- Welche Aufgabe haben Tränen?
- Forschung mithilfe von Computerspielen
- Studie zeigt: Geruch von Tränen lässt Testosteronspiegel sinken
In unseren Tränendrüsen werden kontinuierlich neue Tränen produziert. Die Tränen erfüllen verschiedene Funktionen für unser Auge. Außerdem drücken sie Emotionen wie Freude, Trauer oder Enttäuschung aus. Doch Tränen können noch mehr: Wie eine Studie zeigt, kann das Riechen menschlicher Tränen bewirken, dass der Testosteronspiegel bei Männern absinkt. Folglich können Aggressionen gedämpft werden. Doch wie funktioniert das?
Die vielen Funktionen von Tränen: Eine Studie
Die Tränenflüssigkeit setzt sich aus einer Mischung aus Wasser, Kochsalz, Proteinen und Enzymen zusammen. Der Tränenapparat ist dafür zuständig, unser Auge ständig ausreichend zu befeuchten und zu schützen. Bewegen wir unsere Augenlider, wird die Tränenflüssigkeit über die Augenoberfläche verteilt. Doch nicht nur die Befeuchtung ist eine wichtige Aufgabe der Tränen: Sie wehren auch Viren und Bakterien ab und spülen Fremdkörper aus dem Auge heraus. Ebenso können Tränen unsere Emotionen, von Freude bis hin zu Trauer, ausdrücken.
Wie Spektrum erklärt, weiß man von Nagetieren, dass diese in ihren Tränen flüchtige Substanzen absondern. Diese Substanzen bewirken, dass die Aggression ihrer männlichen Artgenossen abgeschwächt werden. Doch haben menschliche Tränen dieselbe Wirkung? Mit dieser Frage hat sich ein Team aus Geruchsforschern um Prof. Noam Sobel vom Weizmann Institute of Science beschäftigt. Ihre Studie veröffentlichten sie in "PLOS Biology".
Bei Männern ist der Zusammenhang zwischen Testosteron und Aggressionen deutlicher erkennbar. Aus diesem Grund haben die Forscher zunächst nur Experimente mit männlichen Teilnehmern durchgeführt. Die 31 Probanden spielten ein Computerspiel, welches darauf angelegt war, zu bestimmten Zeitpunkten Aggressionen zu erzeugen. "Schummelte" der Gegenspieler, gab es die Möglichkeit für die Männer, sich zu rächen.
Sinkende männliche Aggressivität durch weibliche Tränen: Die Ergebnisse
Die Forscher hatten zuvor emotionale Tränen von sechs Frauen im Alter von 22 bis 25 Jahren gesammelt, die einen traurigen Film schauten. Die Tränen wurden in Röhrchen gefüllt. Während die Probanden das Computerspiel spielten, trugen sie nun immer eine Geruchsprobe unter der Nase. In einer zufälligen Reihenfolge trugen sie an einem Tag die Tränenflüssigkeit unter der Nase, an anderen Tagen eine Kochsalzlösung.
Vom Geruch her konnten die Männer keinen Unterschied zwischen den Geruchsproben feststellen. Außerdem war ihnen nicht bekannt, was sich in den Röhrchen befand. Das Ergebnis: Die Männer rächten sich seltener, wenn sie eine Probe mit emotionalen weiblichen Tränen unter der Nase hatten. Zudem nahm das aggressive Verhalten um 43,7 Prozent ab.
Weitere 33 Probanden wurden anschließend geben, dasselbe Computerspiel im MRT-Scanner zu spielen. Immer wieder kam es zu Situationen, in denen sich die Probanden rächten. Die Forscher konnten dabei zwei Hirnareale identifizieren, die währenddessen aktiver wurden: der präfrontale Kortex und die vordere Insel. Beide hängen eng mit Aggressionen zusammen. Sobald die Probanden an der Geruchsprobe mit den Tränen rochen, wurden die Hirnareale wieder weniger aktiv. Die Studienautoren folgerten daraus, dass die Tränen Geruchsrezeptoren aktivieren sowie Schaltkreise im Gehirn verändern, die mit aggressivem Verhalten zusammenhängen. Weiter sank der Testosteronspiegel bei den Männern, wodurch ihre sexuelle Erregung abnahm.
Fazit: Tränen als Schutz
Die Studie konnte herausfinden, dass der Geruch von weiblichen Tränen bei Männern die Aktivität jener Hirnareale verändert, die eng mit Aggressionen verbunden sind. Weiter konnte nachgewiesen werden, dass der Testosteronspiegel der Männer beim Riechen der weiblichen Tränen sank. Die weiblichen Tränen können also als Schutz vor männlichen Aggressionen dienen.
Viele Fragen bleiben allerdings noch offen. So beispielsweise, welche chemischen Substanzen in den Tränen die Reaktion hervorrufen. Ebenfalls bleibt unklar, wie beispielsweise Frauen auf männliche Tränen reagieren oder Männer auf männliche Tränen. Es bleibt abzuwarten, wie die Ergebnisse ausgeweitet werden.
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