Jedes Jahr nehmen sich Millionen Menschen zum neuen Jahr vor, ihr Leben umzukrempeln. Und jedes Jahr scheitern viele von ihnen damit. Dabei gibt es sehr gute Gründe, sich an seine Neujahrsvorsätze zu halten. Einer davon ist sie Sorge vor einer Krebserkrankung: Die WHO hatte zuletzt prognostiziert, dass es bis 2050 fast eine Verdopplung der Krebserkrankungen geben könnte. Vielleicht können Neujahrsvorsätze einen Beitrag leisten, diese Zahl zu senken.

Denn die Risikofaktoren für ein Krebsleiden lesen sich wie eine Liste der gängigsten Gewohnheiten, die man zu Neujahr angehen möchte. In einer Studie der American Cancer Society lautet die Reihenfolge so: Zigaretten, Übergewicht, Alkohol, zu wenig Sport, Verzehr von roten und verarbeitetem Fleisch, zu wenig Obst und Gemüse sowie zu wenig Ballaststoffe und Kalzium. Überspitzt ausgedrückt: Wer sich an seine Neujahrsvorsätze hält und die genannten Risikofaktoren reduziert, kann sein Krebsrisiko um bis zu 40 Prozent senken. 

Bis zu 40 Prozent weniger Krebserkrankungen möglich?

Genauer ausgedrückt kommt die Untersuchung zu dem Schluss, dass bei US-amerikanischen Erwachsenen ab 30 Jahren etwa 40 Prozent der Krebserkrankungen auf beeinflussbaren Risikofaktoren zurückzuführen sind. Dazu gehören neben dem ungesunden Lebenswandel mit Zigaretten und dem falschen Essen noch weitere Faktoren. Auch zu viel UV-Strahlung und sieben krebserregende Infektionen wurden mit als Risiko aufgenommen. 

Die Ergebnisse seien auf Deutschland übertragbar, sagt Ute Mons, Leiterin der Abteilung Primäre Krebsprävention im Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg, der Deutschen Presse-Agentur. "Solche Daten sehen wir in fast allen Industrienationen fast spiegelbildlich."  Eine Untersuchung des DKFZ aus dem Jahr 2018 kam für die wichtigsten Krebserkrankungen zu dem Schluss, dass 37 Prozent auf Risikofaktoren zurückzuführen seien. Dabei wurde aber unter anderem die UV-Strahlung der Sonne nicht berücksichtigt.

Zudem gibt es eine ganze Reihe weiterer äußerer Umwelteinflüsse, die das Risiko einer Krebserkrankung erhöhen. Zuletzt hatte das U.S. Department of Health and Human Services acht weitere solcher Faktoren auf der Liste der potenziell krebserregenden Faktoren ergänzt. Insgesamt über 250 solcher Risikofaktoren werden dort nun aufgeführt. 

Fettleibigkeit erhöht Krebsrisiko um fast die Hälfte

Dass Rauchen krebserregend ist und vor allem Lungenkrebs verursacht, ist hinlänglich bekannt. Zigaretten hatten in der US-Studie auch den mit Abstand stärksten Einfluss auf das vermeidbare Krebsrisiko. Aber auch die Ernährung spielt eine herausragende Rolle bei der Krebsvorsorge. Auch dies ein Grund, warum der "Veganuary" ein Trend bei den Neujahrsvorsätzen ist.  

Das DKFZ weist aber dabei darauf hin, dass bei fettleibigen Menschen erheblich häufiger Brustkrebs nach den Wechseljahren und Darmkrebs auftreten als bei normal-gewichtigen Menschen. Bei Gebärmutter- und Nierenkrebs oder bei Karzinomen der Speiseröhre sei sogar fast die Hälfte aller Fälle durch Adipositas, also Fettleibigkeit, bedingt. Dabei gilt: Je stärker ausgeprägt die Fettleibigkeit, desto höher das Krebsrisiko.

Auch Yurdagül Zopf betont, wie wichtig die Ernährung für das eigene Krebsrisiko ist. Sie beschäftigt sich an der Erlanger Universität und am Uniklinikum intensiv mit Ernährung, Sport und Gesundheit. Gegenüber inFranken.de macht die fränkische Krebs-Expertin deutlich, wie sehr Lebensmittel unser Krebsrisiko steigern können.

Individuelles Risiko senken

"Die Prozentanteile in den Studien sind immer auf die Gesamtbevölkerung bezogen", erläutert Mons. "Trotzdem kann man sagen: Wenn sich jemand individuell gesünder verhält, kann diese Person das eigene Krebsrisiko senken." Jemand, der raucht, habe ein 20-fach erhöhtes Lungenkrebsrisiko im Vergleich mit jemandem, der nicht raucht. 

Dabei sei es nie zu spät für einen gesünderen Lebenswandel. "Je früher man mit etwas aufhört, desto früher reduziert man sein Risiko", sagt Mons. Zur Wahrheit gehöre aber auch: "Selbst eine Person, die komplett gesund lebt, kann an Krebs erkranken. Da spielt immer ein gewisser Zufall eine Rolle. Doch das Risiko, dass im Körper was falsch läuft, steigt bei Personen, die ungesund leben." So ist auch der "Dry January", also der Verzicht auf Alkohol im Januar eine gute Idee, will man sein eigenes Krebsrisiko senken. 

Im Schnitt könne man sein Leben mit einer gesunden Lebensweise aber deutlich verlängern - von bis zu 10 Jahren spricht Yurdagül Zopf aus Erlangen. Dafür empfiehlt die Expertin eine bewusste Ernährung. Besonders eine Diät hätte hier positive Ergebnisse gezeigt.  

Symptome ernst nehmen

Zu den vermeidbaren Faktoren gehören in der US-Studie nicht nur Dinge, die zu einem ungesunden Lebenswandel gehören, sondern auch einige Infektionen wurden mit aufgenommen, weil beispielsweise dagegen geimpft werden kann.

"Es gibt wirksame Impfstoffe gegen das Hepatitis-B-Virus, das Leberkrebs verursacht, und gegen HPV, das mehrere Krebsarten verursachen kann", erklärte Ahmedin Jemal, Hauptautor der Studie. Zu den Krebsarten durch HPV zählt er Gebärmutterhalskrebs sowie Krebs der äußeren Genitalien und der Analregion sowie Mund- und Rachenkrebs.

Wichtig ist es zudem, Warnsignale rechtzeitig ernst zu nehmen. Problematisch ist dabei, dass Krebs sich meist erst mit scheinbar harmlosen Symptomen bemerkbar macht. Gerade zu dieser Zeit bestehen aber noch gute Heilungschancen. Umso wichtiger also, auf sich und vor allem auch auf die eigenen Kinder achtzugeben und Veränderungen wahrzunehmen

Appell an die Politik

Krebsforscherin Mons appelliert an die Politik, mehr für die Förderung eines gesunden Lebenswandels zu tun. "Es gibt noch viele Hebel, um anzusetzen, etwa was die Werbung für Alkoholprodukte und Alkoholsteuern angeht", sagt sie. "Viel könnte getan werden, um es der Bevölkerung leichter zu machen, sich gesund zu verhalten."

Als weitere Beispiele zählt sie eine Tabaksteuererhöhung und eine standardisierte Zigarettenverpackung auf, damit auf den Verpackungen nicht mehr geworben werden könne. Studien zeigten, dass dadurch weniger Menschen rauchen. "So können viele Krebsfälle vermieden werden."

Die EU hatte Ende 2024 deshalb auch einen Vorstoß für ein generelles Rauchverbot gewagt. Zwar bleibt es dabei, dass jeder Staat selbst über ein mögliches Rauchverbot entscheiden kann und es keine EU-weiten Vorgaben gibt. Dennoch gibt die EU hier eine klare Empfehlung und es bleibt die Frage, wie Deutschland damit in Zukunft umgehen wird

Mehr als 500.000 neue Krebserkrankungen pro Jahr

Krebs ist in Deutschland die zweithäufigste Todesursache. Jedes Jahr erkranken mehr als 500.000 Menschen neu an Krebs, mehr als 220.000 sterben daran. Frauen erkranken vor allem an Brustkrebs (31 Prozent aller Krebsfälle bei Frauen), Darmkrebs (11 Prozent) und Lungenkrebs (10 Prozent), Männer an Prostatakrebs (25 Prozent), Lungenkrebs (13 Prozent) und Darmkrebs (12 Prozent). In der Tendenz steigen diese Zahlen, was unter anderem damit zusammenhängt, dass die Bevölkerung älter wird.

Dabei ist nicht jede Krebsart gleich gefährlich. An anderer Stelle haben wir aufgezeigt, welche Krebsarten zu den gefährlichsten zählen und die meisten Todesopfer fordern. rowa/mit dpa