In der oberfränkischen Domstadt Bamberg gibt es viele Orte, um die sich schaurige, geheimnisvolle Sagen und Legenden ranken. Wir haben fünf spannende und gruselige Bamberger Sagen zusammengestellt, die womöglich sogar einen wahren Kern haben. Unter anderem verraten wir, wie der Teufel beim Bau des Bamberger Doms die Finger im Spiel hatte, warum die Obere Pfarre einmal von lebenden Toten bevölkert war und was in Bamberg mit untreuen Männern passieren kann.

Die lebenden Toten in der Pfarrkirche "Unsere Liebe Frau" in Bamberg

In der Pfarrkirche "Unsere Liebe Frau", die auch als Obere Pfarre bekannt ist, erwachten eines Nachts die Toten zum Leben. Der Legende nach wachte eine fromme ältere Dame in einer Winternacht auf und glaubte, die Glocken läuten zu hören. Mit einer Laterne eilte sie durch das Schneetreiben zur Kirche. Dort war schon jeder Platz außer ihrem besetzt und die Beleuchtung heller als sonst.

Kurz vor Ende der Messe entdeckte sie neben sich ihre Cousine und ihre Mutter, die beide seit Jahren verstorben waren. Als sie sich umschaute, stellte sie fest, dass die Kirche voller verstorbener Bekannter war.

Da bekam sie es mit der Angst zu tun und floh aus der Kirche. Eine innere Stimme sagte ihr, dass sie ein Pfand für ihr Leben zurücklassen müsste, also ließ sie ihren Fuchspelz fallen. Als sie zu Hause ihrem Sohn erzählte, was passiert war, machte der sich mit einem Freund auf die Suche nach dem Pelz. Die beiden Männer fanden den Pelz tatsächlich - ein kleines Stück davon lag auf jedem Grab des Friedhofs. Jedoch waren im Schnee keinerlei Fußspuren zu sehen.

Domkröten und der Teufelspakt am Bamberger Dom

Vor der Gnaden- und Adamspforte des Bamberger Doms stehen zwei steinerne Löwenskulpturen, die "Domkröten" genannt werden. Der Sage nach hatte ein junger Baumeister einen Pakt mit dem Teufel geschlossen, weil er mit dem Peterschor nicht so schnell vorankam wie der erfahrene Baumeister, der für den Georgenchor verantwortlich war. So schickte der Teufel Nacht für Nacht Ungeheuer - halb Kröte, halb Löwe -, um alles einzureißen, was am Tag zuvor am Georgenchor gebaut worden war.

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Als der Peterschor fertiggestellt war, kam ein Fremder in edler Kleidung zu dem jungen Baumeister und verlangte, das Werk zu besichtigen. Als der Baumeister ihn stolz über die Gerüste führte, hielt ihn der Fremde fest und sagte, er habe sein Versprechen wahr gemacht und sei gekommen, um seinen Lohn zu holen.

Da erkannte ihn der Jüngling und entgegnete zitternd, dass ihm seine Seele erst nach dem Tod verfallen sei. Der Teufel stieß ein grausiges Lachen aus und stieß ihn vom Gerüst. Die Bauleute sahen nur noch eine große Feuerkugel davonfliegen, dann war der Fremde verschwunden. Als der Bischof den Bau weihte, wurden die bösen Geister schließlich ausgetrieben und, so erzählt man, die Kröten erstarrten zu Stein. Der Ausdruck "Domkröten" stammt eigentlich von der Bezeichnung "Domgreden" für die Stufen des Doms und übertrug sich im Volksmund auf die Skulpturen.

Die Häckermarter am Kaulberg als Mahnmal

Auf dem Kaulberg in Bamberg steht die "Häckermarter" als Warnung für unfolgsame Kinder und jähzornige Väter. Einst spielten Häckerkinder (Häcker bedeutet Winzer) auf dem Kaulberg, bis es dämmerte und die Abendglocke läutete.

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Die Kinder liefen schnell nach Hause, um pünktlich zum gemeinsamen Abendgebet zu kommen. Einige Jungen kümmerten sich jedoch nicht darum.

Ein Vater merkte, dass sein Sohn nicht nach Hause gekommen war, und lief mit der Hippe (ein Klappmesser mit geschwungener Klinge, das im Weinbau verwendet wird) in der Hand los, um nach ihm zu suchen. Als er den Jungen spielend auf der Straße fand, überkam ihn der Zorn, und er schlug ihn mit der Hippe nieder. Der Sohn sank tot zu Boden. Der jähzornige Vater wurde seines Lebens nicht mehr froh. In Gedenken an dieses furchtbare Ereignis wurde die "Häckermarter" errichtet.

Die tragische Liebe der schönen Jungfer Kläre

Eine Mahnung an untreue Männer soll die folgende Geschichte aus Bamberg sein: Eine alte Frau hatte eine Tochter, die in der ganzen Stadt als "die schöne Jungfer Kläre" bekannt war.

Ein junger Edelmann schwor ihr ewige Liebe und Treue, und bald nannte man sie nur noch "die schöne Kläre". Der Edelmann hatte jedoch bald genug von ihr und suchte sich ein anderes Mädchen. Kläre starb vor Kummer und wurde auf dem Friedhof zu St. Getreu begraben.

Ihre Mutter, die eine Hexe war, verwünschte daraufhin den Edelmann für immer in die Nähe der Tochter. Seither sitzt er als Wetterhahn auf dem Dach und ruft nachts seinen Treueschwur: "Lieb Klärla, lieb Klärla, bin treu!"

Das Christusbild am Michelsberg

Im Kloster auf dem Bamberger Michelsberg sieht man auf einem Christusbild, wie der blutende Heiland im Purpurmantel vom Volk verspottet wird. Hinter diesem Bild steckt eine alte Legende.

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Der Abt des Klosters lag eines Nachts schlafend in seiner Zelle, als er von einer Berührung geweckt wurde. Er sah Christus, eingehüllt in strahlendes Licht, von dem Bild auf sich zukommen und hörte ihn sagen, dass er sofort aufstehen, seine Brüder wecken und mit ihnen aus dem Kloster fliehen sollte.

Daraufhin verschwand das Bild, und der Abt ließ die Glocken läuten und die Mönche zusammenrufen. Kaum hatten die Brüder das Kloster verlassen, fuhr ein Blitz in das Gebäude, das sofort in Flammen aufging. Da wurde den Mönchen klar, dass Gott ihnen allen das Leben gerettet hatte. Das Kloster wurde später viel größer und prächtiger wieder aufgebaut.

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