Schon als Kind stand Melanie Wailersbacher mit hinter dem Tresen oder hat die Gäste im Keller Wittmann in Seußling (Kreis Bamberg) bedient. "Meine Eltern und meine Großeltern haben den Bierkeller bewirtschaftet und da haben wir eben als Kinder schon mitgeholfen", erzählt Wailersbacher, die die Familientradition nun fortführt. Knapp 30 Jahre lang war der Keller außer Betrieb. "Das Gelände mussten wir aber natürlich trotzdem pflegen und irgendwann haben wir uns gefragt: für was?"

Auf dem Grundstück standen noch die alten Bestandsgebäude und ein Stollen, "die Dächer waren allerdings schon marode". Es stand also die Frage im Raum: "Lassen wir das zerfallen - was natürlich auch schade wäre, vor allem um den Stollen - oder machen wir was draus?" Die Entscheidung ist längst gefallen: Am 1. Mai 2025 hat der "Wittmann's Keller" in Seußling in der Gemeinde Altendorf wiedereröffnet. Gemeinsam mit ihrem Mann, ihrer Mutter und ihren beiden Kindern bewirtschaftet Wailersbacher, geboren Wittmann, nun also den alten Familienbetrieb.

"Wittmann's Keller" in Seußling wiedereröffnet - Ort mit langjähriger Geschichte

Den Keller in Seußling gibt es schon sehr lange. "Wir haben einen Auszug von der Chronik bekommen, da steht alles drin", erklärt Wailersbacher am Freitag (6. Juni 2025) im Gespräch mit inFranken.de. Im Jahr 1674 wurde der Stollen wohl als alter Lagerkeller genutzt, so alt ist der Keller also mit Sicherheit. Jetzt, knapp 400 Jahre später, wird dort wieder Bier getrunken - von der Brauerei Kraus aus Hirschaid. Welche Brauereien unter unseren Lesern besonders beliebt sind, erfährst du in der entsprechenden Bier-Top-10-Liste für 2025.

Der "Wittmann's Keller" bietet neben diversen Getränken auch eine kleine Speisekarte. Die Wirtin legt laut Eigenaussage vor allem Wert auf "gute Brotzeiten", die immer auf der Karte vertreten sind. Dazu gibt es wechselnde, warme Gerichte wie Bratwürste oder Currywurst, "oder je nachdem, was mir so einfällt - und was die Küche hergibt", erzählt Wailserbacher.

Das Brauerei-Angebot in Franken ist mit über 300 Brauereien europaweit einmalig: Das ist aktuell in der "Heimat der Biere" geboten.

"Es fehlt einem einfach": Wirtin schildert, was der Keller für sie und die Umgebung bedeutet

Besonders stolz ist Melanie Wailersbacher auf den neuen Innenraum, in dem man künftig auch die Möglichkeit hat, dem Regen zu trotzen. "Vor allem in diesem Jahr scheint das besonders wichtig zu sein", erklärt die Wirtin schmunzelnd. Falls es kalt sein sollte, bietet der Innenraum sogar die Möglichkeit, sich am Kamin aufzuwärmen und insgesamt Platz für knapp 40 Personen. Eine Übersicht zu den fränkischen Bierkeller-Highlights 2025 findest du hier

"Aktuell haben wir von Mittwoch bis Sonntag jeweils von 15 Uhr bis 21 Uhr geöffnet", sagt Wailersbacher. Über Pfingsten macht der Keller derweil bereits ab 13 Uhr auf. Die Gäste seien bislang größtenteils begeistert. "Die Leute sind vor allem auch glücklich, mal wieder ein bisschen Auswahl zu haben."

Nur wenige Kilometer weiter gibt es den Rittmayer-Keller - dort steht eine große Veränderung bevor.

"Der Keller ist einfach ein Ort des Miteinanders"

Beim "Wittmann's Keller" dürften laut Einschätzung der Gastronomin vielen die Gemütlichkeit und der traditionsreiche Hintergrund gefallen. Nicht umsonst sind demnach sogar schon Besucher extra aus Nürnberg angereist, erzählt die Wirtin. Vor allem aber ist es die Gemeinschaft, die die Leute und die Wirtsleute selbst so schätzen. "Der Pfarrer hat es schön gesagt: Der Keller ist ein Ort zum Austausch, zum Menschen Treffen, ein Ort der Geselligkeit. Das gibt es in der heutigen Zeit einfach immer weniger", findet die Wirtin.

Sie selbst habe diese Möglichkeit in den letzten 30 Jahren auch vermisst. "Es fehlt einem einfach. Man sieht die Leute nicht mehr so. Jetzt kann man eben doch mal wieder ein bisschen schwatzen und man freut sich, wenn jemand vorbeischaut. Der Keller ist einfach ein Ort des Miteinanders", betont Wailersbacher.

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