2850 Arbeitsplätze sollen bei Siemens in Deutschland abgebaut werden - das gab der Konzern im März 2025 bekannt. Dass auch die fränkischen Betriebe von der Sparmaßnahme betroffen sind, bestätigte Siemens-Sprecher Bernhard Lott schon damals im Gespräch mit inFranken.de. Nun ist auch das Ausmaß des Stellenabbaus in der Region klar.
Wie Lott am Donnerstagnachmittag (17. Juli 2025) erklärt, seien die Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern mittlerweile abgeschlossen. In diesem Rahmen habe es nach 14 Wochen eine "relativ zügige Einigung" gegeben. Dadurch hätte sich die Dimension des Stellenabbaus jedoch nur leicht verändert: Insgesamt sollen in Deutschland bis Ende 2027 circa 2500 Arbeitsplätze in der Sparte Digital Industries in Deutschland gestrichen werden. Hinzu kommen 250 Stellen im Geschäft mit Ladelösungen für E-Autos.
Stellenabbau an fränkischen Siemens-Standorten: So viele Arbeitsplätze werden gestrichen
In der Metropolregion Nürnberg, inklusive des Standorts Amberg, würden dem Sprecher zufolge damit rund 1200 Stellen wegfallen. Hinzu kommen 140 Arbeitsplätze, die in Bad Neustadt an der Saale gestrichen werden. In ganz Bayern seien insgesamt circa 1400 Arbeitsplätze betroffen. An diesen fränkischen Standorten ist ein Stellenabbau geplant:
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- Erlangen: Den Erlanger Standort treffen die Sparmaßnahmen am härtesten: Rund 400 Stellen will Siemens hier streichen.
- Nürnberg: In Nürnberg sollen 240 Stellen abgebaut werden.
- Fürth: In Fürth spricht Lott von 280 Arbeitsplätzen, die wegfallen sollen.
- Amberg: Nur minimal milder als in Fürth fällt der Stellenabbau in Amberg aus: Hier sind 270 Stellen betroffen.
- Bad Neustadt: Am geringsten fällt der Stellenabbau in Bad Neustadt an der Saale aus. 140 Arbeitsplätze sollen dort gestrichen werden.
Dass die Zahl in Erlangen entsprechend hoch ausfalle, liegt laut Lott auch an den Umzugsplänen der Firma. Demnach soll ein Großteil der Beschäftigten am Nürnberger Standort Moorenbrunn künftig nach Erlangen wechseln. Dementsprechend sei die Zuordnung des geplanten Stellenabbaus zu den einzelnen Standorten schwierig. Dass im vom Stellenabbau betroffenen Automatisierungsgeschäft entsprechende Maßnahmen getroffen werden, sei jedoch unumgänglich. "Wir haben natürlich ein Durstjahr 2024 hinter uns, und irgendwann muss das Unternehmen auf die Märkte reagieren", betont der Sprecher.
"Transformationsfonds" aufgesetzt - trotz Stellenabbau sollen nur wenige Mitarbeiter Siemens verlassen
Die Mitarbeiter seien über die Pläne bereits informiert worden. Nun gehe es darum, Schritt für Schritt Gespräche zu führen und Optionen wie Altersteilzeit oder Abfindungen zu besprechen. Für viele der Betroffenen soll es laut Siemens jedoch trotz Stellenabbau eine Zukunft im Konzern geben. "Im Vordergrund steht die Vermittlung innerhalb des Unternehmens", erklärt Lott.
So seien beispielsweise durch die Erweiterung der Zugfabrik in München-Allach erst vor kurzem 500 neue Stellen geschaffen worden. Künftig dort hin zu wechseln, könnte laut Lott für den ein oder anderen Kollegen interessant sein. "Es geht uns wirklich darum, die bestmögliche Lösung für alle zu finden, die vom Stellenabbau betroffen sind", betont der Sprecher. Der Fokus sei, das vorhandene Know-how in der Firma zu behalten.
Für den internen Wechsel müssten die Mitarbeiter jedoch fit gemacht werden: 50 Millionen Euro fließen laut Lott in den nächsten fünf Jahren daher in die Weiterbildung der Mitarbeiter im Konzern. "Gerade als Treiber der Digitalisierung müssen wir die Leute da mitnehmen", begründet der Sprecher die hohe Investitionssumme. Den Standort Deutschland will Siemens also auch weiterhin massiv stärken.
Weitere Veränderungen geplant: Mehr Geld für 11.000 Mitarbeiter
Wie viele Beschäftigte letztlich die Firma verlassen müssen und wie viele intern die Stelle wechseln können, sei aktuell jedoch noch unklar. Wie die dpa berichtet, äußerte sich die Gesamtbetriebsratschefin Birgit Steinborn jedoch optimistisch: "Meine Einschätzung ist, dass trotz der aktuellen Stellenabbaumaßnahmen die Größe der Belegschaft im Saldo gleich bleibt."
Demnach ist auch eine weitere Veränderung bei Siemens geplant: 11.000 Mitarbeiter, deren Gehälter bisher im Rahmen der "Tarifvertraglichen Sondervereinbarung" geregelt waren, sollen sich künftig über mehr Geld für weniger Arbeit freuen dürfen. Über einen Zeitraum von fünf Jahren sollen die Beschäftigten auf das Niveau des Tarifvertrags der Metall- und Elektroindustrie geführt werden. Circa zwei Stunden Wochenarbeitszeit sollen damit entfallen, dafür gibt es mehr Geld.
Mitarbeiter, die das Unternehmen durch den Stellenabbau verlassen müssen, will Siemens laut Lott mit Sozialleistungen wie der Unterstützung bei Neubewerbungen oder Umzügen und betriebseigenen Übergangsgesellschaften auf den Arbeitsmarkt vorbereiten.
Dieser Text wurde mit Material der Deutschen Presse-Agentur (dpa) erstellt.