- Was ist Taurin und wie wird es gewonnen?
- Spielt Taurin eine Rolle bei den Risiken durch den Konsum von Energy-Drinks? Welche Risiken gibt es generell?
- Welchen Effekt hat die Kombination mit Alkohol?
Verlässt man sich auf die Werbeslogans bekannter Energy-Drink-Marken, bewirkt der Konsum der Muntermacher wahre Wunder. Man fühlt sich beflügelt oder entfesselt sein inneres Biest - geworben wird überall mit Action, Kraft und Energie. Die belebende Wirkung lässt sich mit ziemlicher Sicherheit auf den Koffeingehalt zurückführen. Doch die ebenfalls in diesem Zusammenhang oft genannte Zutat Taurin scheint ebenfalls eine maßgebliche Rolle zu spielen.
Was ist Taurin und wie wird es gewonnen?
Aus sprachwissenschaftlicher Sicht hat das Wort Taurin beim griechischen Begriff "tauros", was Stier bedeutet, seinen Ursprung. Bereits in der griechischen Mythologie war die Figur des Stieres sagenumwoben, sei es in der Gestalt des Gottesvaters Zeus bei der Paarung mit Europa oder in der Sage um Theseus und dem Minotaurus, der letztendlich mit dem berühmten Ariadnefaden überlistet wurde.
Griechische Mythologie - Mythen, Sagen und Figuren - Buch auf Amazon ansehenWarum genau der Stoff Taurin die Ehre hat, nach diesem Wortstamm benannt worden zu sein, lässt sich in der Entdeckungsgeschichte klären. Die Chemiker Leopold Gmelin und Friedrich Tiedemann entdeckten 1827 bei der Erforschung der Verdauungsvorgänge bei Rindern den Stoff und konnten diesen aus der Gallenblase extrahieren. Der Begriff "Taurin" leitet sich wiederum von der lateinischen Bezeichnung "fel tauri" für Stiergalle ab.
Taurin ist zunächst also nichts anderes als eine biologisch wichtige chemische Verbindung. Der menschliche Körper ist in der Lage, den Stoff selbst herzustellen und findet dafür Verwendung in Muskeln, Gehirn, Herz und Blut. Eine externe Zufuhr durch Energy-Drinks oder Lebensmittel ist nicht nötig. Eine Dose (250 ml) Red Bull beispielsweise beinhaltet 1 g Taurin, ein Mensch mit 70 kg Körpergewicht hat ca. 70 g im Körper verteilt. Das Taurin für Energy-Drinks wird unter strengsten Qualitätskontrollen und ausschließlich synthetisch im Labor gewonnen.
Welches Risiko birgt der Konsum von Energy-Drinks?
Das Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung hat verbindliche Höchstmengen und besondere Kennzeichnungsvorschriften in der Fuchtsaft- und Erfrischungsgetränke- und Teeverordnung für Energy-Drinks festgelegt. Dabei dürfen pro Liter maximal 4 Gramm Taurin im Getränk enthalten sein. Diese Höchstgrenze wird von der 250 ml Dose ausgehend nach Hochrechnung ausgereizt. Der Tauringehalt eines Energy-Drinks ist dennoch innerhalb des gesetzlichen Rahmens.
Grundsätzlich gilt, dass ein übermäßiger Konsum gesundheitliche Risiken bergen kann. Gerade für Kinder und Jugendliche kann der übermäßige Verzehr die Gefahr für eine gesundheitliche Einschränkung erhöhen. In einer Stellungnahme des Bundesinstituts für Risikobewertung ist einsehbar, dass ein zu hoher Konsum leichte oder mittelschwere gesundheitliche Beeinträchtigungen mit sich bringen kann, die beide reversibel sind. Es ist jedoch auch vermerkt, dass einige und wichtige Daten fehlen oder widersprüchlich sind. Eine eindeutige Aussage zur Gefahr von Energy-Drinks kann deshalb nicht getroffen werden.
Es wird vermutet, dass die Kombination von Koffein mit anderen Inhaltsstoffen in Energy-Drinks ein besonderes Risiko für die Herzgesundheit darstellt. Taurin dürfte daran einen Anteil haben, aber auch vor allem der Koffeingehalt und der Zuckergehalt spielen eine entscheidende Rolle. Die Kombination mit sportlicher Betätigung oder Alkohol kann vor allem bei Menschen mit Vorerkrankungen unerwünschte Effekte verstärken.
Welchen Effekt hat die Kombination mit Alkohol?
Wodka-Bull gilt als beliebter Partydrink und wird in aller Selbstverständlichkeit in den Bars und Diskotheken der Nation ausgeschenkt. Dieses Angebot wird bei den Feiernden auch gerne angenommen. Folgt man den Zahlen einer Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung wird, auf Partys teils mehr als ein Liter Energy-Drink in Kombination mit Alkohol getrunken.
Ob das enthaltene Taurin eine besondere Gefahr für die Konsumierenden darstellt, ist wissenschaftlich nicht bewiesen. Einigkeit dagegen herrscht darüber, dass eine Mischung von alkoholhaltigen Getränken und Energy-Drinks nicht unbedenklich ist. Der Mischkonsum verleitet zu unkontrollierten Alkoholkonsum, der die bekannten Risiken zur Folge hat. Vergleichen lässt sich die Wirkung von Energy-Drinks in Kombination mit Alkohol in etwa mit der von "Alcopops", vor denen das bayerische Landeskriminalamt ausdrücklich warnt.
Besonders die belebende Wirkung, die durch den Koffeingehalt hervorgerufen wird, überdeckt die gegensätzliche Wirkung von Alkohol. Verstärkt wird der Effekt durch die Süße der Energy-Drinks, die den Geschmack dominiert. Die Gefahr liegt also nicht bei Taurin oder Koffein an sich, sondern in der Kombination mit Alkohol. Die Süße des Zuckers (oder des Süßstoffes) überdeckt die Bittere des Koffeins und verleitet Konsumenten dazu, in kurzer Zeit eine große Menge Energy-Drinks zu sich zu nehmen. Das Resultat ist eine verfälschte Selbsteinschätzung, die Wachheit suggeriert und zur Selbstüberschätzung verleitet. In Wirklichkeit jedoch bewirkt der Alkoholgehalt genau das Gegenteil.
Fazit: Nicht aus Stierhoden, aber dennoch natürlich
Die Mythen, die sich um Taurin ranken, verstärken sich durch eine ungewisse Quellenlage selbst, vor allem was die Risiken des Konsums angeht. Sei es in purer Form oder in Kombination mit Alkohol, ein übermäßiger Konsum von Energy-Drinks kann gesundheitliche Risiken bewirken. Inwiefern diese Risiken sich aber allein auf den Inhaltsstoff Taurin zurückführen lassen, ist wissenschaftlich ungewiss.
Red Bull Energy-Drink - 24er-Palette auf Amazon ansehenEinem Mythos kann jedoch eindeutig der Wind aus den Segeln genommen werden. Taurin wird nicht aus Stierhoden extrahiert, sondern trägt seinen Namen nur aufgrund der Entdeckungsgeschichte. Taurin für Energy-Drinks wird ausschließlich synthetisch im Labor gewonnen. Weiterhin handelt es sich um einen natürlichen Stoff, der sowohl im menschlichen Körper als auch in manchen tierischen Lebensmitteln vorkommt.
Die Energy-Drink-Branche weiß mit den Klischees und Mythen, die sich rund um ihr Produkt ranken und im Laufe der Jahre etabliert haben, zu spielen. So ist es nicht verwunderlich, dass gewisse Hersteller damit werben, ihr Produkt verleihe Flügel oder entfessele das innere Biest.
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