Das oberfränkische Kunststoff-Unternehmen Gaudlitz verlagert seine Produktion ins Ausland. Die Fertigung wird von Coburg an den Standort Borek in Tschechien verlegt, wie die Unternehmensgruppe in einer Medienmitteilung vom Donnerstag (24. Juli 2025) ankündigt. Gaudlitz blickt auf eine Jahrzehnte währende Firmengeschichte zurück. Das Coburger Unternehmen ist seit 1937 in der Kunststoffproduktion tätig.

Ursprünglich konzentrierte sich die Firma auf die Herstellung von Kunststoffteilen und erweiterte ihr Angebot später um Werkzeug- und Formenbau. Bereits im September 2023 hatte Gaudlitz bekannt gegeben, seine Herstellung zu großen Teilen ins Ausland umzusiedeln. Die Fertigungskapazitäten würden in Zukunft im Wesentlichen in den Werken in Tschechien und China konzentriert, hieß es seinerzeit. Die Entscheidung ging mit einem Stellenbau einher. Nun muss auch die verbliebene hiesige Produktion weichen.

Aus für Gaudlitz-Produktion in Oberfranken - Coburg bleibt Zentrale für internationales Netzwerk

"Die Gaudlitz Unternehmensgruppe konzentriert ihre europäischen Fertigungskapazitäten in Tschechien und schließt die Produktion in Coburg", heißt es in der aktuellen Verlautbarung. Bezüglich dieser Entwicklung habe das Unternehmen einen Interessenausgleich mit dem Betriebsrat geschlossen. Im Rahmen einer Belegschaftsversammlung seien die Mitarbeiter am Donnerstag (24. Juli 2025) über das Fertigungsaus am Firmensitz informiert worden.

Der Stammsitz in Coburg wird dem Kunststoff-Spezialisten zufolge weiter zu einem sogenannten Technikum ausgebaut. "In diesem zentralen Entwicklungsbereich entstehen neue Produkte, die neben den Kunden aus der Automobilindustrie zunehmend auch für den Medizinbereich entwickelt werden", erklärt Gaudlitz. Von hier aus würden auch die Automatisierung und Industrialisierung der Produktionsprozesse in den internationalen Werken in Tschechien und China vorangetrieben. Zum Technikum gehörten ferner ein kleinerer Fertigungsbereich für Musterbau, Kleinserien und innovative Neuanläufe.

"Außerdem haben in Coburg weiterhin die Zentralfunktionen in Verwaltung, Vertrieb, Einkauf und IT ihren Mittelpunkt", heißt es in der Mitteilung. "Coburg bleibt deshalb auch in Zukunft die Zentrale der internationalen Gaudlitz Unternehmensgruppe", wird Geschäftsführer Niels Roelofsen zitiert.

Verlegung nach Tschechien mit Stellenabbau verbunden - 29 Arbeitsplätze in Coburg fallen weg

Die Einstellung der Herstellung in Oberfranken ist mit einem entsprechenden Abbau von Stellen verbunden. Von der Verlagerung betroffen sind in Coburg demnach insgesamt 29 Arbeitsplätze in der Fertigung und in fertigungsnahen Bereichen. Der Personalabbau soll im Frühjahr 2026 abgeschlossen sein. "Wir werden diesen Wandel vor allem auch im Interesse der Mitarbeiter mit einem Freiwilligen-Programm, Bewerbungshilfen und Vermittlung im externen Firmennetzwerk unterstützen", erklärt Roelofsen. "Wo immer möglich, werden wir auch alternative Stellen im Unternehmen anbieten." Dies sei im Interessenausgleich mit dem Betriebsrat so vereinbart worden.

Grund für die weitere Konzentration in der Fertigung ist laut Firmenangaben vor allem die nach wie vor schwierige Situation in der Automobilindustrie. Diese habe insbesondere auch die Zulieferindustrie erfasst. Bei Gaudlitz habe das zu einer insgesamt geringeren Auslastung der Produktionsstandorte geführt. "Deshalb müssen wir Synergien in unserem Unternehmen erschließen und damit auch in der Produktion die Kosten senken", heißt es vonseiten des fränkischen Traditionsbetriebs. "Unser Standort in Tschechien bietet dafür die besten Voraussetzungen, von den niedrigen Betriebskosten über die zentrale Lage mitten in Europa bis hin zum Fachkräfte-Potenzial."

Auch die Investitionsbedingungen seien dort besser als in Deutschland. Nach Unternehmensangaben sind im tschechischen Borek knapp 100 Mitarbeiter beschäftigt. Gaudlitz investiere aktuell weiter in die Erweiterung dieses Standorts. Die Coburger Kartonagenfabrik startet nach ihrer überstandenen Insolvenz indessen mit neuem Namen und neuer Führung in die Zukunft. Ein Investor hat das geschichtsträchtige Unternehmen Anfang Juli übernommen.