"Wir sitzen in einem Schiff, das am Rumpf ein Leck hat". Mit diesen Worten beschreibt Handwerkspräsident Jörg Dittrich die Situation rund um das Rentensystem und die sozialen Sicherungssysteme in Deutschland im Allgemeinen. Und Dittrich wird noch dramatischer in seinen Aussagen: "Wenn wir dieses nicht bald abdichten, wird der Kahn komplett untergehen."

Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) hat sich der Handwerks-Chef sehr kritisch geäußert und eine unbequeme Forderung gestellt. Die Altersrente für besonders langjährig Versicherte müsse in seinen Augen in dieser Form in der heutigen Zeit nicht mehr sein.

Keine Regelaltersgrenze mehr für die Rente?

Dittrich: "Zu viele Menschen nutzen sie und die fehlen in der Folge im Arbeitsprozess." Die abschlagsfreie Rente mit 63 gehört auf den Prüfstand. Dittrich fordert: "Statt einer starren pauschalen Altersgrenze für alle wären vermutlich flexiblere Lösungen basierend auf den Erwerbsbiografien gerechter." 

Eine immer kleinere Gruppe der Jüngeren könne "nicht alleine dafür geradestehen, dass es zu wenig Kinder gab und nun zu viele Rentner". 

Seiner Ansicht nach müsse daher in der Gesellschaft auch noch einmal bei steigender Lebenserwartung über das Renteneintrittsalter, der Regelaltersgrenze, gesprochen werden. 

Zahlen, die gegen die Rente mit 63 sprechen

Zuletzt hatte eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) mit den drohenden Problemen durch die Babyboomer-Generation für das Rentensystem in Deutschland beschäftigt. 

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Unter anderem hat sich gezeigt, dass jeder zweite Babyboomer im Rentenalter bisher vorzeitig in Rente gegangen ist – es handelt sich dabei um 1,8 Millionen Menschen aus den Boomer-Jahrgängen, die bis 2023 ins Rentenalter gekommen sind.

Zahlen, die auch dazu führen, dass auch die Bundesbank die Abschaffung der Rente mit 63 fordert. In ihrem Juni-Monatsbericht hat die Bank eine entsprechende Forderung formuliert. für die Abschaffung, weil die Rentenversicherung (DRV) unter den Lasten zusammenzubrechen droht. 

Höheres Renteneintrittsalter: Kritik an der Forderung

Bereits Anfang dieses Jahres hatte sich der Sozialverband VdK massiv gegen solche Überlegungen einzelner Experten ausgesprochen. Unter anderem seien laut VdK-Präsidentin Verena Bentele "die Voraussetzungen in den Unternehmen für ältere Arbeitnehmender noch immer extrem schlecht". 

Und auf eine Aussage von ifo-Präsident Clemens Fuest, dass man "ein langsameres Ansteigen der Renten plus eine Erhöhung des Rentenalters" brauche, erklärte Christiane Benner, Vorsitzende der Gewerkschaft IG Metall, dass das Renteneintrittsalter schon jetzt für 25 Prozent der Beschäftigten ein Problem sei.

Benner: "Weil sie es körperlich, psychisch nicht mehr können, gehen die aus dem Erwerbsleben raus."