Im August 2020 ist in Bayreuth ein junger Radfahrer gewaltsam ums Leben gekommen. Wer für seinen Tod verantwortlich ist und aus welchem Grund er sterben musste, ist auch fünf Jahre nach der Tat nicht geklärt. Dabei sind mehr als 400 Hinweise von Zeugen bei den Ermittlern eingegangen.
Der gewaltsame Tod des 24-Jährigen in einem Bayreuther Stadtteil ist nach fünf Jahren immer noch ein Mysterium. Die zu jener Zeit gebildete Sonderkommission "Radweg" der Kriminalpolizei Bayreuth wurde Ende 2021 aufgelöst, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mitteilte: "Der Großteil der eingegangenen Ermittlungsansätze war zu diesem Zeitpunkt abgearbeitet und durchermittelt worden."
Leichenfund in Bayreuth vor 5 Jahren bleibt rätselhaft - Was in der Tatnacht geschah
Was war damals geschehen? Am frühen Morgen des 19. August 2020 entdeckten Passanten die Leiche eines 24-jährigen Mannes auf einem Radweg im Bayreuther Stadtteil Oberkonnersreuth. Der Fundort, gelegen zwischen der Dr.-Konrad-Pöhner-Straße und der Fraunhoferstraße, wurde umgehend weiträumig abgesperrt. Eine erste Obduktion bestätigte massive Gewalteinwirkung, wobei die Todesursache durch Fremdeinwirkung herbeigeführt wurde. Die Polizei richtete die Sonderkommission "Soko Radweg" ein, um den Fall aufzuklären.
Auf der Suche nach Beweismitteln ließ die Feuerwehr ein größeres Wasserauffangbecken abpumpen. Auch Polizeihunde und ein Hubschrauber waren in den ersten Stunden und Tagen nach dem Fund der Leiche im Einsatz. Intensive Ermittlungen gaben erste Hinweise auf den möglichen Tathergang. Insbesondere die Verwendung eines Messers wurde als Ursache für die tödlichen Verletzungen vermutet. Dennoch blieb unklar, ob auch ein am Tatort gefundener Hammerkopf eine Rolle spielte. Diese Fragen beschäftigten die Ermittler in den Wochen nach der Tat.
Die Arbeit der 30-köpfigen Sonderkommission brachte zahlreiche Erkenntnisse, auch dank der Unterstützung durch Zeugenhinweise. Über 100 Meldungen gingen bei der Polizei ein, viele davon wurden sorgfältig geprüft. Besonders auffällig war ein Vorfall im Stadtteil Kreuz, bei dem ein Mann mit einem Hammer einen anderen verfolgte. Ein Zusammenhang mit dem Mord konnte jedoch ausgeschlossen werden.
Ermittlungen und öffentliche Aufrufe
Um weitere Hinweise zu erhalten, wandten sich die Ermittler mehrfach an die Öffentlichkeit. Sie suchten nach Personen, die sich in der Tatnacht in der Umgebung des Tatorts in Oberkonnersreuth aufgehalten hatten, und baten um Informationen zu einem auffälligen Schlosserhammer, dessen Kopf am Fundort entdeckt wurde. Neben klassischen Methoden setzten die Ermittler auf moderne Technik. Ein 3D-Scanner half dabei, den Tatort und mögliche Abläufe detailliert zu rekonstruieren. Gleichzeitig wurden die gesicherten Spuren im Bayerischen Landeskriminalamt und im rechtsmedizinischen Institut untersucht.
Trotz der umfangreichen Maßnahmen blieb der Täter unbekannt. Die Polizei erhöhte ihre Präsenz in Bayreuth, um das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu stärken. Uniformierte und zivile Einsatzkräfte patrouillierten verstärkt im gesamten Stadtgebiet und nahmen verdächtige Personen unter die Lupe.
Die Arbeit der "Soko Radweg" ging zunächst unvermindert weiter – mit dem Ziel, den Täter zur Rechenschaft zu ziehen und den Hinterbliebenen des Opfers Gerechtigkeit zu verschaffen. Die Ermittler betonten, dass selbst kleinste Beobachtungen oder Hinweise aus der Vergangenheit hilfreich sein könnten. Unter anderem versuchten sie, mit einer außergewöhnlichen Plakatkampagne mit einem Foto des Opfers und der Frage "Wer hat mich hier ermordet?" den Fall zu lösen – jedoch ohne Erfolg.
Polizei mit Vermutung
Einige Zeit nach der Tat gab der Leiter der 30-köpfigen Soko "Radweg" bekannt, dass der Radfahrer vermutlich ein Zufallsopfer war. Der Leiter der Operativen Fallanalyse Bayern erklärte Anfang 2021, dass verschiedene Motive in Betracht kommen könnten.
Beispielsweise könnte der Täter psychisch auffällig gewesen sein und aus irrationaler Angst gehandelt haben. Denkbar sei aber auch, dass er eine Mordfantasie verwirklichen wollte. Solche Fantasien könnten etwa durch den Konsum bestimmter Videos, Spiele oder Gewaltdarstellungen im Internet angeregt werden.
Obwohl die "Soko Radweg" aufgelöst wurde, laufen die Ermittlungen bis heute weiter, sagte der Sprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken. "Sollten neue Hinweise eingehen, werden die Kriminalbeamten diesen nachgehen." Insgesamt sind zu dem Fall mehr als 400 Hinweise aus der Bevölkerung bei den Ermittlern eingegangen – unter anderem, nachdem die bekannte ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst" darüber berichtet hatte.
"Cold Cases" können noch nach Jahrzehnten aufgeklärt werden
Immer wieder helfen neue Ermittlungsansätze dabei, alte Kriminalfälle, sogenannte "Cold Cases", zu lösen. Insbesondere in Unterfranken hat die Kriminalpolizei in den vergangenen Jahren viele rätselhafte, Jahrzehnte zurückliegende Tötungsdelikte wieder aufgegriffen und in einigen Fällen Verdächtige vor Gericht gebracht.
Beispielsweise hat das Schweinfurter Landgericht im Juli 2025 einen US-Amerikaner mehr als 47 Jahre nach der mutmaßlichen Tat wegen Mordes verurteilt, wobei der Mann das Urteil nicht akzeptiert. Der heute 71-Jährige soll 1978 in Unterfranken eine damals 18 Jahre alte Frau getötet haben, um eine Affäre mit ihr zu vertuschen. Der Angeklagte war damals 24 Jahre alt und als Soldat in Deutschland stationiert. Jahrzehnte nach dem gewaltsamen Tod der Frau entdeckten Ermittler an deren Kleidung DNA-Spuren des ehemaligen US-Soldaten. 2023 wurde der Verdächtige aus dem Bundesstaat Nebraska nach Deutschland ausgeliefert.
Im Juli 2025 wurde außerdem ein Mann in der Türkei festgenommen, der 1984 in einem Wohnheim in Aschaffenburg eine damals 19-Jährige umgebracht haben soll. Vor mehr als einem Vierteljahrhundert wurde ein Gastwirt aus Würzburg in seinem eigenen Betrieb erschossen. Kürzlich ist ein Urteil gegen zwei Angeklagte gefallen.
Vor 34 Jahren wurde ein Jugendlicher in Unterfranken brutal ermordet - ohne Hinweis auf den Täter. Ein vermeintlicher Zeuge hatte angeblich den Mord beobachtet. Doch die Ermittler hatten Zweifel an der Aussage. Nun hat das Ganze ein juristisches Nachspiel. sl/mit dpa
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