Und da liegt er, der Löwe, im Schatten unter einem Strauch. Die Safari-Fahrzeuge mit Markus Söder und seinem Gefolge halten an. Ein paar Minuten bleiben, um das prächtige Tier und drei Löwinnen zu beobachten, zwei davon aus nächster Nähe. Zuvor hat die Delegation, auf Tour in einem Wildpark, bereits Zebras, Nashörner, Flusspferde, Büffel und Giraffen gesehen, später geht es noch an Elefanten vorbei.
"Immer wieder beeindruckend", sagt Söder auf einer Anhöhe, hinter ihm die südafrikanische Halbwüste. Und auf Nachfrage: "Als Tierfreund finde ich alle Tiere gleich interessant." Auch wenn sein "absolutes Lieblingstier" der Wal sei. Fakt ist: Nach dieser Safari sind viele Fotos mit Söder und diversen Tieren im Kasten.
Reise mit vielen Facetten: Politik - und Auszeit
Söder ist für drei Tage nach Südafrika gereist, nach Kapstadt ganz am südlichen Ende des großen Kontinents. Es ist eine Reise mit vielen Facetten. Eine Reise mit politischen Gesprächen, aber auch mit nachdenklichen Momenten – und eben der Safari. Und irgendwie ist es auch eine kurze Flucht von den Herausforderungen und Problemen zu Hause. Fast eine kleine Auszeit, bevor ihn der normale Alltag in München und Berlin wieder einholen wird – wobei er natürlich auch hier stets in Kontakt bleibt.
In München muss das Kabinett nächste Woche den nächsten Doppelhaushalt aufstellen – und Söder muss die Frage beantworten, ob der Freistaat nach vielen Jahren wieder neue Schulden aufnehmen will oder muss. Und in Berlin muss die schwarz-rote Koalition versprochene Reformen umsetzen, etwa in der Sozialpolitik, und Streitigkeiten lösen, allen voran über das Verbrenner-Aus.
Das alles scheint aber erst einmal vergessen, als Söder am ersten Tag ein Schiff im Hafen von Kapstadt besteigt. Der Katamaran pflügt durch die Wellen, im Hintergrund thront der Tafelberg. Es geht auf die ehemalige Gefängnisinsel Robben Island, wo während des Apartheid-Regimes politische Gefangene inhaftiert wurden. Darunter der spätere Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela, der Südafrika vor gut 30 Jahren schließlich aus der rassistischen Unterdrückung führte.
Fußbälle und Trikots im Gepäck
"Sein Kampf für Freiheit und gegen Rassismus und Apartheid hat die Welt verändert", sagt Söder. Söder lässt sich mit seiner kleinen Delegation über die Insel führen. Er sieht den Kalksteinbruch, in dem die Gefangenen früher schuften mussten, bis Haut und Augen von Sonne und Staub kaputt waren. Söder wird die Ehre zuteil, dass er einen kleinen Stein auf jenen Steinhaufen legen darf, der dort an das Leid der ehemaligen Gefangenen erinnert. Und ein ehemaliger Häftling führt ihn durch den Trakt, in dem Mandela einst untergebracht war. Am Ende steht Söder direkt in Mandelas einstiger Zelle. Der wohl bewegendste Moment des Tages.
Später fährt Söder mit seiner Delegation in das Township Khayelitsha vor den Toren Kapstadts. Eine halbe Million oder eine Million Menschen leben dort, so genau weiß das niemand – die meisten auf engstem Raum in Hütten aus Blech, Holz und Pappe. Die Kriminalitätsrate ist hoch. Organisationen wie die Hanns-Seidel-Stiftung sind dort aktiv, mit sozialen Projekten etwa für Kinder und Jugendliche. Bayern hat hier schon vor Jahren einen Fußballplatz finanziert – da schaut Söder vorbei, bringt den Kindern Bälle und Trikots mit.
"Wir sehen, dass dieses Projekt wirkt", sagt er. Der eigentliche Anlass der Reise ist aber ein politischer, in zweierlei Hinsicht. Zum einen hat Söder am Dienstag (4. November 2025) einen Termin beim südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa. Zudem nimmt Söder an einem Treffen mit den Regierungschefs mehrerer bayerischer Partnerregionen teil. Darunter sind neben der südafrikanischen Provinz Westkap, Regionen und Provinzen etwa in China, Brasilien und den USA.
Söder hat Indien als Nächstes im Visier
Mit Westkap gibt es inzwischen schon das 30-jährige Bestehen der Partnerschaft zu feiern. Und dennoch gibt es immer neue Projekte, um noch enger zusammenzuarbeiten. Die Unis und Hochschulen in beiden Ländern wollen noch enger kooperieren, zudem gibt es eine neue Biotech-Initiative Bayern – Westkap. Ziel dieser und aller anderen Partnerschaften ist laut Söder: ein immer engeres und auch größeres Netzwerk mit leistungsfähigen Regionen in aller Welt. Bayern soll davon in verschiedener Hinsicht profitieren, wirtschaftlich und auch im Wissenschaftsbereich.
Als nächste Partnerregion könnte, so schlägt es Söder vor, Bangalore in Indien dazukommen. Überhaupt hat Söder ja angekündigt, sich mehr um sozusagen die bayerische Außenpolitik kümmern, mehr reisen zu wollen.
Und Tiere, so lästern seine Kritiker, gibt es ja fast überall – man denke an Söders Fotos mit den Pandas in China oder mit Kamelen in Ägypten. Die aktuellen Fotos von Söders Safari auf X stoßen indes, um es vorsichtig zu sagen, auf ein eher gemischt-kritisches Echo. Aber nach dem Termin beim Präsidenten soll es am Dienstag sehr rasch wieder zurückgehen nach Bayern. Der Alltag wartet.