Diese Umfrage zeigt das Problem der Rente. Das System kann nicht mehr so funktionieren, wie es muss.  Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag des Autozulieferers Continental will mehr als jeder Vierte (27 Prozent) vorzeitig aus dem Arbeitsleben ausscheiden.

Immerhin stehen dem noch 62 Prozent gegenüber, die erst mit dem Erreichen des Rentenalters in den Ruhestand gehen zu wollen. 11 Prozent machten keine Angaben. Dem Bericht der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zufolge wurden im Januar 2.000 Menschen im Alter von 18 bis 67 Jahre zu ihren Rentenplänen befragt. 

Wunsch nach Frührente: "Wir können keine Geschenke verteilen"

Wenig Verständnis für die Fans der Frührente hat Conti-Personalvorständin Ariane Reinhart. Sie sieht dem dpa-Beitrag nach dringenden Handlungsbedarf: "Da müssen wir uns auch ehrlich machen. Wir können keine Geschenke verteilen, das muss bezahlt werden."

Zuletzt hat der Wirtschaftsweise Martin Werding darauf hingewiesen, dass es nach den anstehenden Wahlen unbedingt eine Reform der Frührente braucht. Er stellt die Forderung in den Raum, dass es die Rente mit 63 bald nur noch für bestimmte Personen geben sollte. 

Da fehlt ein bisschen der Sinn für die Dringlichkeit.

 Ariane Reinhart, Personalvorständin Continental 

Für Reinhart ist klar, die Rente ist, so wie sie aktuell aufgestellt ist, nicht sicher. Zu wenige Beitragszahler bei immer mehr Rentnern: "Dass das mathematisch nicht aufgeht, liegt auf der Hand. Da fehlt ein bisschen der Sinn für die Dringlichkeit." Sie forderte in diesem Zusammenhang auch eine Umstellung am Arbeitsmarkt: "Wir müssen zu einer ganz anderen Agilität im Arbeitsmarkt kommen, dass Menschen ihren Bedürfnissen, ihren Fertigkeiten und Fähigkeiten entsprechend eingesetzt werden."

Sozialverband fordert gerechten Zugang zur Frührente

Bei der Diskussion um die Frührente ist dem Sozialverband VdK Deutschland eine faire Diskussion wichtig. Auf Nachfrage von inFranken.de hat sich der Verband zu den Aussagen von Conti-Personalvorständin Ariane Reinhart geäußert: "Zwischen dem Wunsch in Frührente zu gehen und der Notwendigkeit besteht ein großer Unterschied. Der Sozialverband VdK setzt sich dafür ein, dass Menschen, die vorzeitig in Rente gehen müssen, nicht benachteiligt werden."

Viele Beschäftigte seien demnach "aus gesundheitlichen Gründen oder wegen harter körperlicher Arbeit nicht in der Lage, bis zum regulären Renteneintrittsalter zu arbeiten". Der VdK fordert daher einen gerechten Zugang zur Frührente ohne hohe Abschläge.

VdK: "Wer jahrzehntelang in das System eingezahlt hat, darf nicht durch finanzielle Einbußen bestraft werden. Zudem braucht es bessere Übergangsregelungen und flexiblere Modelle, die es ermöglichen, den Renteneintritt an die individuellen Lebensumstände anzupassen."

Rente mit 63: Bundesregierung mit Faktencheck

Im Zuge der anhaltenden Diskussionen rund um die Rente mit 63, hat die Bundesregierung einen Faktencheck dazu veröffentlicht. Es ist der Versuch auf wichtige Unterschiede hinzuweisen. Dazu heißt es: "Es gibt die „Altersrente für langjährig Versicherte“ nach 35 Versicherungsjahren und die „Altersrente für besonders langjährig Versicherte“ nach 45 Versicherungsjahren.

  • Als Rente mit 63 wird oft die Altersrente für besonders langjährig Versicherte bezeichnet. "Es gibt keine Rente mit 63 mehr", hatte im Oktober 2024  Bundesarbeitsminister Hubertus Heil beim Sender RTL mit Nachdruck erläutert. Heil reagierte in der Sendung sauer auf die viele, in seinen Augen, falschen Berichte. Heil: "Es wird hier auch viel Unsinn verbreitet." 

  • Altersrente für langjährig Versicherte: Diese Form der Rente kann man weiterhin mit 63 Jahren in Anspruch nehmen – allerdings muss man dann mit einem Abschlag rechnen. Für jeden Monat, den man vorzeitig in Rente geht, werden 0,3 Prozent von der Rente abgezogen und das dauerhaft für die gesamte Zeit Ihrer Rente. Möglich ist das nach 35 Versicherungsjahren. 

Grundsätzlich gilt laut Bundesregierung: Mit welchem Alter Sie in Rente gehen können, hängt zum einen von Ihren Versicherungsjahren und zum anderen von Ihrem Geburtsjahr ab.

Weiter Zahlen aus der Umfrage zur Frührente

Die Umfrage zur Frührente hatte laut Bericht der dpa auch noch gezeigt, dass die Hälfte der Befragten (48 Prozent) angegeben hatte, neben der gesetzlichen Rente auch eine betriebliche Altersvorsorge zu nutzen.

63 Prozent sorgen privat vor. Die vor allem von der FDP favorisierte Idee, einen Teil der gesetzlichen Rente über Aktien abzusichern, fanden 50 Prozent gut. 27 Prozent lehnten das ab. Der damalige Finanzminister Christian Lindner (FDP) wollte mit dem Rentenpaket 2 auch die Aktien-Rente umsetzen. 

Sie sollte die gesetzliche Rente in Deutschland nach schwedischem Vorbild enkelfit machen. Jeder Versicherte sollte dabei zum Beispiel zwei Prozent des eigenen Bruttoeinkommens in eine gesetzliche Aktienrente einzahlen. Der Beitragssatz zur gesetzlichen Rentenversicherung wäre entsprechend reduziert worden. Die gesetzliche Aktienrente sollte es gerade auch Geringverdienern ermöglichen, am wirtschaftlichen Erfolg teilzuhaben und Eigentum für die Altersvorsorge zu erwerben – ohne höhere Beiträge zahlen zu müssen.

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