Update vom 28.04.2025, 11.09: Erfahrung und eine Prise Überraschung bei Kabinettsliste der Union
Die Liste der CDU-Minister für die kommende schwarz-rote Bundesregierung steht fest. Neben dem voraussichtlichen Kanzler Friedrich Merz (CDU) schickt die Partei vier Minister und drei Ministerinnen an den Kabinettstisch, wie die CDU in Berlin bekanntgab. Merz präsentierte die Namen während einer Präsidiumssitzung.
Zum Digitalminister soll der Manager Karsten Wildberger ernannt werden. Der Geschäftsführer von Ceconomy, der Muttergesellschaft der Elektronikmarktketten Media Markt und Saturn, soll das neu geschaffene Ministerium für Digitalisierung und Staatsmodernisierung leiten. In den vergangenen Jahren gehörte die digitale Transformation in Wirtschaft und Unternehmenswelt zum Kern seiner Tätigkeiten.
Internationale Führungsrollen hatte Wildberger auch bei T-Mobile, Vodafone und bei der australischen Telekommunikationsfirma Telstar inne. Von 2016 bis Sommer 2021 war er beim Energiekonzern E.ON als Vorstandsmitglied für den digitalen Wandel verantwortlich. Unter seiner Leitung hat Ceconomy als Elektronikmärkte-Betreiber das Online-Geschäft erweitert. Wildberg kommt aus Gießen, hat Physik in München und Aachen studiert und dort auch promoviert. Als Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group hatte er zunächst Firmen in verschiedenen Branchen zu Strategie- und Digitalisierungsfragen beraten.
Katherina Reiche mit steiler Karriere in Politik und Wirtschaft
Wirtschaftsministerin soll die Energiemanagerin und ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete Katherina Reiche werden- als erste Leiterin des Ressorts, die aus Ostdeutschland stammt. Die Nominierung der 51-jährigen für den Posten ist eine Überraschung. 1998 war sie mit 25 Jahren in den Bundestag eingezogen, dem sie bis 2015 angehörte. Sieben Jahre davon war sie Parlamentarische Staatssekretärin und Mitglied im CDU-Bundesvorstand. Die gebürtige Brandenburgerin gilt als selbstbewusst und ehrgeizig – und ist hervorragend vernetzt.
Von 2005 bis 2009 war Reiche stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion. Sie setzte sich für neue Atomkraftwerke ein und warnte, Deutschland solle nicht unvorbereitet in eine Energiekrise geraten. Die Diplom-Chemikerin wechselte 2015 zum Verband kommunaler Unternehmen, der zahlreiche Stadtwerke repräsentiert. Fünf Jahre später übernahm sie den Vorsitz des Energieversorgers Westenergie.
Das Außenministerium, das nach fast 60 Jahren wieder an die CDU geht, soll der Außen- und Sicherheitsexperte Johann Wadephul aus Schleswig-Holstein leiten. Es schien schon seit einiger Zeit so, als würde sich der 62-Jährige für die Nachfolge von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) vorbereiten. Zuletzt besuchte er die Außenminister Frankreichs, Polens und deren Kollegen aus Italien und Großbritannien.
Merz-Vertrauter als Kanzleramtschef
Seit 2009 ist der Jurist und ehemalige Zeitsoldat im Bundestag vertreten, er gilt als enger Vertrauter von Merz. Dieser dürfte hoffen, im Einklang mit Wadephul die Außenpolitik gestalten zu können - im Gegensatz zur Ampel, wo sich Baerbock oft mit einem eigenständigen Kurs von Kanzler Olaf Scholz (SPD) abgrenzte. Privat beschreibt sich gebürtigen Husumer und verheirateten Vater dreier Kinderals Familienmensch - er hat seine Schulfreundin geheiratet.
Als Kanzleramtsminister bringt Merz einen Vertrauten in die Regierungszentrale, den bisherigen Fraktionsgeschäftsführer Thorsten Frei (CDU) aus Baden-Württemberg. Er gilt als gewissenhafter Arbeiter und in nahezu allen wesentlichen politischen Themen sattelfest. Seit 2013 sitzt der wortgewandte Jurist und gefragte Gast in Talkshows im Bundestag.
Im Kanzleramt soll Frei künftig für seinen Chef Fallstricke aus dem Weg räumen, einen reibungslosen Regierungsablauf gewährleisten und den Kontakt zu den Bundesländern pflegen. Kritiker bemängeln, dem verheirateten Vater dreier Kinder fehle Regierungserfahrung. Das politische Handwerk hat Frei in seinem Heimatland gelernt: Von 2002 bis 2004 war er Regierungsrat im Staatsministerium Baden-Württemberg, von 2004 bis 2013 Oberbürgermeister von Donaueschingen.
Verkehrsminister spielt Schlüsselrolle bei Umsetzung des Sondervermögens
Das Verkehrsministerium soll der CDU-Bundestagsabgeordnete Patrick Schnieder aus Rheinland-Pfalz übernehmen. Der 56-Jährige hat den Wahlkreis Bitburg direkt für sich entschieden. In der letzten Legislaturperiode war der Jurist Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion - und damit Teil des Führungskreises um Fraktionschef Merz. Schnieder war zudem unter anderem auch stellvertretendes Mitglied im Verkehrsausschuss. In seiner zukünftigen Position dürfte er eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung des enormen Sondervermögens für Infrastruktur spielen. Ein bedeutender Teil des 500 Milliarden Euro umfassenden Sondertopfs dürfte in den Verkehr investiert werden, um marode Brücken und das Schienennetz zu erneuern.
Gesundheitsministerin soll die CDU-Bundestagsabgeordnete Nina Warken aus Baden-Württemberg werden. An den Koalitionsverhandlungen war sie noch in der Arbeitsgruppe Inneres, Recht und Migration beteiligt. Im Bundestag saß die Parlamentarische Geschäftsführerin der Unionsfraktion auch im Ältestenrat.
Im Gegensatz zum scheidenden Minister Karl Lauterbach (SPD) hat die Juristin nicht Jahrzehnte lang Erfahrung im Gesundheitswesen gesammelt. Die 45-Jährige ist CDU-Generalsekretärin in Baden-Württemberg - und Hobby-Tennisspielerin.
Meinungsstarke Juristin aus dem Norden wird Bildungsministerin
Als Ressortchefin für Bildung und Familie ist die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien vorgesehen. Sie gilt als eine der profiliertesten Bildungspolitikerinnen in der Union und ist seit 2017 Bildungsministerin in Schleswig-Holstein. Sie ist stellvertretende CDU-Landesvorsitzende und seit 2022 außerdem stellvertretende Bundesvorsitzende der Partei. Prien ist bekannt für ihre starke Meinung und scheut keine Debatte.
Vor ihrer Tätigkeit im nördlichsten Bundesland war die Anwältin sechs Jahre lang Mitglied der Hamburger Bürgerschaft. Prien wohnt in Hamburg und ist Mutter von drei Kindern. Die ehrgeizige Juristin ist eine leidenschaftliche Köchin. Ihre Familie war vor den Nationalsozialisten in die Niederlande geflohen. Die 59-Jährige und ihr jüngerer Bruder kamen in Amsterdam zur Welt.
Neben den Bundesministerinnen und -ministern hat die CDU fünf Staatsminister ernannt, die im Kanzleramt und im Auswärtigen Amt tätig sein werden. Die bedeutendste Position ist die des Staatsministers für Kultur und Medien, die an den Verleger und Publizisten Wolfram Weimer geht. Die türkischstämmige Bundestagsabgeordnete Serap Güler und der Parlamentarier Gunther Krichbaum erhalten Posten im Auswärtigen Amt.
Erfahrenster Parlamentarier als Staatsminister
Die kultur- und medienpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Christiane Schenderlein, wird im Kanzleramt für Sport und Ehrenamt verantwortlich sein. Sie war in den letzten Wochen auch als Kulturstaatsministerin im Gespräch.
Für die Kooperation von Bund und Ländern holt sich Kanzler Friedrich Merz einen der erfahrensten Parlamentarier ins Kanzleramt. Michael Meister ist seit mehr als 30 Jahren Mitglied des Bundestags und war bereits Parlamentarischer Staatssekretär im Finanzministerium (2013 bis 2018) und im Bildungsministerium (2018 und 2021).
Die stellvertretende Parteivorsitzende Silvia Breher, die lange als Bundesministerin im Gespräch war, wird lediglich Parlamentarische Staatssekretärin im Agrarministerium. Weitere Parlamentarische Staatssekretäre der CDU sind Christoph de Vries (Innen) und Matthias Hauer (Forschung).
Diese Ministerposten bekommt die CSU
Drei Ministerposten gehen zudem an die CSU. Wie Parteichef Markus Söder mitteilte, soll Dorothee Bär soll in der neuen Bundesregierung das Ministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt übernehmen. Die 47-jährige Fränkin war bereits Digital-Staatsministerin unter Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und ist wenig überraschend berufen worden. Sie hatte in den Koalitionsverhandlungen zum engsten CSU-Verhandlungsteam gehört. Bei der Bundestagswahl war Bär bundesweite Erststimmenkönigin geworden. Als Staatssekretärin stellt die CSU Bär die Abgeordnete Silke Launert zur Seite.
Agrarminister der neuen Bundesregierung soll der CSU-Bundestagsabgeordnete Alois Rainer werden. Im politischen Berlin ist sein Name manchen durchaus ein Begriff – als ein Teil eines der seltenen Geschwisterpaare in der Spitzenpolitik: Seine Schwester Gerda Hasselfeldt war einst Bau- und dann Gesundheitsministerin und schließlich viele Jahre lang Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag. CSU-Agrarstaatssekretärin soll Martina Englhardt-Kopf werden.
Reiner ist jedoch lediglich Söders zweite Wahl für das Ministeramt - schon im Wahlkampf hatte er stets Bayerns Bauernpräsident Günther Felßner als seinen Favoriten bezeichnet. Dieser hatte jedoch im März nach Protesten von Umwelt- und Tierschützern gegen seine Person resigniert. Felßner sah durch die Proteste die persönliche Sicherheit seiner Familie bedroht. Die CSU ist in der neuen Bundesregierung nach Ansicht von Parteichef Markus Söder personell so gut aufgestellt wie seit langer Zeit nicht mehr. "Wir dürfen Ressorts besetzen, die perfekt zur CSU passen", sagte Söder in München. Es gehe um "Law and Order, High Tech und Heimat". Es gelte auch, Vorteile für Bayern zu generieren, das lange Zeit benachteiligt worden sei, sagte Söder.
Wichtigstes CSU-geführte Ministerium wird von Dobrindt besetzt
Zuvor war bereits aus Parteikreisen bekannt geworden, dass der bisherige CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt im schwarz-roten Kabinett neuer Bundesinnenminister werden soll. Innenstaatssekretärin wird demnach die Rosenheimer CSU-Abgeordnete Daniela Ludwig. Söder lobte in der Sitzung den Angaben zufolge Dobrindts Leistung bei den Koalitionsverhandlungen, für das Innenministerium brauche es "den härtesten Profi".
Dobrindts Rückkehr ins Bundeskabinett – er war von 2013 bis 2017 bereits Verkehrsminister – war in den letzten Wochen immer wahrscheinlicher geworden. In den Koalitionsverhandlungen hatte er für die CSU zusammen mit Söder die entscheidende Rolle gespielt. Dass er nun das bedeutendste CSU-geführte Ministerium und damit einen zentralen Platz am Kabinettstisch übernimmt, ist deshalb wohl ein folgerichtiger Schritt.
Der CSU-Abgeordnete Florian Hahn, einer der Außen- und Verteidigungsexperten der Partei, soll zudem laut Söders Worten Staatsminister im CDU-geführten Auswärtigen Amt werden. Als Staatssekretär wechselt zudem der CSU-Abgeordnete Ulrich Lange ins CDU-geführte Verkehrsministerium.
Kanzlerwahl für den 6. Mai geplant
Bevor die neuen Bundesminister offiziell ernannt und vereidigt werden können, muss zunächst CDU-Chef Friedrich Merz zum Bundeskanzler gewählt werden - das soll am 6. Mai geschehen. Voraussetzung dafür ist, dass ein kleiner Parteitag der CDU am Montag und die Mitglieder der SPD dem Koalitionsvertrag zustimmen. Die CSU hat dies bereits getan.
Ursprungsmeldung vom 28.04.2025, 8.50 Uhr: Union will Ministerriege vorstellen - überraschende Namen im Gespräch
Vor der Entscheidung der CDU über den schwarz-roten Koalitionsvertrag nimmt die zukünftige Ministerriege der Union immer mehr Gestalt an. Der CDU-Politiker Johann Wadephul soll nach Informationen des Portals Table Media Außenminister in einer Regierung unter einem Bundeskanzler Friedrich Merz werden.
Die Energiemanagerin und ehemalige CDU-Abgeordnete Katherina Reiche soll das Wirtschaftsministerium übernehmen, heißt es in dem Bericht. Die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien soll das neue Bildungsressort in der Bundesregierung leiten.
Nach Informationen des Senders ntv soll der bisherige Erste Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Thorsten Frei (CDU), Kanzleramtschef werden. Das Innenministerium soll CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt führen. Die CSU entsendet dem Sender zufolge zudem die ehemalige Digital-Staatsministerin im Kanzleramt, Dorothee Bär, an die Spitze des Forschungs- und Raumfahrtministeriums. Alle sechs werden seit Wochen als vielversprechende Kandidaten gehandelt.
CDU äußert sich nicht zu Spekulationen
Laut Bild soll die CDU-Generalsekretärin von Baden-Württemberg, Nina Warken, das Gesundheitsministerium übernehmen. Die Süddeutsche Zeitung berichtet ferner aus Kreisen des CDU-Präsidiums, dass der Verleger und Publizist Wolfram Weimer neuer Kulturstaatsminister werden soll.
Ein CDU-Sprecher sagte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, man äußere sich zu den Spekulationen nicht. CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann verwies in der ZDF-Sendung "Berlin direkt" bei der Frage nach Wadephul auf den Montag (28. April 2025). "Morgen früh werden Sie‘s erfahren", betonte er.
Dann will CDU-Chef Merz in Berlin die zukünftigen Ministerinnen und Minister präsentieren, die seine Partei in die Bundesregierung entsendet. Parallel dazu stellt CSU-Chef Markus Söder seine Kandidaten in München vor und will seine Personalvorschläge anschließend öffentlich in einer Pressekonferenz erläutern.
CDU hatte 60 Jahre nicht lang das Außenamt inne
Merz sagte bei der Besichtigung der Halle für den Kleinen CDU-Parteitag, das Team, das er für den CDU-Teil präsentieren werde, "wird nach meiner Überzeugung eine wirklich sehr, sehr gute Regierungsmannschaft werden, um genau diese Themen zu lösen, vor denen wir stehen". Der Unionsfraktionschef erwähnte in der Innenpolitik die Migration und in der Außenpolitik die großen Unsicherheiten auf der Welt. Zudem müsse Deutschland Chancen nutzen, um aus der Wachstumskrise herauszukommen.
Der Fachpolitiker Wadephul aus Schleswig-Holstein wäre der erste CDU-Außenminister seit fast 60 Jahren. Es wurde auch über den früheren NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet spekuliert. Der SPD-Außenpolitiker Ralf Stegner betrachtet Wadephul als gute Wahl. "Johann Wadephul ist ein erfahrener, kundiger, kenntnisreicher Außenpolitiker", sagte Ralf Stegner dem Tagesspiegel. Der CDU-Politiker stehe "für eine pragmatische, besonnene Außenpolitik".
Prien gehörte auch zum Koalitionsverhandlungsteam der CDU. Für Reiche wiederum wäre es eine Art Comeback: Von 1998 bis 2015 war sie Mitglied des Bundestags. Sieben Jahre davon war sie Mitglied der Bundesregierung als Parlamentarische Staatssekretärin.
Teil-Kritik von Junger Union
Die CDU stellt laut Koalitionsvertrag sieben der insgesamt 17 Ministerinnen und Minister, ebenso wie die SPD. Die CSU besetzt drei Ressorts. Die SPD plant, ihre Kandidatinnen und Kandidaten für das neue Kabinett erst nach dem Ende ihres Mitgliederentscheids über den Koalitionsvertrag zu präsentieren.
Auf dem Kleinen Parteitag der CDU plant Merz nicht nur die Vorstellung der CDU-Kabinettsmitglieder, sondern auch der Staatsminister und parlamentarischen Staatssekretäre. Die Zustimmung der etwa 150 Delegierten zu dem Koalitionsvertrag gilt als sicher. "Ich rechne mit einer sehr großen Zustimmung, weil es ein guter Koalitionsvertrag ist", sagte Baden-Württembergs CDU-Landeschef Manuel Hagel dem Tagesspiegel. "Aus den 28,5 Prozent der Wählerstimmen - und da hätte ich mir weit Besseres gewünscht - haben Friedrich Merz und unser Verhandlungsteam das Beste gemacht", stellte Hagel fest.
Licht und Schatten sieht der Parteinachwuchs in dem 144 Seiten umfassenden Dokument. Der Bundesvorsitzende der Jungen Union, Johannes Winkel, sagte der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, nach der Einigung auf die Neuverschuldung habe es in der JU eine "große Verunsicherung" gegeben. Auch mit den Rentenbeschlüssen im Vertrag könne man nicht zufrieden sein. Positiv bemerkte er, bei den Themen Migration und Wirtschaft sei eine Grundlage geschaffen worden, mit der ein Politikwechsel gelingen könne.
Mitgliederentscheid der SPD
Die SPD lässt ihre rund 358.000 Mitglieder über das Vertragswerk mit der Union entscheiden. Bis zum 29. April um 23.59 können sie online ihre Stimmen abgeben. Das Ergebnis soll am Mittwoch bekanntgegeben werden. Vorher will die SPD auch keine Minister nennen. Erwartet wird, dass Parteichef Lars Klingbeil nach dem Finanzministerposten greifen und Vizekanzler werden wird. Als sicher gilt auch, dass Verteidigungsminister Boris Pistorius den Posten behält.
Neben der Mehrheit der Stimmen ist die Beteiligung von 20 Prozent der Parteimitglieder notwendig. Die Partei-Jugend ist unzufrieden mit dem Koalitionsvertrag, dennoch gilt eine mehrheitliche Zustimmung vor allem mangels Alternative als wahrscheinlich. Die einzigen Alternativen wären eine Koalition zwischen Union und AfD, eine Minderheitsregierung oder die Neuwahl des Bundestags.
Mit Verweis auf den Stimmenzuwachs der AfD appellierte die SPD-Vorsitzende Saskia Esken eindringlich an die Mitglieder ihrer Partei, für den mit CDU und CSU ausgehandelten Koalitionsvertrag zu stimmen. "Unsere Aufgabe in der nächsten Legislatur ist ganz klar – manche sagen sogar, das sei unsere letzte Chance –, wir müssen das Vertrauen in die Demokratie wiedererlangen, erneuern und ihre Feinde zurückdrängen", sagte Esken bei einer Dialogkonferenz mit Parteimitgliedern im nordhessischen Baunatal. "Das ist unsere historische Verpflichtung", fügte sie hinzu.
Union entscheidet auf kleinem Parteitag
Schon an diesem Montag kommen etwa 150 Delegierte der CDU in Berlin zusammen, um über den zwischen den Parteiführungen von CDU, CSU und SPD ausgehandelten Koalitionsvertrag abzustimmen. Die Zustimmung gilt als sicher. Die CSU hatte den 144 Seiten umfassenden Entwurf bereits kurz nach der Einigung per Vorstandsbeschluss abgesegnet.
Wenn auch die SPD zustimmt, soll der Koalitionsvertrag am 5. Mai unterzeichnet werden. Am Tag darauf wäre die Wahl des Kanzlers. Merz benötigt am 6. Mai im Bundestag die Zustimmung der Mehrheit aller Bundestagsabgeordneten, also 316 Stimmen - auch Kanzlermehrheit genannt.
Dem Bundestag gehören 328 Politiker von Union und SPD an. Wenn mehr als zwölf von ihnen fehlen oder Merz die Stimme verweigern, kann innerhalb von zwei Wochen ein zweiter Wahlgang angesetzt werden - gegebenenfalls mit einem anderen Kandidaten. Wenn es auch dann noch keine Kanzlermehrheit gibt, reicht in einem dritten Wahlgang die Mehrheit der Stimmen der anwesenden Abgeordneten. Es gilt aber als wahrscheinlich, dass die Mehrheit im ersten Wahlgang zustande kommt.
Ein Redakteur hat diesen Artikel unter der teilweisen Verwendung eines KI-Sprachmodells verfasst und/oder optimiert. Sämtliche Informationen wurden sorgfältig geprüft.
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