• Karak: Rezension des einzigartigen Rollenspiels für Kinder ab 7 Jahren
  • So spielt sich der Dungeon Crawler für die ganze Familie
  • Infos, Bewertung und Fazit

Es ist fast schon eine Schande, dass Karak nur eine einzige Brettspiel-Auszeichnung erhalten hat. Das aus Tschechien stammende Spiel wurde dort 2018 zum dětská hra roku (Kinderspiel der Jahres) gekrönt. Erst 2021 folgte eine Veröffentlichung auf Deutsch bei Kosmos. Zeit, die man vermutlich für die Überlegung brauchte, ob so eine Art Spiel massentauglich ist. Denn bei Karak handelt es sich um einen lupenreinen „Dungeon Crawler“, bei dem man wörtlich übersetzt durch ein Verlies schleicht. Dieses Konzept ist aus Fantasy-Rollenspielen bekannt, sowohl am PC als auch in Gesellschaftsspielen. Was Karak jedoch einzigartig macht: Es sind Kinder ab 7 Jahren, die die Abenteuer in dunklen Höhlen erleben sollen.

Wie spielt sich Karak?

Die Spieler treten an, um als Fantasy-Helden die labyrinthartigen Gewölbe unter der verlassenen Burg Karak zu erkunden, um dort Schätze zu finden. Dort begegnen sie Kreaturen, welche die Schätze bewachen und die bekämpft werden müssen.

Vor Beginn wird allen Spielern nach dem Zufallsprinzip ein Held zugewiesen. Krieger und Schwertkämpfer sind ebenso spielbar wie Magier, Hexenmeister, Diebin oder Seherin. Jeder der Charaktere hat einzigartige Fähigkeiten, die ihm im Spiel helfen. 

Bei Karak gibt es kein vorgegebenes Spielbrett. Stattdessen dürfen sich die Spieler ausgehend von einem Startplättchen (Lebensbrunnen, bei welchem die Helden ihre Leben wieder auffüllen können) maximal 4 „Schritte“, also 4 Felder, weit bewegen. Hierzu dürfen sie entweder bis zu vier neue Plättchen, die verdeckt gezogen werden, an das bestehende Spielfeld anbauen, oder vier Schritte im bestehenden Gewölbe gehen. Auch eine Mischung aus beiden ist möglich.

In jedem Raum warten Schätze – oder Monster

Auf den Spielfeldplättchen befinden sich Gänge, auf denen man sich weiterbewegen kann, sowie Räume. Sobald ein neuer Raum aufgedeckt wird, muss in diesen ein kleineres Plättchen gelegt werden, das verdeckt aus einem Säckchen gezogen wird. Diese zeigen entweder aus Schätze oder aus Monster:

  • Wenn ein Monsterplättchen gezogen wird, muss der Held, der gerade an der Reihe ist, gegen dieses Monster kämpfen. Die Monsterplättchen zeigen eine Stärke (Zahl zwischen 5 und 15), die übertroffen werden muss, um das Monster zu besiegen. Hierzu wird mit zwei Würfeln (W6) gewürfelt. Zusätzlich können sich die Helden im Laufe des Spiels durch die Kämpfe Waffen verdienen, die ihnen bei weiteren Kämpfen helfen können, indem sie die eigene Angriffsstärke erhöhen. Besiegt man das Monster nicht, verliert man einen von 7 Lebenspunkten.
  • Wenn ein Schatzplättchen ins Spiel gebracht wird, müssen die Spieler sich erst durch den Kampf gegen bestimmte Monster einen Schlüssel erkämpfen, mit welchem sie eine der bereits ausliegenden Schatztruhen aufsperren und somit den Schatz einsammeln können. Ziel des Spieles ist es, am Ende die meisten Schatztruhen zu besitzen. Das Spiel endet, sobald der schwierigste Gegner, der Drache, besiegt wurde. Wem dies gelingt, wird mit einer Schatztruhe belohnt, die den 1,5-fachen Wert einer normalen Schatztruhe hat. Somit hat der Drachenbezwinger nicht automatisch das Spiel gewonnen, falls ein anderer Spieler trotzdem mehr Truhen besitzt.

Alle Fans der klassischen Fantasy in unseren Testrunden hat Karak einigermaßen umgehauen. „Endlich ein Rpg (Role-Playing Game), das man zusammen mit den Kindern spielen kann“, hörten wir öfters. In der Tat geht die Zielgruppe weit über die normaler Kinderspiele hinaus. Denn Karak können nicht nur Kinder im Grundschulalter miteinander spielen; auch Kinder unter 7 Jahren haben sich in unseren Testrunden – mit ein klein wenig Erwachsenen-Unterstützung – gut geschlagen, da es keine verdeckten Informationen wie etwa Handkarten gibt, und das Spiel somit für die Kinder sehr übersichtlich bleibt. 

Nicht nur für Kinder ein fantastisches Erlebnis 

Zudem bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, um den Einstieg mit Hausregeln zu erleichtern (Ignorieren der Heldenfähigkeiten, Weglassen des Fluchs, früheres Spielende nach bestimmter Anzahl besiegter Kreaturen). Die Monsterjagd eignet sich aber auch sehr gut für Rollenspiel-Neulinge oder eben Erwachsene, die Fantasy-Spaß in leichterer Version mit Kindern erleben wollen. 

Logischerweise darf man kein Problem damit haben, als Seherin gegen Skelette oder als Schwertkämpfer gegen Seelenräuber kämpfen zu müssen. Konkret: Man sollte schon eine gewisse Affinität oder zumindest Toleranz gegenüber Fantasy als Themenwelt mitbringen. Dungeon-erfahrene Spieler müssen sich darüber hinaus bewusst sein, dass die taktischen Elemente zwar vorhanden sind, der Glücksfaktor dennoch durchaus dominiert (Würfelglück plus zufälliges Plättchenziehen).

Doch das sind keine Kritikpunkte, die groß ins Gewicht fallen. Gleiches gilt für die nervige Tatsache, dass das aus vielen Einzelplättchen bestehende Spielfeld vor allem beim Spiel mit Kindern und in Vollbesetzung sehr häufig versehentlich ineinander verschoben wird.

Bewertung: Fabelhafter Familienausflug in den Dungeon

Was die Karak-Erfinder, Petr Mikša und Roman Hladík, wirklich fantastisch hinbekommen haben: bekannte Rollenspiel-Elemente (Charaktere mit unterschiedlichen Fähigkeiten, Hochleveln durch zusätzliche Ausrüstung, Heilmöglichkeit für Lebensenergie, Würfelkämpfe) so weit zu reduzieren, dass sie auch für junge Spieler verständlich sind. Dazu packen sie die Spannung einer langsam entstehenden Welt und Brettspiel-typische Gimmicks (Ärgerfaktor durch Fluchmarker, mit dem man nach Besiegen einer Mumie einen Gegner belegen kann; Abkürzungs-Portale) – und fertig ist der Grundschüler-freundliche Dungeon für den Wohnzimmertisch.


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Auch ansonsten passt hier nahezu alles: Die Aufmachung ist sehr stimmungsvoll, die Illustrationen kindgerecht, das Material wertig (besonders schön: die Würfel). Die Thematik wurde gut umgesetzt, da es sowohl zu den Helden, als auch zu den einzelnen Gegnertypen in der Anleitung eine Hintergrundgeschichte gibt. So werden die Charaktere gerade für Kinder noch lebendiger. Und nicht zuletzt bleibt der Zeitaufwand (25 bis 45 Minuten je nach Spieleranzahl) gerade noch so überschaubar, dass die Heldenreise auch für die Jüngsten nicht zu langwierig gerät.

Hätten wir nicht ein paar mehr Optionen zur Erhöhung des Langzeitspielreizes vermisst (die beiden Regeländerungen für Experten in der Anleitung fanden wir recht mickrig), wäre für Karak die Höchstnote fällig gewesen. So bleibt eine absolute Empfehlung für abenteuerlustige Familien – schon alleine deshalb, weil es unseres Wissens nach kein solches Spiel für diese Altersklasse gibt.

P.S.: Nachschub für Karak-Fans ist bereits eingetroffen. Zur diesjährigen Spiele-Messe in Essen hat der tschechische Verlag Albi „Karak II“ vorgestellt – das aber ersten Eindrücken zufolge ein gutes Stück komplexer als der erste Teil geraten ist. In Deutschland ist der Karak-Nachfolger seit Ende November 2023 auf dem Markt* (die Sprachen sind laut Produktbeschreibung Deutsch, Englisch und Französisch).  

Infos zu Karak im Überblick:

  • Spieleranzahl: 2 bis 5
  • Altersempfehlung: ab 7 Jahren
  • Dauer: 45 Minuten
  • Verlag: Kosmos
  • Autoren: Roman Hladík, Petr Mikša
  • Pro: 
    • Rollenspiel-Prinzip in dieser Altersklasse ein Alleinstellungsmerkmal
    • schönes Material
    • leichter Einstieg
    • sehr thematisch
    • spannungsreich
  • Contra:
    • hoher Glücksfaktor
    • zu wenig Optionen für Fortgeschrittene
  • Redaktionswertung: 9 von 10 Punkten

Fazit: Ein echter Fantasy-Volltreffer für Familien mit Kindern im Grundschulalter. Wer auch nur ansatzweise Spaß an Würfelkämpfen und Abenteuer hat, muss sich Karak* holen!

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Transparenzhinweis: Für das Testen des Spiels hat uns der Verlag ein Rezensionsexemplar ohne weitere Auflagen zur Verfügung gestellt.

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