US-Präsident Donald Trump hat ein umfangreiches Zollpaket angekündigt, das auch die Europäische Union stark betrifft. Die US-Regierung erhebt neue pauschale Zölle in Höhe von zehn Prozent auf die meisten Einfuhren in die Vereinigten Staaten. Für viele Länder sollen je nach Handelsbilanzdefizit höhere Strafzölle gelten. Auf Importe aus der Europäischen Union in die USA sind somit neue Zölle in Höhe von 20 Prozent vorgesehen. Es ist der bisher aggressivste und folgenreichste Schritt in der Handelspolitik des US-Präsidenten. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) verglich den Vorstoß mit dem Beginn des Ukraine-Kriegs.
Nicht nur Supermärkte und damit die Verbraucher sollen Auswirkungen spüren, sondern Trump hat auch 25 Prozent Zölle auf europäische Autos und Autoteile verhängt, die in die USA importiert werden. Betroffen sind Deutschland und andere EU-Staaten mit starken Automobilindustrien. Besonders treffen die Zölle deutsche Hersteller wie BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen. In Franken ist die Autozuliefererindustrie ein wichtiger Arbeitgeber. Sind bereits Folgen abzuschätzen? Leoni mit Sitz in Nürnberg und ZF aus Friedrichshafen äußern sich.
Leoni aus Nürnberg schätzt Trump-Zölle ein - belieferte Autos bleiben überwiegend in Region
Auf Nachfrage von inFranken.de erklärt ein Sprecher von Leoni: "Derzeit sind die exakten Auswirkungen der angekündigten Zölle auf Fahrzeuge und ausgewählte Zulieferteile, die in die USA importiert werden, für die gesamte Automobilindustrie nicht genau vorauszusagen. Experten gehen davon aus, dass sich betroffene Fahrzeuge für den US-Endkunden verteuern und folglich weniger nachgefragt werden."
Zulieferer Leoni erwirtschafte den Großteil seines Geschäfts in Europa, wobei die belieferten Fahrzeuge überwiegend in der Region verblieben. "Insofern ist hier kein Effekt zu erwarten. Inwiefern unsere Kunden die Produktionszahlen derjenigen Fahrzeuge anpassen, die sie von Europa in die USA exportieren, bleibt abzuwarten."
Leoni-Produkte aus den Werken in Mexiko oder anderen Drittländern, die an US-Standorte gehen, würden voraussichtlich mit den neuen Zöllen belegt. "Die Kosten würden zunächst die Kunden tragen." Wegen roter Zahlen ist Leoni wie so viele Autozulieferer allgemein unter Druck. Vergangenes Jahr wurde öffentlich, dass das Unternehmen bis kommendes Jahr 4500 Stellen streichen will.
Autozulieferer ZF befürchtet negative Auswirkungen auf Wachstum, Wohlstand und Arbeitsplätze
Der Ansatz, möglichst viel in den jeweiligen Märkten vor Ort zu fertigen, erweise sich als korrekt und notwendig, kommentiert indes eine Sprecherin von ZF, wie die dpa berichtet. Derzeit investiere ZF daher ungefähr 500 Millionen Euro in die Erweiterung seines Produktionswerks in South Carolina. Im Vertrauen auf vereinbarte Handelsabkommen sei grenzüberschreitender Handel für die globale Wirtschaft jedoch sehr bedeutsam.
Insofern seien weltweit negative Auswirkungen der Zölle auf Wachstum, Wohlstand und Arbeitsplätze vorhersehbar. Nach Angaben der ZF-Sprecherin hoffe man auf eine baldige Einigung, denn eine neue Welle des Protektionismus bringe nur Verlierer hervor. Sie äußert sich konkret zum Standort Saarbrücken, für den die Folgen noch nicht absehbar seien. Auch ZF baut unabhängig von den Zöllen Stellen ab. Bis 2028 sollen an den 35 ZF-Standorten in Deutschland bis zu 14.000 Arbeitsplätze weichen. Jüngst entgegnete das Unternehmen aber Spekulationen um den Verkauf einer Kernsparte.
Am 27. März 2025 äußerte sich auch Wolfram Brehm, Hauptgeschäftsführer der IHK für Oberfranken Bayreuth, zu den Zöllen für die Autoindustrie. "Oberfranken mit seinen gut 200 Automobilzulieferern und über 35.000 Beschäftigten trifft diese Entwicklung sehr, sind die USA doch nach der EU der wichtigste Abnehmer für deutsche Autos", ließ er verlauten. Noch dazu seien 2024 rund 12 Prozent weniger Autos produziert worden als im Vor-Corona-Jahr 2019.
IHK für Oberfranken Bayreuth fordert Gegenzölle der EU - Beratungen Stahl- und Autobranche stehen bevor
Brehm fürchte weitere Entlassungen und Insolvenzen aufgrund der neuen Zölle. Laut seiner Einschätzung erhoffe sich US-Präsident Trump zum einen Mehreinnahmen. "Zum anderen sollen mehr Autos von europäischen und asiatischen Herstellern direkt in den USA hergestellt werden. Tatsächlich würden die Zölle kurz- bis mittelfristig in den USA Mehreinnahmen generieren. Wegen der Zölle, aber auch wegen höherer Lohnkosten in den USA, ist aber mittel- bis langfristig damit zu rechnen, dass die Pkw-Preise in den USA nach oben gehen, auch für US-amerikanische Hersteller."
Steigende Preise führten infolgedessen zu einer verringerten Nachfrage, auch nach importierten Fahrzeugen, was schlussendlich zu reduzierten Zolleinnahmen führe. Unklar bleibe die Frage, woher die USA bei einer im Februar verzeichneten Arbeitslosenquote von lediglich 4,1 Prozent die qualifizierten Fachkräfte beziehen sollen, so Brehm. Zudem bezweifle er, dass der Plan erfolgreich sein werde, die Anzahl der Produktionsstätten ausländischer Automobilhersteller in den USA zu erhöhen. "Unternehmen brauchen Investitions- und Planungssicherheit - etwas, wofür die USA derzeit überhaupt nicht stehen."
Er fordert Gegenzölle der Europäische Union und Verhandlungen, "um eine Zollspirale zu verhindern". In der Tat hat die EU mit einer Kombination aus Kritik, diplomatischen Bemühungen und der Vorbereitung von Gegenmaßnahmen reagiert. Am Montag (7. April 2025) will Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit der Stahl- und Autobranche über die Lage beraten, am Dienstag mit der Pharmabranche.
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