeitnehmern und Arbeitgebern hälftig gezahlte Rentenbeitrag von aktuell 18,6 Prozent wird steigen müssen. Laut dem ZDF-Beitrag hat der Wirtschaftswissenschaftler Martin Werding in der "Wirtschaftswoche" vorgerechnet, dass der Satz ohne Zusatzkosten 2027 auf 19,7 Prozent steigen würde und bis 2035 auf 21,2 Prozent.