Jährlich sind immer mehr Menschen in Deutschland von Demenz betroffen. Bestimmte Anzeichen zeigen sich schon früh, Sicherheit schafft jedoch erst eine Diagnose. Häufig wird dazu der sogenannte Uhrentest genutzt.
Wie der gemeinnützige Verein "Alzheimer Forschung Inititative" (AFI) berichtet, ist der Uhrentest einer der bekanntesten Tests zur Diagnose von Alzheimer und anderen Demenzformen. Es gibt ihn in verschiedenen Formen, das Prinzip ist aber immer das gleiche: Die Testperson soll eine Uhr zeichnen.
Demenz mit einfachem Zeichentest erkennen: So funktioniert der Uhrentest
Die Aufgabe klingt simpel, prüft aber gleich mehrere kognitive Fähigkeiten. Dazu zählen das Verstehen einer Aufgabenstellung, Erinnerungsvermögen, das visuelle Gedächtnis, das Erkennen und Wiedergeben von komplexen Formen und Mustern sowie die räumliche Wahrnehmung. All diese Fähigkeiten können bei Menschen mit Demenz bereits früh eingeschränkt werden. Mit dem Fortschreiten der Krankheit nehmen sie immer weiter ab.
Der Uhrentest ist somit ein einfaches und aussagekräftiges Verfahren, um den Verdacht einer Demenz zu bestätigen. Er zählt in Fachkreisen zu einer Reihe von sogenannte psychometrischen Tests, die bei der Diagnose genutzt werden. Wie genau läuft der Test also ab?
- Die Testperson erhält ein Blatt Papier und einen Stift. Auf dem Papier ist ein Kreis eingezeichnet und es wird kurz erklärt, wo oben und unten ist. In manchen Varianten des Tests muss die Testperson den Kreis selbst zeichnen.
- Es wird folgende Anweisung gegeben: "Der Kreis stellt eine Uhr dar. Trage bitte die fehlenden Ziffern darauf ein."
- Anschließend soll eine bestimmte Uhrzeit mit Stunden- und Minutenzeiger eingetragen werden. In manchen Varianten des Tests entfällt diese Aufgabe, es wird nur das Ziffernblatt bewertet.
- Bereits während des Zeichnens wird die Testperson beobachtet. Wie viel Zeit braucht sie? In welcher Reihenfolge geht sie vor? Waren Korrekturen nötig? Bereitet das Zeichnen Schwierigkeiten? Entstehen lange Pausen, weil die Person zögert oder nachdenkt?
- Die fertige Zeichnung wird nach festen Kriterien bewertet.
Punktzahl im Uhrentest: Ab wann ist es wirklich Demenz?
Je nach Variante des Uhrentests fällt auch das Punktesystem anders aus. Die Skala nach Shulman gilt als die einfachste und ist auch für Laien verständlich. Die Zeichnung wird mit Punkten von 1 bis 6 bewertet. Wie bei Schulnoten ist 1 der beste und 6 der schlechteste Wert. Das bedeuten die einzelnen Punkte laut dem Informationsportal des Vereins Deutsches Grünes Kreuz:
- 1 Punkt - perfekt: Ziffern und Uhrzeit sind richtig eingetragen.
- 2 Punkte - leichte visuell-räumliche Fehler: Unregelmäßige Abstände zwischen den Ziffern, Ziffern außerhalb des Kreises, Ziffern stehen auf dem Kopf (z.B. weil das Blatt gedreht wurde), Hilfslinien sind eingezeichnet.
- 3 Punkte - Uhr richtig, aber Uhrzeit falsch: Ein Uhrzeiger fehlt, die Uhrzeit wurde ausgeschrieben statt eingezeichnet oder die Uhrzeit fehlt komplett.
- 4 Punkte - mittelschwere räumlich-visuelle Orientierungsprobleme: Unregelmäßige Abstände zwischen den Ziffern, manche Ziffern fehlen oder es sind Zahlen über 12 eingezeichnet, falsche Reihenfolge der Ziffern. Teils werden auch weitere Kreise eingezeichnet, Ziffern sind undeutlich und schwer zu lesen - das korrekte Eintragen der Uhrzeit ist ab diesem Punkt nicht mehr möglich!
- 5 Punkte - schwere räumlich-visuelle Orientierungsprobleme: Die bereits genannten Probleme sind noch schwerer ausgeprägt.
- 6 Punkte - keine Uhr erkenntlich: Die Testperson versucht erst gar nicht eine Uhr zu malen oder die Zeichnung hat keinerlei Ähnlichkeit mit einer Uhr. Möglicherweise hat die Person nur Worte oder ihren Namen auf das Blatt geschrieben.
Anhand der Zeichnung und des Verhaltens der Testperson können Fachleute erkennen, ob und in welchem Stadium eine Demenz vorliegt. Liegt das Ergebnis bei mehr als drei Punkten, weist das auf eine Demenz hin. Auch bei Menschen, die schon mit einer Demenz diagnostiziert wurden, wird der Test regelmäßig wiederholt, um den Verlauf der Krankheit zu überprüfen.
Uhrentest selbst durchführen - ist das sinnvoll?
Oft wird der Test aber auch auf Verdacht von Pflegekräften oder Angehörigen durchgeführt. Das kann zwar ein erster Hinweis auf kognitive Probleme sein, ersetzt aber keine ärztliche Diagnose. Diese beinhaltet nicht nur den Uhrentest, auch das Seh- und Hörvermögen werden ausführlich getestet - denn beides kann das Ergebnis beeinflussen.
Amazon-Buchtipp: Ich geh nach Hause! 111 Tipps für den Umgang mit Menschen mit DemenzKünftig könnte der Uhrentest mithilfe einer App noch weiter vereinfacht werden, wie eine Studie im Fachmagazin "Scientific Reports" zeigt. Forschende der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben dazu neuronale Netze mit tausenden Uhrentests "gefüttert". Die künstliche Intelligenz wurde so trainiert, den Test selbstständig auszuwerten. Offenbar mit Erfolg, denn in 96 Prozent der Fälle konnte die Netzwerke den richtigen Befund stellen. Die korrekte Erkrankungsstufe sei sogar in mehr als 98 Prozent der Fälle erkannt worden.
"Das sind gute Ergebnisse", so Andreas Maier vom Lehrstuhl für Mustererkennung der FAU und Leiter des Forschungsteams. Die Hoffnung der Forschenden ist, dass eine App mit einfacher Handhabung in Zukunft die Diagnose von Demenz weltweit erleichtern kann. "Das Personal muss natürlich auch künftig den Uhrentest kennen und standardisiert anwenden. Doch anschließend kann es die App nutzen, um damit den Test abzufotografieren und sofort eine Auswertung zu bekommen", so Maier. Auch das Einholen einer zweiten Meinung soll Fachkräften über die App ermöglicht werden.
Neben dem Uhrentest gibt es noch viele weitere Tests, die eine Demenz frühzeitig erkennen können. Dazu zählen Bluttests, die sich bestimmte Biomarker ansehen, oder eine Untersuchung der Augen. Es gibt zudem gewisse Risikofaktoren, die eine Demenz begünstigen. Welche das sind und wie du sie vermeidest, liest du hier.
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