Heikle Forderungen: Knapp zwei Wochen vor der Bundestagswahl pochen Deutschlands Arbeitgeber auf eine Anhebung des Rentenalters in Deutschland je nach Entwicklung der Lebenserwartung. "In den Wahlprogrammen und im Wahlkampf kommen die Sozialsysteme zu kurz", sagte Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. 

Nötig sei eine stabile Einnahmebasis. "Deshalb brauchen wir eine Dynamisierung des Rentenalters", sagte Dulger. Bereits in der Vergangenheit hatten die Arbeitgeber mit ähnlichen Forderungen für heftige Reaktionen gesorgt. Nach derzeit geltendem Recht wird die Altersgrenze für die Regelaltersrente ohne Abschläge bis 2031 schrittweise auf 67 Jahre angehoben. Seit 2024 wird die Altersgrenze beginnend mit dem Geburtsjahrgang 1959 in Zwei-Monats-Schritten angehoben. Für Versicherte ab Jahrgang 1964 gilt dann die Regelaltersgrenze von 67 Jahren.

"Viele würden gern länger arbeiten" - Arbeitgeberpräsident will Renteneintritt flexibilisieren

Dulger forderte zudem Anreize schaffen, dass Menschen auch über das Renteneintrittsalter hinaus im Arbeitsleben bleiben. "Viele würden gern länger arbeiten, auch, weil sich Menschen über regelmäßigen Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen freuen. Etwa wenn die Kinder aus dem Haus sind." Habe jemand beispielsweise 40 Jahre lang Fliesen gelegt, könne er zwar nicht mehr hart körperlich arbeiten. Aber er habe viel Erfahrung – ideal etwa für Arbeitsvorbereitung und Einkauf. "Auch deswegen bin ich für die Dynamisierung des Renteneintrittsalters – es wird den Menschen besser gerecht."

Der Arbeitgeberpräsident erläuterte: "Ich will keine Diskussion, dass es jetzt X, Y oder Z Jahre bis zum Renteneintritt sein sollen. Wir sollten uns ernsthaft damit auseinandersetzen, die Rente an die durchschnittliche Lebenserwartung zu koppeln." Der Präsident des Arbeitgeberverbands BDA forderte "eine breite Debatte" darüber. So ein heikles Thema solle nur nach einer intensiven Diskussion entschieden werden.

Mehrere Forderungen Dulgers im Sozialen zielen auf eine Begrenzung der "ständig steigenden Lohnzusatzkosten" ab. Diese führten zu weniger Netto vom Brutto. Das treffe die Beschäftigten. "Unsere Sozialsysteme müssen dringend reformiert werden. Wir alle wissen, dass wir immer älter werden. Wir alle wissen, dass wir immer mehr Leistungsempfänger haben werden – und immer weniger Einzahlende." 

Mehr Netto vom Brutto - Arbeitgeberpräsident pocht auf Sozialreform

Die Lohnzusatzkosten seien auf mehr als 40 Prozent gestiegen – und würden auch weiter steigen. "Arbeit macht nur dann Spaß, wenn sie gut bezahlt ist und die Beschäftigten auch mit ordentlich Netto vom Brutto auf der Hand nach Hause gehen." Zum Thema Pflege etwa sagte Dulger: "Jeder möchte sich im Alter in guten Händen wissen. Aber es muss auch bezahlbar bleiben – wir brauchen auch hier Generationengerechtigkeit." Renten- und Pflegesystem müssten reformiert werden. "Ich wünsche mir einmal pro Jahr im Deutschen Bundestag eine echte Debatte über die Zukunftsfähigkeit unserer sozialen Sicherungssysteme", so der Arbeitgeberfunktionär und Unternehmer weiter. "Heute glaubt fast jeder, es sei politischer Selbstmord, hier Reformen anzustreben. Aber wir müssen da ran." 

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Schon jetzt müssen Pflegebedürftige und ihre Angehörigen deutlich tiefer für einen Heimplatz in Deutschland in die Tasche greifen. Wie eine der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegende Auswertung des Ersatzkassenverbands zeigt, sind die selbst zu zahlenden Anteile für Pflegebedürftige weiter gestiegen. So kletterte etwa die Eigenbeteiligung für Pflegebedürftige im ersten Jahr des Heimaufenthalts im Bundesschnitt binnen eines Jahres von 2.687 auf 2.984 Euro Anfang 2025. Die regionalen Unterschiede betragen dabei mehrere Hundert Euro - am höchsten lag der Wert in Bremen mit 3.456 Euro, am niedrigsten in Sachsen-Anhalt mit 2.443 Euro.

Reformbedarf sieht Dulger auch beim Gesundheitssystem, "um es effizienter zu machen". Dringend noch einmal verändern müsse die Politik auch das erst 2023 eingeführte Bürgergeld. "Arbeit muss sich immer deutlich mehr lohnen als Nicht-Arbeit." In einigen Fällen, etwa bei Alleinerziehenden mit mehreren Hilfeleistungen, kommen Betroffene, die arbeiten, heute auch durch Mehrarbeit nicht auf spürbar mehr Geld im Monat. Dulger meinte: "Viele Menschen, die zur Arbeit gehen und stolz darauf sind, sehen das so. Weite Teile der ehemaligen Arbeiterpartei SPD haben das immer noch nicht begriffen."

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