Die Bundesregierung sucht händeringend nach Lösungen für die Krise im Rentensystem. Mit der Frühstart-Rente hofft man einen Teil der Reform gefunden zu haben. Glücklich sind damit nicht alle.
Eine repräsentative Umfrage des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) zeigt jetzt, dass die Menschen in Deutschland durchaus etwas andere Pläne für die Maßnahme hätten.
Zehn Thesen zur Frühstart-Rente – so wäre es besser
In der offiziellen Pressemitteilung des DIVA finden sich ausführliche Erläuterungen zu insgesamt zehn Thesen zur Frühstart-Rente. Kurz lassen sich die Punkte wie folgt zusammenfassen:
- Die Frühstart-Rente ist eine gute Sache. Auch in der Bevölkerung trifft sie auf breite Zustimmung.
Laut DIVA-Umfrage sehen 85,4 Prozent die Frühstart-Rente positiv, ein Drittel davon
unter der Bedingung, dass Eltern oder Verwandte einen Eigenbeitrag leisten. - Der Staatszuschuss von 10 Euro monatlich sollte an die Bedingung geknüpft werden, dass die Eltern (mindestens) denselben Betrag dazutun. Die Bereitschaft dazu ist hoch.
78,7 Prozent der Eltern und der Befragten mit Kinderwunsch sind willens, zu den staatlichen 10 Euro monatlich nochmals 10 Euro Eigenbeitrag zu leisten. - Die Frühstart-Rente sollte die Möglichkeit lassen, den Sparbetrag mit Einmalbeträgen aufzustocken. Das wäre ein beachtlicher Hebel für das spätere Rentenkapital.
- Die Frühstart-Rente sollte bis zum Ende der Ausbildung, mindestens bis zum 18. Lebensjahr gezahlt werden.
- Die Frühstart-Rente sollte flexible Anlagemöglichkeiten zulassen, neben Aktienfonds auch klassische und fondgebundene Rentenversicherungen oder Bausparverträge.
Das befürworten auch 56,9 Prozent der Befragten. - Die Frühstart-Rente muss nach Ende der staatlichen Frühstart-Förderung anschlussfähig sein. Auch eine Integration von Frühstart-Rente und (reformierter) Riester-Rente zu
einem einheitlichen Fördersystem ist vorstellbar. - Die Frühstart-Rente löst nicht die akuten Probleme des deutschen Rentensystems. Sie darf nicht als politisches Alibi herhalten, dringende Reformen zu verschleppen.
- Die richtigen Prioritäten setzen: Zunächst Riester reformieren, dann Frühstart-Rente.
- Soweit Details derzeit bekannt, wäre die Frühstart-Rente lediglich eine marginale Ergänzung der Altersvorsorge. Das ist unzureichend, aber ausbaufähig.
- Bei zielführender konzeptioneller Gestaltung könnte die monatliche Zusatzrente auf
mehrere hundert Euro anwachsen. Hier liegt sehr viel Potenzial.
Laut Angaben des Institutes wurde die Sonderbefragung Frühstart-Rente 2025 in Kooperation von Deutschem Unternehmensverband Vermögensberatung e.V. (DUV) und DIVA konzipiert. In deren Auftrag befragte INSA-CONSULERE Mitte Mai 2025 eine repräsentative Stichprobe von 1.000 Personen in Deutschland.
Frühstart-Rente weiter in der Kritik
Die Kritik an der Frühstart-Rente in der aktuellen Form ist groß. Experten und Sozialverbände äußern Bedenken zur Wirksamkeit und Finanzierung dieser Maßnahme. So blickt man bei ver.di eher skeptisch auf die Pläne der Bundesregierung und spricht bei der Frühstart-Rente von einem eher "symbolischen"und "kostspieligen Schritt". Auch der Sozialverband SoVD hat sich gegenüber inFranken.de kritisch dazu geäußert. Man würde es in der aktuellen Lage eher "problematisch" sehen, dass mit über einer Milliarde Euro Steuergeldern private Aktiendepots gefördert werden sollen.
Auch Banken und Broker wollen bei der Rente mitreden und machen Druck auf die Politik. Sie würden zwar gute Ansätze sehen, allerdings gebe es noch viele Verbesserungsmöglichkeiten. In einer Erklärung der Führende Digitalbanken, Broker und Asset Manager heißt es: "Gerne stehen wir dem Deutschen Bundestag und der Bundesregierung für eine vertiefte politische und technische Diskussion zur Verfügung."
Für Frühstart-Rente hat erst vor wenigen Tagen auch der Deutsche-Börse-Chef Stephan Leithner eine klare Vorstellung davon, was die Politik noch verändern müsste. Er würde die Maßnahme auch auf Neugeborene auszuweiten.