Update vom 11.10.2023, 9.55 Uhr: Restliche Wrack-Teile der "Titan" geborgen - mit mutmaßlichen menschlichen Überresten

Rund dreieinhalb Monate nach dem Unglück des Tauchboots "Titan" und dem Tod der fünf Insassen in den Tiefen des Nordatlantiks haben Experten die restlichen Trümmerteile geborgen - und damit vermutlich auch menschliche Überreste. Das teilte die US-Küstenwache am Dienstag (Ortszeit) mit. Die geborgenen Beweise seien bereits vergangene Woche zur Katalogisierung und Analyse in einen US-Hafen gebracht worden. Weitere mutmaßliche menschliche Überreste seien sorgfältig aus den Trümmern der "Titan" geborgen worden. Sie sollen nun von US-Medizinern analysiert werden.

Das Tauchboot war am 18. Juni verschollen, nachdem es zu einer Erkundungstour des "Titanic"-Wracks aufgebrochen war. Die US-Küstenwache hatte mit Hilfe vor allem kanadischer Kräfte rund 700 Kilometer südlich von Neufundland eine großangelegte Suche gestartet, die Menschen weltweit verfolgten. Tage nach dem Verschwinden entdeckte ein Tauchroboter dann knapp 500 Meter vom Bug des "Titanic"-Wracks entfernt die Trümmer.

Alles deutet darauf hin, dass der Rumpf des Boots dem enormen Wasserdruck nachgab und implodierte. Die "Titanic" liegt in rund 3800 Metern Tiefe auf dem Meeresgrund. Der Luxusdampfer war im Jahr 1912 untergegangen, mehr als 1500 Menschen starben damals.

An Bord der "Titan" waren der Franzose Paul-Henri Nargeolet (77), der britische Abenteurer Hamish Harding (58), der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood (48) und dessen 19-jähriger Sohn Suleman. Der Chef der Betreiberfirma Oceangate, Stockton Rush (61), steuerte das Boot.

Nach Einschätzung verschiedener Experten hatten die Entwickler und Betreiber des Tauchboots anerkannte Standards umgangen und Warnungen missachtet. Medienberichten zufolge warnte schon 2018 ein Brief der Organisation Marine Technology Society (MTS) vor dem experimentellen Charakter des touristischen Angebots, und dass die Fahrten in einer Katastrophe enden könnten. Die Trümmerteile könnten den Ermittlern wichtige Informationen geben, etwa wo die Schwachstelle des Rumpfs der "Titan" gewesen sein könnte.

Update vom 12.07.2023, 10.15 Uhr: Das geschah Sekunden vor der Implosion der "Titan"

Vor fast einem Monat brach das Tauchboot "Titan" zum berühmten Wrack der "Titanic" auf - doch die Erkundungsfahrt endete in einer Katastrophe. Das Gefährt implodierte auf dem Weg in die Tiefe und alle fünf Insassen kamen dabei ums Leben. Seitdem versuchen Experten zu rekonstruieren, wie es zu dem Unglück kommen konnte. 

So auch der spanische Ingenieur Jose Luis Martin. Er schilderte gegenüber dem spanischen Nachrichtenportal Nius, was in den Sekunden vor der Implosion an Bord der "Titan" geschah. "Es muss wie in einem Horrofilm geswesen sein", zitiert das Nachrichtenmagazin Focus die Aussagen des Experten.

Laut Martin befand sich die "Titan" zunächst in einem freien Fall durch die Wassermassen. In 48 bis 71 Sekunden stürzte das Mini-U-Boot rund 900 Meter in die Tiefen. Der Ingenieur berechnete dies aus dem Gewicht, der Schubkraft und der Masse des Tauchbootes unter berücksichtigung des Reibungskoeffizenten des Wassers. 

Die Besatzung beging Jose Luis Martin zufolge einen fatalen Fehler. 105 Minuten nach Start der Mission waren Strom, Motor und Antrieb der "Titan" ausgefallen. Darauf könnten sich die fünf Insassen alle vor einem Bullauge gedrängt haben - dadurch kippte das Tauchboot zur Seite und stürzte senkrecht nach unten. Für die Leute an Bord muss das eine schreckliche Erfahrung gewesen sein. "Stellen Sie sich den Horror vor, die Angst und die Qual", schildert Martin mit dem Hinweis, dass sich alles in absoluter Dunkelheit abgespielt habe.

Fatal war dazu, dass der Notfallmechanismus des Tauchboots nicht für eine solche Situation ausgelegt gewesen sei, mutmaßt Martin. Der Pilot habe keinerlei Chance gehabt, die "Titan" noch einmal abzufangen.

Update vom 03.07.2023, 11.20 Uhr: Enthüllungen über Entwicklung des Tauchbootes "Titan"

Nach der Implosion des Titanic-Tauchbootes "Titan", bei der alle fünf Insassen ums Leben gekommen sind, äußerte sich der Leiter der Rettungsmission über den Fund des Wracks. Edward Cassano, den Geschäftsführer von Pelagic Research Services, übermannten die Emotionen während einer Pressekonferenz. T-online berichtete zuerst darüber.

"Während der gesamten Entwicklungen der Geschehnisse hatten wir den gleichen grundlegenden Fokus. Trotz der Dringlichkeit der Rettung waren wir immer um die Sicherheit aller Einsatzkräfte bemüht. Wir waren darauf vorbereitet, vor Ort einzutreffen und die Menschen an Bord zu retten", erklärte Cassano.

Leiter der Rettungsmission in Tränen aufgelöst - "noch sehr emotional"

"Das, was wir uns gewünscht hätten, war natürlich die 'Titan' auf dem Meeresgrund zu finden", beteuerte Cassano. "Das Schiff wäre intakt gewesen und die Crew am Leben. Der Roboter hätte die 'Titan' dann mit seinem Arm packen und nach oben ziehen können." Doch dann wurden die ersten Trümmerteile gefunden.

Die Rettungsmission sei in diesem Moment "zu einer Bergung geworden". Bei den Worten bricht Cassano in Tränen aus. "Bitte entschuldigen Sie. Es ist noch sehr emotional", sagt er mit zittriger Stimme.

Etwa zur gleichen Zeit enthüllte die US-Zeitung "The New Yorker" Hintergründe zum Entwicklungsprozess des Tauchbootes "Titan". Gleich mehrmals habe sich der CEO und eines der Todesopfer des Tauchganges, Stockton Rush, über die Einschätzung von Experten hinweggesetzt.

Praktikanten entwerfen Elektrotechnik für die Titan?

Zudem habe Rush Praktikanten der Washington State University an der Titan werkeln lassen. "Das gesamte elektrische System – das war unser Design, wir haben es implementiert, und es funktioniert", berichtete wohl der ehemalige OceanGate-Praktikant Mark Walsh im Februar 2018.

Nach seinem Praktikum sei Walsh dann als leitender Ingenieur für Elektrotechnik bei OceanGate angestellt worden. Business Insider berichtete ebenfalls darüber, konnte jedoch nicht nachvollziehen, an welchem Teil des elektrischen Systems des Titans Walshs Praktikantengruppe gearbeitet hat. Vertreter von OceanGate reagierten bisher nicht auf die Bitte um eine Stellungnahme.

Update vom 29.06.2023, 15.20 Uhr: Titan-Trümmerteile mit mutmaßlich menschlichen Überresten geborgen

Nach dem Unglück der "Titan" und dem Tod der fünf Insassen in den Tiefen des Nordatlantiks sollen Trümmerteile des Tauchboots in den USA untersucht werden. US-Mediziner würden zudem mutmaßlich menschliche Überreste analysieren, die ebenfalls geborgen worden seien, teilte die US-Küstenwache am Mittwochabend (Ortszeit) mit. Das kanadische Schiff "Horizon Arctic" hatte die Wrackteile demnach am Mittwoch nach St. John's auf der kanadischen Insel Neufundland gebracht. Das Tauchboot war am 18. Juni verschollen, nachdem es zu einer Erkundungstour des "Titanic"-Wracks aufgebrochen war.

"Es gibt noch viel zu tun, um all die Faktoren zu ergründen, die zu dem katastrophalen Verlust der "Titan" geführt haben", teilte Jason Neubauer von der US-Küstenwache mit, der die Untersuchungen der Behörde leitet. Die Ermittlungen seien notwendig, damit sich eine solche Tragödie nicht wiederhole.

An Bord der "Titan" waren der Franzose Paul-Henri Nargeolet (77), der britische Abenteurer Hamish Harding (58), der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood (48) und dessen 19-jähriger Sohn Suleman. Der Chef der Betreiberfirma Oceangate, Stockton Rush (61), steuerte das Boot.

Die US-Küstenwache hatte mit Hilfe vor allem kanadischer Kräfte rund 700 Kilometer südlich von Neufundland eine großangelegte Suche gestartet, die Menschen weltweit verfolgten. Tage nach dem Verschwinden entdeckte ein Tauchroboter dann knapp 500 Meter vom Bug des "Titanic"-Wracks entfernt die Trümmer, die die US-Küstenwache am Donnerstag vergangener Woche dem Gefährt zuordnete. Damit war klar: Die fünf Insassen waren tot.

Alles deutet darauf hin, dass der Rumpf des Boots dem enormen Wasserdruck nachgab und implodierte. Die "Titanic" liegt in rund 3800 Metern Tiefe auf dem Meeresgrund. Der Luxusdampfer war im Jahr 1912 untergegangen, mehr als 1500 Menschen starben damals.

Das Schiff "Horizon Arctic", das die Trümmer der "Titan" aus dem Wasser hob, war auch maßgeblich an der Suche des Tauchboots beteiligt. Es hatte den ferngesteuerten Tauchroboter eingesetzt, der vergangene Woche auf die Trümmer stieß. Die US-Küstenwache leitete umfangreiche Untersuchungen ein und arbeitet dabei nach eigenen Angaben auch mit internationalen Partnern zusammen, darunter der kanadischen Verkehrssicherheitsbehörde. Die von dem Privatunternehmen Oceangate betriebene "Titan" war von dem unter kanadischer Flagge fahrenden Mutterschiff an ihren Einsatzort gebracht worden.

Die Trümmerteile könnten den Ermittlern wichtige Informationen geben, etwa wo die Schwachstelle des Rumpfs der "Titan" gewesen sei, zitierte die "Washington Post" am Mittwoch Carl Hartsfield von der Nichtregierungsorganisation Woods Hole Oceanographic Institution. "Fotos alleine erzählen nicht die Geschichte", sagte er der Zeitung nach Sichtung der Bilder der Trümmerteile. "Es braucht ein Team aus Ermittlern und Experten, um all das Material, das sie haben, in einen Kontext zu setzen und die Suche nach einem Fehler beginnen."

Die kanadische Verkehrssicherheitsbehörde teilte mit, Ermittler hätten mittlerweile die Sammlung relevanter Dokumente und einleitende Befragungen der Besatzungsmitglieder des Mutterschiffs "Polar Prince" abgeschlossen. Der Fahrtenschreiber des Tauchboots soll demnach in Ottawa analysiert werden. Die Ermittlungen der Verkehrssicherheitsbehörde haben zum Ziel, Sicherheitsmängel zu identifizieren und damit zur Verhinderung ähnlicher Unfälle beizutragen. Dabei geht es nicht um zivil- oder strafrechtliche Fragen.

Nach Einschätzung verschiedener Experten hatten die Entwickler und Betreiber des Tauchboots anerkannte Standards umgangen und Warnungen missachtet. Medienberichten zufolge warnte schon 2018 ein Brief der Organisation Marine Technology Society (MTS) vor dem experimentellen Charakter des touristischen Angebots, und dass die Fahrten in einer Katastrophe enden könnten.

Update vom 23.06.2023, 17.45: Passagiere der Titan sind tot - viele Fragen und offene Antworten

Auf der Suche nach dem vermissten Tauchboot Titan haben sich alle Hoffnungen zerschlagen. Gerade einmal knapp 500 Meter vom Bug des Titanic-Wracks entfernt wurden Trümmer des Gefährts entdeckt. Damit ist klar: Die fünf Insassen sind tot. "Die Titanic hat 111 Jahre nach ihrem Verlust fünf weitere Opfer gefordert", hieß es in einer Mitteilung der Titanic International Society, die sich dem Untergang des Luxusdampfers im Jahr 1912 widmet. Die neue Katastrophe im Atlantik dürfte Wissenschaft und Abenteurer noch lange beschäftigen. Manche Fragen sind bereits geklärt, viele sind noch immer offen - und manche werden womöglich nie beantwortet.

Alles deutet darauf hin, dass der Rumpf des Boots dem enormen Wasserdruck nachgegeben hat und implodiert ist. Der britische frühere U-Boot-Kapitän Ryan Ramsay sagte der Nachrichtenagentur PA, womöglich sei die Luke, die von außen mit 17 Schrauben verschlossen werden musste, defekt gewesen. Eine andere Möglichkeit sei, dass es zuvor einen Defekt im Druckkörper selbst gegeben habe.

Der genaue Zeitpunkt ist noch unbekannt. Sonarbojen hätten kein "katastrophales Ereignis" wahrgenommen, teilte die Küstenwache mit. US-Medien zufolge registrierte aber ein akustisches Unterwassererkennungssystem der US-Navy bereits am Sonntag ein auffälliges Geräusch. Das könnte darauf hinweisen, dass die Titan bereits implodierte, als der Kontakt zum Mutterschiff abbrach.

Was haben die Insassen von der Implosion des U-Bootes mitbekommen?

Dem Hollywood-Regisseur und Tiefsee-Entdecker James Cameron zufolge spricht auch der Fundort der Trümmer dafür, dass das Unglück bereits unmittelbar beim Kontaktabbruch geschah, als das Tauchboot noch unterwegs zum Titanic-Wrack war. Grund sei, dass nicht nur die Kommunikation mit der Titan abbrach, sondern das Boot gleichzeitig auch nicht mehr habe geortet werden können.

"Das einzig Positive ist, dass es sofort geschah und sie nichts bemerkten", sagte Experte Ramsay. Der Druck auf das Tauchboot sei in so großer Tiefe enorm gewesen - die Implosion sei im Bruchteil einer Millisekunde passiert, zitierte der Sender CNN am Freitag die frühere Marineoffizierin Aileen Marty, Professorin für Katastrophenmedizin. Das menschliche Gehirn könne die Lage so schnell gar nicht erfassen. "Das ganze Ding ist kollabiert, bevor die Menschen darin überhaupt bemerken konnten, dass es ein Problem gab", betonte Marty.

Warum ist das U-Boot implodiert?

Bei einer Implosion bricht ein Objekt schlagartig zusammen, wenn der Außendruck größer ist als der Innendruck. Sie steht im umgekehrten Kräfteverhältnis zu einer Explosion. Schon der kleinste strukturelle Defekt kann in großer Tiefe eine solche Katastrophe auslösen.

Erkenntnisse darüber dürften sich die Experten von den entdeckten Trümmerteilen erhoffen. Während Personal und Schiffe nun vom Unfallort abgezogen werden, gehe die Operation auf dem Meeresboden zunächst weiter, teilte die US-Küstenwache mit. Im Moment konzentriere man sich darauf, den Ort zu dokumentieren. Die Daten würden analysiert. Die Titanic liegt in rund 3800 Metern Tiefe auf dem Meeresgrund.

Im Einsatzgebiet rund 700 Kilometer südlich der kanadischen Insel Neufundland hatten Trupps aus den USA und Kanada mit Hilfe weiterer Länder seit Verschwinden des Boots am Sonntag eine großangelegte Suche sowohl an der Wasseroberfläche als auch in der Tiefe des Ozeans gestartet. Im Einsatz waren Schiffe, Flugzeuge, Tauchroboter und andere Spezialausrüstung.

Können die Leichen geborgen werden?

An Bord der Titan waren der Franzose Paul-Henri Nargeolet (77), der britische Abenteurer Hamish Harding (58), der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood (48) und dessen 19-jähriger Sohn Suleman sowie der Chef der Betreiberfirma Oceangate, Stockton Rush (61), der das Boot steuerte. Auf die Frage, ob ihre Leichen geborgen werden könnten, gab es zunächst keine Antwort. Es handele sich in der Gegend des Titanic-Wracks um eine "unglaublich erbarmungslose Umgebung", teilte die Küstenwache lediglich mit. Ob sie damit andeutete, dass die Körper durch die Implosion zerstört wurden oder ob sie sich auf Schwierigkeiten bei der Bergung bezog, blieb unklar.

Hätte das Unglück vermieden werden können?

Nach Angaben verschiedener Experten hatten die Entwickler und Betreiber des Tauchboots anerkannte Standards umgangen und Warnungen missachtet. Medienberichten zufolge warnte schon 2018 ein Brief der Organisation Marine Technology Society (MTS) vor dem experimentellen Charakter des touristischen Angebots, und dass die Fahrten in einer Katastrophe enden könnten. Auch ein ehemaliger Oceangate-Mitarbeiter soll bereits vor fünf Jahren Sicherheitsbedenken geäußert haben.

Titanic-Regisseur James Cameron sieht gar Parallelen zur Katastrophe des Jahres 1912. "Titan, Titanic, wissen Sie, der Größenwahn, die Arroganz. Das ist alles wieder da", sagte Cameron der BBC in einem am Freitag ausgestrahlten Interview. "Es ist eine große Ironie, dass da jetzt ein weiteres Wrack neben der Titanic liegt, und zwar aus dem gleichen Grund" - weil die Warnungen nicht beachtet worden seien, sagte Cameron.

Das Unternehmen äußerte sich laut BBC zunächst nicht zu den Vorwürfen. Oceangate-Mitbegründer Guillermo Söhnlein verwies im Gespräch mit dem Radiosender BBC 4 auf die 14-jährige Entwicklungsdauer der Titan. Wer daran nicht beteiligt gewesen sei, dürfe sich kein Urteil anmaßen, so Söhnlein, der nicht mehr aktiv in dem Unternehmen ist, aber noch Anteile daran hält.

Welche Konsequenzen hat die Katastrophe?

Die Erforschung der Tiefsee in internationalen Gewässern, in denen die Titan unterwegs war, ist weitgehend unreguliert, wie der Meereskunde-Experte Simon Boxall von der University of Southampton der BBC sagte. Spekuliert wird nun, dass sich dies infolge der Titan-Tragödie ändern könnte.

Charles Haas von der Titanic Society sagte: "Die Titanic hat der Welt die Gefahren von Hybris und übermäßigem Vertrauen in Technologie aufgezeigt. Das tragische Ende dieser Expedition hat gezeigt, dass diese Lektionen noch gelernt werden müssen." Haas forderte eine Debatte über Reisen zum Wrack des Dampfers "im Namen der Sicherheit".

Update vom 23.06.2023, 6.30 Uhr: Trümmerteile gefunden - Insassen keine Chance mehr

Nach tagelanger fieberhafter Suche geht die US-Küstenwache vom Tod der fünf Insassen des nun im Atlantik entdeckten Tauchboots aus. Die in der Nähe des "Titanic"-Wracks gefundenen Trümmerteile gehörten zur verschollenen "Titan", teilte der Chef der US-Küstenwache im Nordosten der USA, John Mauger, am Donnerstag (26. Juni) in Boston mit. Damit gebe es keine Überlebenschance für die Vermissten mehr. Er sprach den Angehörigen sein Beileid aus.

Ein ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug hatte am Donnerstagmorgen den Heckkegel des Tauchboots knapp 500 Meter vom Bug der "Titanic" entfernt auf dem Meeresboden gefunden, wie die Küstenwache mitteilte. Insgesamt seien fünf große Trümmerteile entdeckt worden. Sie deuteten auf einen Kollaps der Druckkammer hin.

Implosion könnte schon Sonntag passiert sein

Zum Zeitpunkt der Implosion könne die Küstenwache noch keine Angaben machen. Sonarbojen hätten in den vergangenen 72 Stunden aber kein "katastrophales Ereignis" wahrgenommen. "Ich weiß, dass es eine Menge Fragen dazu gibt - wie, warum und wann genau das passiert ist", sagte Mauger. Unterdessen berichteten US-Medien, dass ein akustisches Unterwassererkennungssystem der US-Navy die Implosion wohl bereits am Sonntag registriert hatte.

Die Küstenwache kündigte an, ihre Suche nun zurückfahren. "Wir werden im Laufe der nächsten 24 Stunden damit beginnen, Personal und Schiffe vom Unfallort abzuziehen", sagte Mauger weiter. Die Operationen auf dem Meeresboden würden jedoch bis auf Weiteres fortgesetzt. Im Moment konzentriere man sich darauf, den Ort zu dokumentieren. Die Daten würden analysiert.

Auf die Frage, ob die Leichen der Besatzung gefunden werden könnten, gab es noch keine Antwort. Es handle sich in der Gegend des "Titanic"-Wracks um eine "unglaublich unversöhnliche Umgebung", teilte die Küstenwache mit.

Wer war an Bord?

An Bord der "Titan" waren der Franzose Paul-Henri Nargeolet (77), der britische Abenteurer Hamish Harding (58), der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood (48) und dessen 19-jähriger Sohn Suleman sowie der Chef der Betreiberfirma Oceangate, Stockton Rush (61), der das Boot steuerte.

Nargeolet, der auch "Monsieur Titanic" genannt wurde, galt als einer der führenden Experten für das Wrack des Luxusliners. "Sein zweites Zuhause war das Meer, er fühlte sich dort so wohl", sagte sein Stiefsohn John Paschall dem Sender CBS News. "Ich denke, es bedeutet sehr viel, dass er seine letzten Momente in der Nähe eines Ortes verbracht hat, die ihm so viel bedeutet hat."

Die Familie von Harding, der mehrere Guinness-Weltrekorde hielt und bereits ins All gereist war, teilte mit: "Was er in seinem Leben erreicht hat, war wirklich bemerkenswert, und wenn wir aus dieser Tragödie einen kleinen Trost schöpfen können, dann ist es, dass wir ihn bei dem, was er liebte, verloren haben."

Noch keine Leichen gefunden - "unversöhnliche Umgebung"

Das Tauchboot wurde seit Sonntagvormittag vermisst. Die "Titan" war auf dem Weg zum Wrack der 1912 gesunkenen "Titanic" in rund 3800 Metern Tiefe. Etwa eine Stunde und 45 Minuten nach Beginn des Tauchgangs riss der Kontakt zum Mutterschiff ab.

Im Einsatzgebiet rund 700 Kilometer südlich der kanadischen Insel Neufundland hatten Trupps aus den USA und Kanada mit Hilfe weiterer Länder eine großangelegte Suche sowohl an der Wasseroberfläche als auch in der Tiefe des Ozeans gestartet. Im Einsatz waren Schiffe, Flugzeuge, Tauchroboter und andere Spezialausrüstung.

Unterwassergeräusche hatten zwischenzeitlich Hoffnungen auf ein Überleben der Insassen der "Titan" geschürt. Die US-Küstenwache teilte nun mit, dass es wohl keinen Zusammenhang zwischen den wahrgenommenen Lauten und dem Fundort der Trümmer gegeben habe.

Kondolenz von vielen Seiten - traurige Tragödie im Atlantik

Der britische Außenminister James Cleverly drückte den Angehörigen der Opfer im Namen der Regierung sein Beileid aus. Sie stehe den betroffenen Familien bei, schrieb er auf Twitter.

Auch die "Titan"-Betreiberfirma Oceangate kondolierte den Familien. Die fünf Männer an Bord seien "echte Forschungsreisende" gewesen, mit "speziellem Abenteuergeist und einer tiefen Leidenschaft für die Erforschung und den Schutz der Meere der Welt". Man trauere und sei mit den Herzen bei den Angehörigen, hieß es weiter. Auch für die Mitarbeiter sei es eine "extrem traurige Zeit".

Oceangate bietet zahlungskräftigen Kunden eine abenteuerliche Reise - die Kosten für die insgesamt achttägige Expedition liegen bei 250 000 US-Dollar (229 000 Euro) pro Person. Die Tauchfahrt zur "Titanic" selbst dauert gewöhnlich aber nur einige Stunden.

Verschärfung der Sicherheits-Regeln erwartet

Die "Titanic" war im April 1912 auf ihrer Jungfernfahrt von Southampton nach New York im Nordatlantik gesunken. Mehr als 1500 der 2200 Menschen an Bord starben. Die in zwei große Teile zerbrochenen Überreste des berühmten Luxusdampfers wurden 1985 entdeckt.

Angesichts von Berichten über schlechte Sicherheitsvorkehrungen für das vermisste Tauchboot erwarten Experten Konsequenzen. "Es wird sicherlich eine Untersuchung nach dieser Katastrophe geben, und deutlich striktere Regeln und Vorschriften werden eingeführt werden", sagte der Chef der auf "Titanic"-Ausstellungsstücke spezialisierten Firma White Star Memories, David Scott-Beddard, dem Sender CNN.

Update vom 22.06.2023, 14.10 Uhr: Sauerstoff wohl aufgebraucht - was nun?

Den fünf Männern in dem vermissten Tauchboot "Titan" geht in ihrer lebensbedrohlichen Lage der Sauerstoff aus. Dieser Vorrat an Bord sollte nach Angaben der Betreiber Oceangate Expeditions für 96 Stunden ausreichen. Nach Schätzungen der Suchtrupps dürfte sich dieses Zeitfenster nun geschlossen haben.

Die Männer im Alter von 19 bis 77 Jahren könnten sich nur noch auf ihr Glück verlassen, sagte der Meeresforscher Simon Boxall von der Universität Southampton am Donnerstag dem Sender Sky News. Der pensionierte britische Konteradmiral Chris Parry sagte, die Überlebenswahrscheinlichkeit der Insassen sei "verschwindend gering". "Wir müssen uns auf das Schlimmste vorbereiten."

Sauerstoff-Zeitrahmen sei ungenau - ein Funken Hoffnung bleibt

Das Tauchboot wird seit Sonntagvormittag vermisst. Die "Titan" war mit fünf Menschen an Bord auf dem Weg zum Wrack der 1912 gesunkenen "Titanic" in rund 3800 Metern Tiefe. Etwa eine Stunde und 45 Minuten nach Beginn des Tauchgangs riss der Kontakt zum Mutterschiff ab. Unklar ist, ob das Boot noch intakt ist und wo es sich befindet. Nach Angaben des Betreibers hatte die 6,70 Meter lange "Titan" ausreichend Sauerstoff an Bord, um fünf Menschen für 96 Stunden zu versorgen.

Experten wiesen allerdings darauf hin, dass es sich um einen ungenauen Wert handele. So könnte auch jetzt noch Luft für die Insassen vorhanden sein, falls es ihnen gelungen sei, Sauerstoff zu sparen, etwa indem sie sich wenig bis kaum bewegten. "Wir wissen nicht, wie lange sie in Bezug auf den Sauerstoffgehalt tatsächlich durchhalten werden", sagte Experte Boxall dem US-Sender NBC News.

Von Aufgeben wollte der Betreiber des "Titan"-Mutterschiffs "Polar Prince" aber auch vier Tage nach dem Verschwinden nichts wissen. "Das mobilisierte Equipment ist das Beste der Welt, das leistungsfähigste der Welt", sagte Sean Leet am Mittwochnachmittag vor Journalisten im kanadischen St. John's. Er fügte hinzu: "Wir werden bis zum Schluss an der Hoffnung festhalten." Die Rettungstrupps verstärkten ihre Anstrengungen weiter.

Tiefenströmung könnte die "Titan" erfasst haben

Die US-Küstenwache teilte am Donnerstagmorgen mit, ein ferngesteuertes Tauchgefährt des kanadischen Schiffs "Horizon Arctic" habe den Grund des Atlantiks erreicht. Auch ein ähnliches Gerät des französischen Forschungsschiffs "L'Atalante" werde für den Einsatz in großer Tiefe vorbereitet.

Experte Boxall sagte, die "Titan" könne Dutzende Kilometer weit im Meer geglitten sein. "Deshalb ist das Suchgebiet so riesig", erläuterte er bei Sky News. "Die Leute gehen davon aus, dass die Tiefsee sehr ruhig ist." Dabei gebe es einige der stärksten Tiefseeströmungen der Erde.

Doch selbst wenn das Tauchboot bald gefunden würde, kann es Experten zufolge unter Wasser nicht mit frischem Sauerstoff versorgt werden. "In dieser Tiefe gibt es wirklich keine Möglichkeit, Sauerstoff hineinzubekommen", sagte der Meeresforscher Tom Dettweiler dem US-Sender CNN. "Es gibt keine Öffnung oder ähnliches, durch die Sauerstoff eindringen könnte."

Rettung wäre kompliziert - auch wenn das Tauchboot gefunden wird

Die einzige Lösung wäre, die "Titan" so schnell wie möglich nach oben zu bringen, die Luke zu öffnen und zu den Menschen zu gelangen, betonte Dettweiler, der selbst 1985 an der Suche und dem Fund des gesunkenen Luxusdampfers "Titanic" beteiligt war. Aber das Tauchboot aus großer Tiefe an die Oberfläche zu bringen, würde vermutlich mehrere Stunden dauern, betonte der Forscher.

An Bord der "Titan" befindet sich der Forscher Paul-Henri Nargeolet (77). Der als "Monsieur Titanic" bekannte Franzose gilt als einer der führenden Experten für das Wrack des Luxusliners. Weitere Insassen sind der britische Abenteurer Hamish Harding (58), der mehrere Guinness-Weltrekorde hält, sowie der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood (48) und dessen 19-jähriger Sohn Suleman. Der fünfte Vermisste ist der Chef der Betreiberfirma Oceangate, Stockton Rush (61), der das Boot steuerte.

Ohne Sauerstoff würde den Besatzungsmitgliedern ein langsamer Tod bevorstehen, sagte der Lungenfacharzt Rainer Schädlich. "Der Prozess dauert lange, da sich der Sauerstoff langsam aufbraucht und zusätzlich CO2 durch Atmung entsteht." Üblicherweise enthält Luft etwa 21 Volumenprozent Sauerstoff (O2). Steigt der Anteil an Kohlendioxid, sinkt der von O2. "Sinkt der Sauerstoffgehalt unter 15 Volumenprozent, wird die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit zunehmend vermindert", sagte der Facharzt für Innere Medizin, Lungen- und Bronchialheilkunde, Allergologie und Umweltmedizin in Straelen.

Tod durch Sauerstoffmangel - Was passiert mit dem Körper?

Bei zunehmendem Sauerstoffmangel kommt es demnach zu Kopfschmerzen sowie zu Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit, aber auch Atemnot, Verwirrtheit, Schwindel und Benommenheit bis zur Apathie. Wie schnell der Sauerstoff verbraucht wird, hängt stark von Atmung und Aktivität der Insassen ab.

Oceangate bietet zahlungskräftigen Kunden eine abenteuerliche Reise - die Kosten für die insgesamt achttägige Expedition liegen bei 250 000 US-Dollar (229 000 Euro) pro Person. Die Tauchfahrt zur Titanic selbst dauert gewöhnlich aber nur einige Stunden.

Die "Titanic" war im April 1912 auf ihrer Jungfernfahrt von Southampton nach New York im Nordatlantik gesunken. Mehr als 1500 der 2200 Menschen an Bord starben. Die in zwei große Teile zerbrochenen Überreste des berühmten Luxusdampfers wurden 1985 entdeckt.

Experte: Katastrophe wird Regelverschärfung nach sich ziehen

Angesichts von Berichten über schlechte Sicherheitsvorkehrungen für das vermisste Tauchboot "Titan" erwarten Experten Konsequenzen. "Es wird sicherlich eine Untersuchung nach dieser Katastrophe geben und deutlich striktere Regeln und Vorschriften werden eingeführt werden", sagte der Chef der auf "Titanic"-Ausstellungsstücke spezialisierten Firma White Star Memories, David Scott-Beddard, zu CNN.

Update vom 22.06.2023, 7.30 Uhr: Sauerstoff nahe Null: Hoffnung für "Titanic"-Abenteurer schwindet

Mehr als drei Tage nach dem Verschwinden des "Titanic"-Tauchboots im Atlantik schwindet die Hoffnung auf ein Überleben der fünf vermissten Abenteurer. Den fünf Menschen an Bord geht langsam der Sauerstoff aus: Er dürfte nur noch für wenige Stunden reichen, falls die "Titan" überhaupt weiter intakt ist. Die Rettungstrupps unter Führung der US-Küstenwache verstärkten ihre Anstrengungen am Mittwoch erneut und konzentrierten sich auf ein Gebiet, aus dem zuvor Geräusche aufgenommen wurden.

Die Laute, die am Dienstagabend und am Mittwochmorgen registriert wurden, hatten Hoffnungen geschürt, das Tauchboot mit den Insassen zu finden. Die Geräusche sollen einem internen Memo der US-Regierung zufolge in regelmäßigen Abständen aufgetaucht sein - doch sie ließen sich laut Such-Koordinator Jamie Frederick zunächst keinen Menschen zuordnen: "Wir wissen nicht, was das ist."

Klopfgeräusche vernommen: Bisher kein Sucherfolg

Die Töne, die als Klopfen interpretiert wurden, könnten einem US-Experten zufolge viele Ursachen haben. "Aus meiner Erfahrung mit der Akustik kann ich Ihnen sagen, dass es Geräusche von biologischen Stoffen gibt, die für das ungeübte Ohr von Menschen gemacht klingen", sagte Carl Hartsfield vom Oceanographic Systems Laboratory. Auch könnten sie von Schiffen in dem Suchgebiet stammen. Laut David Marquet, einem pensionierten Kapitän der US-Marine, sind die Aufzeichnungen aber zumindest ein Grund zur Hoffnung. Regelmäßiges Klopfen sei genau die Art von Lauten, die die Insassen machen würden, um zu signalisieren, dass sie noch leben, sagte er der BBC.

Das Tauchboot wird seit Sonntagvormittag vermisst. Die "Titan" war mit fünf Menschen an Bord auf dem Weg zum Wrack des 1912 gesunkenen Luxusdampfers. Das "Titanic"-Wrack liegt in rund 3800 Metern Tiefe. Etwa eine Stunde und 45 Minuten nach Beginn des Tauchgangs riss der Kontakt zum Mutterschiff "Polar Prince" ab.

Die Suche aus der Luft und mit Schiffen wurde indes weiter verstärkt. Ein französisches Spezialschiff mit einem Tauchroboter an Bord wurde in der Nacht zum Donnerstag (MESZ) vor Ort erwartet. Auch die kanadische "HMCS Glace Bay", die eine Dekompressionskammer und medizinisches Personal an Bord hat, war unterwegs in das riesige Suchgebiet. Verunglückte Taucher müssen nach der Rettung schnell in eine solche Kammer, um bleibende Schäden zu verhindern. Die US-Navy schickte das Schiffshebesystem "Fadoss".

Große Suchaktion vor Neufundland: Noch können die Tauchboot-Insassen lebendig gefunden werden

Such-Koordinator Frederick sprach auf Nachfrage angesichts des sich schließenden Zeitfensters auch über ein mögliches Scheitern der Mission. "Manchmal finden wir nicht, wonach wir suchen", sagte er. Dann komme es vor, "dass man eine schwierige Entscheidung treffen muss. Wir sind aber noch nicht an diesem Punkt", betonte Frederick. Falls dieser Fall eintrete, würden die Familien der Vermissten lange vor der Öffentlichkeit unterrichtet. Frederick sagte auch, dass es gelte, "optimistisch und hoffnungsvoll" zu bleiben. Es handle sich weiter um einen Rettungseinsatz - nicht um eine Bergungsmission.

An Bord der "Titan" befindet sich auch der Forscher Paul-Henri Nargeolet (77). Der als "Monsieur Titanic" bekannte Franzose gilt als einer der führenden Experten für das Wrack des Luxusliners. Weitere Insassen sind der britische Abenteurer Hamish Harding (58), der mehrere Guinness-Weltrekorde hält, sowie der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood (48) und dessen 19-jähriger Sohn Suleman. Der fünfte Vermisste ist der Chef der Betreiberfirma Oceangate, Stockton Rush (61), der das Boot steuerte.

Nach Angaben des Betreibers hat die 6,70 Meter lange "Titan" ausreichend Sauerstoff, um fünf Menschen für 96 Stunden zu versorgen. Aber auch danach würden Menschen zunächst wahrscheinlich erst einmal bewusstlos und seien nicht gleich tot, sagte Kenneth Ledez, Professor für Überdruckmedizin, der BBC. Es gebe auch danach noch Hoffnung, sie lebend zu finden. Menschliche Körper reagierten ganz unterschiedlich auf mangelnden Sauerstoff.

Wenig Zeit bis der Sauerstoff aufgebraucht ist

Aber selbst, wenn die Kapsel geortet wird, könnte eine Bergung einige Zeit in Anspruch nehmen. In der Nähe der "Titanic" knapp 700 Kilometer südlich von Neufundland sind die Bedingungen schwierig. Es herrscht pechschwarze Dunkelheit, und der Wasserdruck ist riesig.

An der Sicherheit der "Titan" waren zuletzt zunehmend Zweifel aufgekommen. Dafür sorgten auch Aussagen von Oceangate-Chef Rush in einem Podcast des CBS-Reporters David Pogue, der 2022 mit der "Titan" mitgefahren war. "Wissen Sie, irgendwann ist Sicherheit reine Verschwendung", sagte Rush da. "Ich meine, wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, stehen Sie am besten nicht auf. Steigen Sie nicht in Ihr Auto. Tun Sie gar nichts." Die BBC berichtete unter Berufung auf US-Gerichtsdokumente, ein Oceangate-Mitarbeiter habe 2018 vor potenziellen Sicherheitsproblemen gewarnt. Mängel im Karbonrumpf des Boots könnten ohne strengere Tests unentdeckt bleiben, hieß es.

Oceangate bietet zahlungskräftigen Kunden eine abenteuerliche Reise - die Kosten für die insgesamt achttägige Expedition liegen bei 250 000 US-Dollar (229 000 Euro) pro Person. Die Tauchfahrt zur Titanic selbst solle aber immer nur einige Stunden dauern.

Die "Titanic" war im April 1912 auf ihrer Jungfernfahrt von Southampton nach New York im Nordatlantik gesunken. Mehr als 1500 der 2200 Menschen an Bord starben. Die in zwei große Teile zerbrochenen Überreste des berühmten Luxusdampfers wurden 1985 entdeckt.

Update vom 21.06.2023, 7.10 Uhr: Hoffnung für die Insassen? Behörden erfassen "Klopfgeräusche"

Einsatzkräfte haben bei der Suche nach dem vermissten Tauchboot "Titan" im Atlantik möglicherweise ein Lebenszeichen der Insassen gehört. Suchteams hätten am Dienstag alle 30 Minuten eine Art Klopfgeräusche in der Region registriert, in dem das Tauchboot vermutet werde, hieß es in einem internen Memo der US-Regierung, aus dem der Sender CNN und das Magazin Rolling Stone in der Nacht zum Mittwoch (Ortszeit) zitierten.

Vier Stunden später, nachdem zusätzliche Sonargeräte eingesetzt worden seien, sei das Klopfen noch immer zu hören gewesen, hieß es weiter. Dem Memo zufolge war aber unklar, wann genau und wie lange das Geräusch zu vernehmen war. Ein späteres Update, das am Dienstagabend verschickt worden sei, berichte von weiteren Geräuschen, die aber nicht mehr als "Klopfen" beschrieben wurden, schrieb CNN. Die akustischen Laute deuteten darauf hin, dass es weiter Hoffnung auf Überlebende gebe, hieß es.

Die US-Küstenwache teilte ebenfalls mit, dass ein kanadisches Suchflugzeug "Unterwassergeräusche" gehört habe. Tauchroboter seien in das Gebiet verlagert worden, um den Ursprung der Geräusche zu erforschen. Zunächst sei dies aber erfolglos geblieben.

Das 6,70 Meter kleine und 10,4 Tonnen schwere Gefährt war auf dem Weg zum Wrack der Titanic und wird seit Sonntagvormittag (Ortszeit) vermisst. Schätzungen der Behörden zufolge dürfte der Sauerstoff nur noch bis Donnerstagmittag (MESZ) reichen. An Bord sind fünf Menschen: der französische Forscher Paul-Henri Nargeolet, der britische Abenteurer Hamish Harding sowie der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood und dessen 19-jähriger Sohn Suleman. Kapitän war der Chef der Betreiberfirma, Stockton Rush.

Ursprungsmeldung: Nach Ausflug zu Titanic-Wrack - U-Boot weiter verschollen

Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit: In der Nähe des Titanic-Wracks im Atlantik suchen Rettungskräfte nach fünf Vermissten in einem verschollenen U-Boot. Da der Sauerstoff in der knapp sieben Meter langen "Titan" nach Betreiberangaben für 96 Stunden reiche, "gehen wir davon aus, dass derzeit zwischen 70 und 96 Stunden verfügbar sind", sagte Kommandant John Mauger von der US-Küstenwache am Montagnachmittag (Ortszeit) in Boston. Das Boot wird bereits mehr als 24 Stunden vermisst.

"Wir setzen alle verfügbaren Mittel ein, um sicherzustellen, dass wir das Schiff lokalisieren und die Menschen an Bord retten können", sagte Mauger weiter. Das Unternehmen Oceangate Expeditions bestätigte, dass Menschen an Bord seien. "Wir prüfen und mobilisieren alle Optionen, um die Besatzung sicher zurückzubringen", zitierte die britische BBC aus einer Mitteilung.

Sauerstoff für 96 Stunden - Ausflugs-U-Boot im Nordatlantik vermisst

Das Unternehmen bringt gelegentlich Privatleute für viel Geld zum Wrack der 1912 gesunkenen, weltberühmten Titanic, die am Grund des Ozeans in 3800 Meter Tiefe liegt. Zu den Insassen der "Titan" soll auch ein milliardenschwerer britischer Geschäftsmann und Abenteurer gehören, der seine Teilnahme in den sozialen Medien angekündigt hatte. Nun gehe es zunächst darum, das Tauchboot an der Wasseroberfläche oder in der Tiefe des Ozeans aufzuspüren, sagte Kommandant Mauger.

Dafür würden mehrere Flugzeuge und Schiffe sowie Bojen mit Sonar an Bord eingesetzt, die Geräusche in einer Meerestiefe von bis zu knapp 4000 Meter erfassen können. Erst wenn der genaue Ort des Bootes klar sei, könne eine mögliche Rettung angegangen werden. Bei der großangelegten Rettungsaktion arbeitet die US-Küstenwache mit kanadischen Einsatzkräften und privaten Booten und Handelsschiffen an der vermuteten Stelle rund 1500 Kilometer östlich der US-Metropole Boston zusammen.

Die fünf Vermissten in dem Boot des privaten Unternehmens Oceangate Expeditions hatten den Tauchgang den Angaben zufolge am Sonntagmorgen (Ortszeit) begonnen. Die Besatzung des kanadischen Begleitschiffs "Polar Prince" habe nach etwa einer Stunde und 45 Minuten den Kontakt verloren. Das Tauchboot bringt von seinem Heimathafen St. John's auf der kanadischen Insel Neufundland für 250.000 Dollar (229 000 Euro) pro Person gelegentlich Touristen zur Titanic. Darunter sind maximal drei Touristen. Dabei handelt es sich bei der "Titan" im engen Sinne um ein Tauchboot, nicht um ein U-Boot, weil es nicht aus eigener Kraft in Häfen ein- und ausfährt. Nach Unternehmensangaben ist die "Titan" 6,70 Meter lang.

Wohl fünf Menschen an Bord - Küstenwache sucht nach verschollenem U-Boot

Oceangate zufolge dauern die Touren des Unternehmens, die von der kanadischen Insel Neufundland aufbrechen, insgesamt acht Tage. Das Unternehmen bewirbt die Fahrten mit dem Kohlefaser-Tauchboot laut BBC als Chance, "aus dem Alltag herauszutreten und etwas wirklich Außergewöhnliches zu entdecken". Die Firma hatte kürzlich mitgeteilt, dass eine Expedition unterwegs sei. Der britische mutmaßliche Teilnehmer schrieb Medien zufolge, es handele sich voraussichtlich um die einzige solche Expedition in diesem Jahr.

Die Titanic war 1912 auf ihrer Jungfernfahrt von Southampton nach New York im Nordatlantik gesunken, mehr als 1500 der 2200 Menschen an Bord starben. Die Überreste des berühmten Luxusdampfers wurden 1985 in rund 3800 Metern Tiefe entdeckt. Filme wie der Blockbuster Titanic (1997) mit den Hollywood-Stars Kate Winslet und Leonardo di Caprio heizten das Interesse an der Katastrophe weiter an. Erst vor kurzem hatten Wissenschaftler mit Hilfe hochauflösender 3D-Bilder die bisher genaueste Darstellung des Wracks geboten.

Der Ozean-Forscher Robert Blasiak vom Stockholm Resilience Centre wies auf die schwierigen Bedingungen im Suchgebiet hin. "Der Ozean ist im Durchschnitt vier Kilometer tief, dieses U-Boot befindet sich also in großer Tiefe", sagte Blasiak der BBC. Licht dringe höchstens einen Kilometer weit in die Meeresoberfläche ein, es sei also stockfinster bei gleichzeitig erheblichem Wasserdruck. "Wir wissen, wo die Titanic ist, aber wir wissen nicht, wo das Tauchboot ist. Es könnte also sein, dass es bei weitem nicht so tief ist, und darauf sollten wir alle zum jetzigen Zeitpunkt hoffen."

Taucht das U-Boot selbst wieder auf? Mehrere Szenarien möglich

Der U-Boot-Experte Alistair Greig vom University College London nannte im BBC-Gespräch mehrere mögliche Szenarien des Vorfalls. Bei einem Strom- oder Kommunikationsausfall könne es sein, dass das Tauchboot zur Oberfläche getrieben würde. Deutlich schlechter wäre die Lage, sollte der Rumpf beschädigt worden sein und es ein Leck geben. "Dann ist die Prognose nicht gut", sagte Greig.

Schwierig wäre es auch, wenn das Tauchboot nicht mehr aus eigener Kraft vom Meeresboden aufsteigen könne. "Auch wenn das Tauchboot möglicherweise noch intakt ist, gibt es, wenn es tiefer als 200 Meter ist, nur sehr wenige Schiffe, die so tief vordringen können, und schon gar keine Taucher", sagte der Experte. "Die für die U-Boot-Rettung der Marine konzipierten Fahrzeuge können sicherlich nicht annähernd in die Tiefe der Titanic vordringen. Und selbst wenn sie es könnten, bezweifle ich sehr, dass sie an der Luke des Touristentauchboots fest machen könnten."