Für viele Deutsche ist es vermutlich unvorstellbar, doch weltweit leiden immer mehr Menschen an einer Fleischallergie. Bislang galt die Erkrankung als selten, doch besonders in den USA häufen sich inzwischen die Fälle. Das Center for Disease Control and Prevention (CDC) veröffentlichte im Juli 2023 einen Bericht, in dem von mehr als 110.000 Fällen die Rede ist. Die tatsächliche Zahl der Betroffenen könnte allerdings noch höher liegen. Das Besondere an dieser Allergie: Sie wird durch einen Zeckenbiss ausgelöst.
Die Fleischallergie wird auch als Alpha-Gal-Syndrom bezeichnet, nach dem Zuckermolekül Galactose. Dass Zucker Allergien auslösen kann, ist noch gar nicht so lange bekannt. 2007 wurden die allergischen Zwischenfälle erstmals bei Krebspatienten beobachtet, 2009 konnte nachgewiesen werden, dass der Alpha-Gal-Zucker dafür verantwortlich ist. Ein Zusammenhang mit Zecken wurde quasi durch Zufall entdeckt: Die meisten Fälle des Alpha-Gal-Syndroms traten im Verbreitungsgebiet der Lone-Star-Zecke auf. Zecken sind eigentlich für die Übertragung anderer Krankheiten bekannt, zum Beispiel FSME oder Borreliose.
Fleischallergie nach Zeckenbiss: Woran erkenne ich das Alpha-Gal-Syndrom?
Das CDC spricht von mehr als 110.000 gemeldeten Verdachtsfällen zwischen 2010 und 2022, es könnten aber insgesamt bis zu 450.000 Menschen in den USA am Alpha-Gal-Syndrom leiden. Da die Fleischallergie noch relativ neu und im Gesundheitswesen kaum bekannt ist, erhalten viele Betroffene keine Diagnose.
Die Gesundheitsbehörden gaben an, dass ihnen keine bestätigten Todesfälle bekannt sind. Menschen mit der Allergie hätten sie aber als befremdlich und erschreckend beschrieben. An folgenden Symptomen kannst du das Alpha-Gal-Syndrom erkennen:
- Nesselsucht oder juckender Hautausschlag
- Übelkeit
- Erbrechen
- Sodbrennen
- Durchfall
- starke Bauchschmerzen
- Husten, Kurzatmigkeit und Atembeschwerden
- Abfall des Blutdrucks
- Schwellungen der Lippen, des Rachens, der Zunge oder Augenlider
- Schwindel
Die Anzeichen treten in der Regel zwei bis sechs Stunden nach dem Verzehr von Fleisch oder Milchprodukten auf. Auch Gelatine kann zu einer allergischen Reaktion führen. Außerdem wichtig: Geflügel oder Fisch enthalten keinen Alpha-Gal-Zucker. Betroffene reagieren somit nur auf rotes Fleisch wie Rind, Schwein, Lamm, Wild und ähnliches.
Jetzt Autan Zeckenschutz auf Amazon ansehenEinige Zeckenarten tragen den Zucker ebenfalls in sich. Über den Zeckenbiss gelangt dieser durch die Haut in den Körper und löst dort eine Immunreaktion aus. Die Bissstelle schwillt oft stärker an als übliche Zeckenbisse, juckt und kann wochenlang gerötet bleiben. Isst die infizierte Person Fleisch, kann es in Folge zu einer noch schwereren allergischen Reaktion kommen. Forschende bringen vorwiegend die Lone-Star-Zecke in Verbindung mit der Fleischallergie. Die Zeckenart tritt besonders im Süden und Nordosten der Vereinigten Staaten auf.
Aus einem Bericht der Österreichischen Ärztezeitung (ÖAZ) geht hervor, dass auch der gemeine Holzbock die Fleischallergie auslösen kann - eine Zeckenart, die auch in Deutschland weit verbreitet ist. Hierzulande zeigt sich jedoch dasselbe Problem wie in den USA: die Diagnose.
So läuft die Diagnose einer Fleischallergie ab
Das Alpha-Gal-Syndrom ist nicht nur recht unbekannt, der Nachweis ist komplizierter als bei anderen Allergien. "Nur mit einem Hauttest kann man diese Allergie nicht erkennen, ein gezielter Bluttest ist hierfür notwendig", erklärt Franz Allerberger von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit in der ÖAZ. Dazu kommt, dass die Symptome der Fleischallergie erst mit Verzögerung eintreten. "Klassische Fälle sind die Patienten, die nachts beziehungsweise in den frühen Morgenstunden mit einer Anaphylaxie aufwachen und den Notarzt rufen müssen", sagt Uta Jappe, Oberärztin und Leiterin der Allergieambulanz des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, im Interview mit MeinAllergiePortal. Anaphylaxien bezeichnen in der Fachsprache allergische Reaktionen.
Oft sei weder für den Patienten noch für den behandelnden Notarzt erkenntlich, wo der Auslöser der allergischen Reaktion zu suchen sei. Laut Jappe seien aber zumindest Allergologen inzwischen für das Phänomen von verzögerten Anaphylaxien sensibilisiert. Wer nach einem Zeckenbiss plötzlich kein Fleisch mehr verträgt und unter den genannten Symptomen leidet, sollte daher am besten einen Facharzt aufsuchen. Dort kann dann ein entsprechender Test auf Alpha-Gal durchgeführt werden.
Die aktuellen Berichte der CDC bezeichnen das Alpha-Gal-Syndrom als "ernstzunehmendes, neu auftretendes Problem für die öffentliche Gesundheit". Ob sich die Fleischallergie künftig auch in Deutschland weiter ausbreitet, ist also durchaus möglich. Bislang gibt es keine offiziellen Angaben, wie viele Menschen hierzulande betroffen sind. "Angesichts der Tatsache, dass immer wieder Patienten in die Ambulanz kommen, die eine 'diagnostische Odyssee' hinter sich haben, ist von einer relevanten Dunkelziffer auszugehen", so Jappe.
Eine weitere neue Gefahr durch Zecken: In Deutschland breitet sich die Tropische Riesenzecke aus, die gefährliche Viren in sich trägt.
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