Der Wirkstoff "Remdesivir" ist eigentlich ein Ebola-Medikament. Nun wurde es als erstes Medikament gegen das Coronavirus "Sars-CoV-2" in der EU zugelassen.
Aber was taugt "Remdesivir"?
Update vom 26.06.2020: Corona-Forschung - Wie gut ist "Remdesivir"?
Die "Europäische Arzneimittelbehörde" hat zuletzt "Remdesivir" als Corona-Medikament zugelassen. Der entsprechende Ausschuss empfahl, die Arznei zur Behandlung von erwachsenen Patienten und Jugendlichen ab einem Alter von zwölf Jahren mit Lungenentzündung.
- Wie wirkt "Remdesivir"?
Das Mittel wird durch eine Infusion verabreicht. Es hemmt ein spezielles Enzym der Coronaviren, das insbesondere für die Reproduktion, also die Vermehrung, verantwortlich ist. - Welche Erfolge kann "Remdesivir" verzeichnen?
Eine US-Studie untersuchte die Wirksamkeit des Mittels und stellte fest: "Wir haben nachgewiesen, dass das Medikament bei einer Covid-19-Erkrankung den schweren Verlauf abmildert und die Krankheitsphase um etwa vier Tage verkürzt", erklärt Gerd Fätkenheuer, von der "Uniklinik Köln", dem ZDF. Er war unter anderem an der Studie beteiligt.
Die Forscher berichten allerdings in der Studie, dass "Remdesivir" als alleiniges antivirales Mittel wohl nicht zur Therapie ausreiche.
Erstmeldung vom 30.04.2020: Ebola-Medikament "Remdesivir" lässt Virologen hoffen
In den USA kommt ein neues Medikament zum Einsatz, das bei Covid-19-Patienten zu einer schnelleren Genesung führen könnte: Die USA erlauben den begrenzten Einsatz des Wirkstoffs "Remdesivir" bei Covid-19-Patienten in Krankenhäusern.
Zuvor hatten US-Wissenschaftler bei der Suche nach einem Medikament gegen das neuartige Coronavirus erfolgversprechende Ergebnisse präsentiert. Sie führten eine klinische Studie mit dem antiviralen Mittel "Remdesivir" durch, wie der Spiegel berichtet. Das Medikament hatte laut dem "Nationalen Institut für Allergien und Infektionskrankheiten" einen "klaren, signifikanten, positiven Effekt" auf die Erholungsdauer der erkrankten Menschen. Die Patienten erholten sich mit der Einnahme um 30 Prozent schneller. Covid-19 - das sind die Symptome und der Krankheitsverlauf.
Ergebnisse machen Hoffnung im Kampf gegen das neuartige Coronavirus
Die klinische Studie wurde mit insgesamt 1063 Covid-Patienten aus USA, Europa und Asien durchgeführt. Eine Gruppe bekam das, vom Unternehmen "Gilead" gegen Ebola entwickelte Mittel "Remdesivir". Die andere Gruppe bekam ein Placebo. Die behandelten Patienten benötigten im Durchschnitt elf Tage bis sich ihr Zustand deutlich verbesserte. Das bedeutete, dass sie entweder keinen zusätzlichen Sauerstoff mehr benötigten, das Krankenhaus verlassen konnten, aber noch auf weitere Hilfe angewiesen waren oder nach der Entlassung in den normalen Alltag zurückkehren konnten. Die Menschen, denen das Placebo verabreicht wurde, benötigten dafür 15 Tage.
Die signifikanten Unterschiede in der Genesung konnten bei der Sterblichkeit nicht nachgewiesen werden. Die Patienten mit "Remdesivir" starben in acht Prozent der Fälle. In der Kontrollgruppe starben 11,6 Prozent der Patienten. Dieser Unterschied ist allerdings zu gering um zu beweisen, dass das Medikament dies verursacht, so die Wissenschaftler.
Was die Studie aber zeigt, ist, dass das Medikament das neuartige Coronavirus "aufgehalten" könnte, sagte der Immunologe Fauci, der den US-Präsidenten Trump im Vorgehen gegen das Virus berät. Man müsse aber die vollständigen Ergebnisse abwarten, sagte Epidemiologe Peter Horby von der Oxford Universität in Großbritannien. Wenn sich diese Ergebnisse aber bestätigen, wäre das ein "fantastisches Ergebnis und eine großartige Neuigkeit im Kampf gegen Covid-19."
Ausnahmegenehmigung in Lichtgeschwindigkeit
Das Mittel Remdesivir soll verhindern, dass sich Viren im Erbgut mithilfe menschlicher Zellen vermehren und sich so im Körper ausbreiten. Der Wirkstoff wird im Kampf gegen Ebola, Marburg, Mers und Sars vom Pharmaunternehmen Gilead getestet.
Die rasche Zulassung sei extrem ungewöhnlich - und nicht gänzlich unproblematisch, sagen deutsche Experten . Die Ausnahmegenehmigung sei angesichts der Coronavirus-Pandemie «in Lichtgeschwindigkeit» zustande gekommen, hatte der Chef der US-Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde FDA, Stephen Hahn, am Freitag im Weißen Haus gesagt. Präsident Donald Trump bezeichnete den Schritt als «sehr vielversprechend».
Der Chef des Biotech-Unternehmens Gilead, Daniel O'Day, erklärte, das Unternehmen werde US-Behörden 1,5 Millionen Dosen Remdesivir spenden, die für mehr als 100 000 Behandlungen ausreichen sollten. Patienten, die an der Lungenkrankheit Covid-19 litten, könnten das Medikament nun je nach Schwere der Erkrankung fünf oder zehn Tage lang bekommen, erklärte Gilead. Die US-Regierung werde die Verteilung des Medikaments übernehmen, um sicherzustellen, dass es ankomme, wo es am dringendsten gebraucht werde. Bis Dezember wolle man genügend Remdesivir für eine Million Behandlungen produzieren.
Remdesivir ist bislang weltweit nirgendwo als Medikament zugelassen. Die Ausnahmegenehmigung für die USA entspricht keiner formellen Zulassung, was ein wesentlich aufwendigerer Prozess ist. Selbst die Ausstellung einer begrenzten Ausnahmegenehmigung nach nur einer vielversprechenden klinischen Studie ist ungewöhnlich. Bislang gibt es jedoch keine Impfung gegen das neuartige Coronavirus und auch keine zuverlässige zugelassene medikamentöse Therapie.
tu/sl