Wie geht es mit unserer Rente weiter? Auch für das Jahr 2023 hatte und hat die Bundesregierung Veränderungen geplant. Zuletzt wurde eine weitere Anhebung des Renteneintrittsalters thematisiert. Es geht um das Arbeiten bis 70 und eine Koppelung an die Lebenserwartung. Jetzt hat sich mit Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung aus Berlin, ein Experte zur Zukunft der Rente geäußert. 

Die geburtenstarken Jahrgänge gehen zeitnah in Rente. Millionen Euros werden dann monatlich an sie raus. Im Interview mit dem Nachrichtenmagazin Focus sieht Fratzscher die gesetzliche Rente "nicht so gut aufgestellt". Er stellt klare Forderungen.

Experte setzt voll auf Reform der Rente

Marcel Fratzscher macht deutlich, dass jetzt dringend Reformen der Rente hermüssen. Ohne geht es nicht. Im Interview nennt er eines der Hauptprobleme: "Die demografische Entwicklung ist sicherlich das Kernproblem. Die Politik muss handeln. Wir haben aktuell ein Rentenniveau in der gesetzlichen Rente von ungefähr 48 Prozent – das ist sehr wenig. Vor allem für Geringverdiener."

Deutschland sei ein Land, in dem Menschen mit geringem Einkommen so schlecht dastünden, wie sonst nirgendwo anders. Und gerade auch Frauen seine davon massiv betroffen. 

Einer der Ansätze sollte es demnach sein, mehr Menschen in die Arbeit zu bringen. Fratzscher: "Deutschland hat aktuell gut zwei Millionen Arbeitslose, davon eine Million als Langzeitarbeitslose. Wir haben jedes Jahr 30 bis 40.000 Schüler, die ihre Bildungseinrichtung ohne Abschluss verlassen." Er sieht aber insgesamt ein "riesiges Potenzial für mehr Beschäftigung. Und das zu besseren Löhnen. Denn die führen zu höheren Renten".  

Geringverdiener in Deutschland ohne Chance auf vernünftige Rente

Das Rentenniveau muss steigen. Auch dafür gibt er im Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin einen Ansatz. Für ihn ist das "Äquivalenzprinzip" im Rentensystem ein Störfaktor. Geringverdiener hätten damit gar keine Chance auf eine bessere Rente. Viele bekommen unterm Strich weniger raus, als zu in den Rententopf einbezahlt hätten. 

Äquivalenzprinzip
Das Äquivalenzprinzip ist laut Definition des AOK-Bundesverbands ein Strukturmerkmal der privaten Krankenversicherung (PKV). Deren Versicherungsbeiträge werden bei Abschluss eines Vertrages grundsätzlich äquivalent zu den individuellen Risikofaktoren wie Eintrittsalter, Geschlecht und Vorerkrankungen sowie abhängig vom Selbstbehalt kalkuliert.

Das Problem der Geringverdiener mit dem Äquivalenzprinzip: Ihre Gruppe hat dem Beitrag zufolge "eine bis zu sieben Jahre kürzere Lebenserwartung bei Renteneintritt".

Für die Rente: Besser Verdiener sollen mehr Steuern zahlen

Immer mehr wird die Finanzierung des Rentensystems zur Belastung. Schon jetzt muss der deutsche Staat jedes Jahr mit einem dreistelligen Milliardenbetrag die Rentenkasse unterstützen, da die Beitragszahlungen für die zu leistenden Renten nicht reichen würden.

Renten-Irrtümer - so lässt du Geld für den Ruhestand liegen

Wenn die Zuschüsse weiter steigen würden, dann würde in den kommenden 20 Jahren laut Experte, jeder zweite Euro des Bundeshaushalts in die Rente fließen. Fratzscher: "Das wäre zu viel."

Eine andere Möglichkeit, so sieht er es, wäre es über Steuern, die fehlenden Summen auszugleichen: "Nicht mit höheren Steuern für Normal- und Geringverdiener, sondern für die besser Bezahlten mit den stärkeren Schultern." 

Experte fordert auch Beamte und Selbstständige zu Rentenzahlungen auf

Und auch an anderer Stelle würde der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung mehr Geld einfordern. Im Focus-Interview macht Fratzscher dazu die klare Ansage: "Man sollte auch die Basis der Beitragszahler vergrößern: Alle Selbstständigen und auch die Beamten sollten in die Rentenkasse einzahlen."

Organisation:  Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung
Gründung: 1925
Hauptsitz: Berlin
Kategorie:  Wirtschaftsforschungsinstitut

Passen würde dazu die Pläne von Arbeitsminister Hubertus Heil. Bereits seit 2020 gibt es Überlegungen und in einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur aus dem Jahr 2022 auch Zahlen und Daten zu einer Altersvorsorgepflicht für Selbstständige und Freiberufler.

Dazu heißt es, dass der Arbeitsminister ursprünglich geplant hatte, Ende 2019 ein Gesetz vorzulegen. Durch Verzögerungen beim Gesetzentwurf für die Grundrente hat er demnach dieses Datum nicht halten können. Und weiter: "Ein entsprechendes Eckpunktepapier gibt es schon. Demnach würden die Bestimmungen ab 2024 gelten. Die verpflichtende Altersvorsorge soll dabei gründerfreundlich ausgestaltet sein. Sie betrifft alle Menschen, die nicht bereits obligatorisch rentenversichert sind, etwa im Rahmen eines berufsständischen Versorgungswerks".

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