• Ein Alzheimer-Test der Ruhr-Universität Bochum soll die Krankheit schon Jahre im Voraus erkennen.
  • Entscheidend seien bestimmte Proteine im Blut des Menschen.
  • Die Prognose hatte im Test eine 100 prozentige Treffsicherheit.
  • Frühzeitig Demenz erkennen: Ist es wirklich durch einen Bluttest möglich?

Alzheimer und Demenz erkennen - früher als je zuvor durch einen einfachen neuen Test: Forschende an der Ruhr-Universität Bochum (RUB) haben einen Bluttest entwickelt, welcher das persönliche Alzheimer-Risiko errechnen soll. An insgesamt 203 Probanden wurde das Verfahren getestet. Die Studienergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen im Fachjournal Alzheimer's Research and Therapy. Bestätigt haben das Forschende des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und der Universitätsmedizin Göttingen.

Früh Alzheimer und Demenz erkennen: Studie belegt Proteine im Blut, die die Erkrankung prognostizieren 

In Kooperation mit der Universitätsklinik Amsterdam wurden mehr als 200 Personen untersucht, die sich selbst als "kognitiv beeinträchtigt" (Subjective Cognitive Declined, SCD) bezeichneten. Jedem Teilnehmer wurde eine Blutprobe entnommen, welche anschließend mit einem speziellen Infrarot-Sensor analysiert wurde.  Dabei sollten die fehlerhafte Amyloid-beta (A-beta)-Peptide erkannt werden. Diese Proteine seien relevant für die Entstehung von Alzheimer, heißt es in der Studie. Allerdings sei gegenwärtig das Bluttest-Verfahren laut den Forschenden noch nicht praxistauglich. Details wurden in "EMBO Molecular Medicine" veröffentlicht.

Unter den 203 Testpersonen befanden sich 22 Probanden mit "fehlgefalteten"  A-beta-Peptiden. Im Verlauf der Studie stellte sich heraus, dass alle untersuchten Personen mit jenen fehlerhaften Proteinen in den folgenden sechs Jahren auch an Alzheimer erkrankten.

Die Forscher konnten eine Korrelation zwischen der Größe der Fehlfaltung und dem Ausbruch der Krankheit feststellen. Demenz erkennen wird so einfacher als bisher: Je größer der Fehler, desto schneller wiesen die Patienten Alzheimer-Symptome auf. Von den Teilnehmenden der Studie, bei denen der Blutmarker stark erhöht war, entwickelten rund 90 Prozent innerhalb von zwei Jahren eine Alzheimer-Erkrankung. "Ein erhöhter Blutspiegel dieser drei microRNAs sehen wir daher als Vorboten von Demenz. Wir schätzen, dass dieser Biomarker beim Menschen eine Entwicklung andeutet, die etwa zwei bis fünf Jahre in der Zukunft liegt", verdeutlicht DZNE-Forschungsgruppenleiter André Fischer.

Bluttest soll Alzheimer "sehr präzise vorhersagen"

Zukünftig könnte diese Erkenntnis dabei helfen, eine effektive Maßnahme zu entwickeln, um bereits frühzeitig eine Alzheimer-Erkrankung zu prognostizieren. "Die Fehlfaltung ist ein sehr präziser prognostischer Biomarker. Wir können jetzt mit einem einfachen Bluttest an symptomfreien Personen mit subjektiven Bedenken das Risiko, in Zukunft an klinischem Alzheimer zu erkranken oder eben nicht, sehr präzise vorhersagen", schildert Dr. Klaus Gewert von der Ruhr-Universität.

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Frühzeitig Demenz erkennen wäre in hohem Alter sinnvoll, meint Gewert: "Ebenso sicher können wir aber auch älteren Menschen eine Entwarnung geben, die nur eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit haben, in den kommenden sechs Jahren an Alzheimer zu erkranken." Laut den Expertinnen und Experten sei in den Studien zudem deutlich geworden, dass die drei identifizierten microRNAs Entzündungsprozesse im Gehirn und die Neuroplastizität beeinflussen. Dies lasse vermuten, dass die drei microRNAs mehr sind als Warnsignale. "Nach unserer Einschätzung sind sie nicht nur Marker, sondern wirken auch aktiv auf pathologische Prozesse. Das macht sie zu möglichen Ansatzpunkten für die Therapie", erklärt Fischer.

In Versuchen mit erkrankten Mäusen wurde die Lernfähigkeit der Tiere verbessert, wenn microRNAs durch Pharmaka blockiert würden. Das hätte man sowohl bei Mäusen mit altersbedingten geistigen Defiziten beobachtet, als auch bei Mäusen mit Hirnschädigungen, wie sie in ähnlicher Weise bei einer Alzheimer-Erkrankung auftreten. Jedoch müsse der gefundene Indikator noch weiter geprüft werden. Zudem sei das derzeitige Messverfahren noch zu aufwendig für die Praxis.

Der Bluttest der Universität Bochum ist nur eines von vielen Projekten der Alzheimer-Prognose. Eine Studie aus Amerika geht davon aus, dass es möglich ist, eine bevorstehende Alzheimer-Erkrankung von den Augen abzulesen. Ein weiterer Bluttest soll Demenz schon 20 Jahr vor Ausbruch der Krankheit erkennen.

aa/ha

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