Politiker reden über Klimaschutz – doch ihre Dienstwagen erzählen oft eine andere Geschichte. Der aktuelle Dienstwagen-Check 2025 der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zeigt, wie groß die Diskrepanz zwischen Worten und Taten ist. Das Fazit der am Dienstag, 19. August 2025, veröffentlichten Analyse: Die Mehrheit der deutschen Spitzenpolitiker fährt weiterhin Dienstwagen, die den Klimaschutz nicht voranbringen. Von insgesamt 238 Fahrzeugen auf Bundes- und Landesebene überschreiten 151 die EU-Flottengrenzwerte für CO₂-Emissionen und erhalten eine rote Karte. Nur 87 Fahrzeuge sind rein elektrisch unterwegs.

Besonders auffällig ist die Diskrepanz zwischen den Spitzenreitern und den Schlusslichtern. So fährt Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann einen Elektro-Dienstwagen mit nur 70 Gramm CO₂-Ausstoß pro Kilometer. Im Gegensatz dazu verursacht der Benziner von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder 292 Gramm CO₂ – der schlechteste Wert unter den Landeschefs.

Spitzenpolitiker setzen weiterhin auf klimaschädliche Dienstwagen

Auf Bundesebene sei der Anteil an rein batterieelektrischen Dienstwagen im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen: von 50 auf 57 Prozent. Allerdings gibt es bei den Verbrauchswerten der Elektrofahrzeuge erhebliche Unterschiede, die von 14,5 bis 24 Kilowattstunden pro 100 Kilometer reichen. Die Deutsche Umwelthilfe kündigte an, künftig auch die Effizienz der Elektrofahrzeuge genauer zu prüfen.

Insgesamt verfehlen jedoch 63 Prozent der Dienstwagen den geltenden EU-Flottengrenzwert von 93,6 Gramm CO₂ pro Kilometer. Besonders schlecht schneiden die Dienstwagen der Umweltministerinnen und -minister auf Länderebene ab. Während Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan mit 59 Gramm CO₂ pro Kilometer den besten Wert erzielt, liegt Sachsen-Anhalts Umweltminister Armin Willingmann mit 205 Gramm CO₂ am Ende der Liste.

Damit steht fest: Während weltweit der Druck wächst, CO₂-Emissionen zu senken, setzen viele Regierungsvertreter noch immer auf Fahrzeuge, die weit über den EU-Grenzwerten für Klimafreundlichkeit liegen. Mit schweren SUVs und Limousinen, die oft als Statussymbole gelten, scheinen einige der politischen Entscheidungsträger ihre Verantwortung für den Klimaschutz zu ignorieren.

Ganz oben in der Dienstwagen-Flop-10: Markus Söders BMW X7

Besonders drastisch fällt der Spitzenplatz von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) auf, der mit seinem BMW X7 die traurige Führung der "Flop-10"-Liste übernimmt. Doch er ist bei weitem nicht allein.

Vom Berliner Bürgermeister bis zur Bildungsministerin in Nordrhein-Westfalen: Viele hochrangige Politikerinnen und Politiker bleiben ihrer Vorliebe für große, spritfressende Fahrzeuge treu. Ihre Dienstwagen stoßen teils das Dreifache des erlaubten Wertes aus, was den dringend notwendigen Fortschritt im Verkehrssektor infrage stellt.

Die vollständige "Flop 10" der Politiker-Dienstwagen 2025 sieht folgendermaßen aus - wobei darauf hingewiesen werden soll, dass die Plätze 3 bis 7 identische Autos sind:

  1. Markus Söder (CSU, Ministerpräsident Bayern)
    Fahrzeug: BMW X7 M60i xDrive (Benzin)
    Realer CO₂-Ausstoß: 292 g/km
  2. Dorothee Feller (CDU, Bildungsministerin NRW)
    Fahrzeug: Audi A8 L 60 TFSI e (Benzin/Elektro)
    Realer CO₂-Ausstoß: 264 g/km
  3. Kai Wegner (CDU, Regierender Bürgermeister Berlin)
    Fahrzeug: Audi A8 L Security (Benzin)
    Realer CO₂-Ausstoß: 262 g/km
  4. Iris Spranger (SPD, Innensenatorin Berlin)
    Fahrzeug: Audi A8 L Security (Benzin)
    Realer CO₂-Ausstoß: 262 g/km
  5. Manuela Schwesig (SPD, Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommern)
    Fahrzeug: Audi A8 L Security (Benzin)
    Realer CO₂-Ausstoß: 262 g/km
  6. Hendrik Wüst (CDU, Ministerpräsident NRW)
    Fahrzeug: Audi A8 L Security (Benzin)
    Realer CO₂-Ausstoß: 262 g/km
  7. Herbert Reul (CDU, Innenminister NRW)
    Fahrzeug: Audi A8 L Security (Benzin)
    Realer CO₂-Ausstoß: 262 g/km
  8. Daniela Behrens (SPD, Innenministerin Niedersachsen)
    Fahrzeug: Audi A8 L Security (Benzin)
    Realer CO₂-Ausstoß: 261 g/km
  9. Thomas Strobl (CDU, Innenminister Baden-Württemberg)
    Fahrzeug: Audi A8 L Security (Benzin)
    Realer CO₂-Ausstoß: 261 g/km
  10. Silke Gorißen (CDU, Landwirtschaftsministerin NRW)
    Fahrzeug: BMW 750 e xDrive (Benzin/Elektro)
    Realer CO₂-Ausstoß: 244 g/km

Zur Methodik:

Laut Deutscher Umwelthilfe wurden die Fahrzeuge der Spitzenpolitiker, darunter Bundeskanzler, Vizekanzler und Finanzminister, Verteidigungsminister, Innenminister sowie Gesundheitsministerin, nicht in die Gesamtbewertung einbezogen. Um die Berechnung weiterer sondergeschützter Fahrzeuge vorzunehmen, wurde ein Basismodell mit derselben Motorisierung als Grundlage verwendet. Dies berücksichtigt, dass Personen mit Schutzstatus auf ein speziell gesichertes Fahrzeug angewiesen sind, was zu höheren CO₂-Emissionen führt.

Zudem basiere die Analyse auf den Emissionsangaben der Worldwide Harmonised Light-Duty Vehicles Test Procedure (WLTP). Bei Elektro-, Wasserstoff- und reinen Verbrennerfahrzeugen entsprechen die WLTP-Werte laut Fahrzeugtests meist dem realen CO₂-Ausstoß. Bei Plug-in-Hybriden jedoch hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) mit einem reichweitenspezifischen "Utility Faktor" (ICCT 2017) den CO₂-Ausstoß im reinen Verbrennermodus ermittelt, da diese Fahrzeuge häufig mit leerer Batterie betrieben werden. Für Fahrzeuge mit teilelektrischem oder vollelektrischem Antrieb wurde der CO₂-Gehalt des deutschen Strommixes gemäß den Angaben des Umweltbundesamtes für das Jahr 2024 herangezogen. Unterschiedliche CO₂-Werte für dasselbe Fahrzeugmodell resultieren beispielsweise aus verschiedenen Erstzulassungszeitpunkten und Ausstattungsvarianten.

Kritik an der Bundesregierung und den Landesregierungen

Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert die Bundesregierung und die Landesregierungen scharf. "Der schleppende Fortschritt hin zu klimaverträglichen Dienstwagen ist sinnbildlich für den gesamten Verkehrssektor, der beim Klimaschutz massiv hinterherhinkt", sagt Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin des Deutsche Umwelthilfe e.V. mit Sitz in Radolfzell am Bodensee (Baden-Württemberg). Sie fordert einen konsequenten Umstieg auf sparsame und emissionsarme Fahrzeuge – sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene.

Die Ergebnisse zeigten auch Unterschiede zwischen den Parteien: Während die Grünen mit durchschnittlich 85 Gramm CO₂ pro Kilometer unter dem EU-Flottengrenzwert bleiben, schneiden die SPD (151 Gramm) und die CDU/CSU (160 Gramm) deutlich schlechter ab. Die DUH mahnt, dass die Politik ihre Vorbildfunktion im Klimaschutz dringend wahrnehmen müsse.

Allerdings seien die Zahlen der Umwelthilfe sind laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) nur bedingt mit anderen Statistiken vergleichbar. Beispielsweise gehe die DUH für ihre Rangliste beispielsweise davon aus, dass Plug-in-Hybride nur im Verbrennermodus genutzt werden. Laut Studien trifft das zwar oft zu - ob die Spitzenpolitiker und ihr Fuhrparkmanagement aber auch tatsächlich so vorgehen, ist offen. Zudem ist für jeden Spitzenpolitiker nur ein Fahrzeug aufgelistet, vielen stehen aber mehrere Autos zur Verfügung.

Warndreieck und rotes Ausrufezeichen für Diesel

Mit Warndreieck und rotem Ausrufezeichen kennzeichnete die DUH Diesel-Fahrzeuge. "Aufgrund der Erkenntnisse aus dem Abgas-Skandal, wonach offensichtlich bei allen bisher untersuchten Diesel-Pkw mit einer Abschaltvorrichtung die Abgasemissionen auf der Straße stark erhöht sind, sind Diesel-Pkw nicht nur extrem klimaschädlich, sondern auch extrem gesundheitsschädlich", rügte der Verein.

Schon gewusst? Viele Haus- oder Wohnungseigentümer mit Garage sind unsicher, ob sie ihr Auto zwingend darin abstellen müssen. Besonders in dicht besiedelten Wohngebieten kann die Nutzung der eigenen Garage nicht nur Vorteile bieten - sie kann unter Umständen sogar gesetzlich vorgeschrieben sein. sl/mit dpa