Es bleiben weiterhin sehr intensive Diskussionen rund um das Thema „Rente“. Finanz- und Wirtschaftsexperten, die Politik und die Menschen in der Bevölkerung beteiligen sich daran. Ökonom Marcel Thum hat eine klare Vorstellung davon, wie es um das Rentensystem steht und ob es noch eine Lösung gibt für eine sinnvolle Reform. 

Zu den bisherigen Plänen der Regierung haben sich in einer inFranken.de-Umfrage bereits über 40.000 Teilnehmer geäußert. Fragestellung: Hast du das Gefühl, die Politik geht gut mit dem Thema „Rente“ um? Der letzte Vorstoß der Politik ist dabei durchaus interessant. Robert Habecks Renten-Anreiz für das Gehalt soll Menschen zum Weiterarbeiten bewegen. 

Renteneintrittsalter als Lösung? Experte sieht dabei Probleme 

Wenn es um das Renteneintrittsalter geht, dann sieht Marcel Thum darin durchaus den größten Streitpunkt in der Debatte um eine Renten-Reform. In einem Interview mit der WirtschaftsWoche, wird der Leiter der Dresdner Niederlassung des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung und Professor und Leiter der Professur für VWL an der TU Dresden, sehr deutlich.

Seine Prognose für die Rente in Deutschland sieht unter bestimmten Aspekten eher düster aus. Eine Reform muss her, so schnell wie nur möglich, erklärt Thum. Der Druck zu handeln sei „sehr groß“. Für den Wirtschaftsexperten bleibt unterm Strich die Altersgrenze, "die größte Stellschraube, die nachhaltig wirkt". 

Doch es ist deutlich, wie die Meinungen auseinander gehen. Thum erklärt im Interview: "Unter den Ökonominnen und Ökonomen ist die Verschiebung des Renteneintritts sehr populär und fast alle würden das unterschreiben. Die Politik und die Öffentlichkeit sehen das anscheinend völlig anders. Die Gewerkschaftsseite, und zum Teil auch die Arbeitgeber, stehen einer Anhebung des Renteneintrittsalters sehr kritisch gegenüber." 

Renten-Reform: Bei weiteren Verzögerungen droht Deutschland ein finanzielles Problem 

Die "Wirtschaftsweise" Veronika Grimm hatte im August dieses Jahres eingefordert, den Renteneintritt auf 70 zu erhöhen. Einer der Gründe dafür sei die Tatsache, dass die Lebenserwartung der Menschen weiter steigen werde. 

Ökonom Thum sieht aber noch weitere Gründe, die für eine Veränderung beim Renteneintritt sprechen würden. Bei der WirtschaftsWoche spricht er bei weiteren Verzögerungen für eine Veränderung des Rentensystems von drohenden finanziellen Problemen.

Thum: "Dann muss der Bundeszuschuss steigen. Bleibt das Sicherungsniveau bei mindestens 48 Prozent, während der Beitragssatz nicht über 20 Prozent steigt, werden zukünftig ungefähr 60 Prozent des Bundeshaushalts für den Bundeszuschuss zur Rente aufgefressen. Beim Blick auf die grüne Transformation sowie die Erhöhung des Wehretats ist das nicht vorstellbar. Wir laufen hier auf ein Riesenproblem zu."

Kein starres Alter für Renteneintritt festlegen – Ökonom hat klare Meinung

Für den Experten wäre eine Koppelung von Lebenserwartung und Lebensarbeitszeit sinnvoll: "Sich auf ein starres Alter festzulegen, halte ich aber für wenig sinnvoll. Besser wäre es, wie bei der Rente mit 67 Jahren, einen Pfad festzulegen." 

Laut Marcel Thum würde das bedeuten, dass man in gewissen Abständen das Renteneintrittsalter langsam erhöht und gleichzeitig immer wieder geprüft wird, ob die Lebenserwartung wirklich steigt. 

Auf die Frage, ob er auch Reform-Pläne sieht, die wenig sinnvoll erscheinen, erklärt der Leiter der Dresdner Niederlassung des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung: "Man sollte sich jede einzelne anschauen. Letztendlich muss ich aber irgendwie das Verhältnis zwischen Beitragszahler und Rentner ändern. Tue ich das nicht, dann muss das Geld für die steigenden Rentenansprüche irgendwo anders herkommen, zum Beispiel über einen steigenden Bundeszuschuss – oder die Renten sinken."